Komplementäre Therapien bei Tieren

Welches Heilmittel und welche Therapie braucht das Tier?

Diesen Artikel teilen:  
© A.Domberg

Wie fühlen sich Tiere, wenn sie krank sind? Wie können sie sich mitteilen? Und wie können Menschen wissen, welches Heilmittel und welche Therapie das Tier braucht?Anke Domberg erklärt, welche Möglichkeiten Tier-Therapeuten haben und warum gerade Erkenntnisse aus dem alten China...
Weiter lesen

Komplementäre Therapien bei Tieren
Von Anke Domberg, Tierärztin, Schwäbisch Hall – raum&zeit Ausgabe 167/2010

Wie fühlen sich Tiere, wenn sie krank sind? Wie können sie sich mitteilen? Und wie können Menschen wissen, welches Heilmittel und welche Therapie das Tier braucht?
Anke Domberg erklärt, welche Möglichkeiten Tier-Therapeuten haben und warum gerade Erkenntnisse aus dem alten China so wichtig in der Tier-Therapie sind.

Wie im goldenen Käfig

Ich möchte Sie einladen, mit mir eine kleine Imaginationsreise zu machen:
Stellen Sie sich vor, Sie sind ganz alleine in einem mit allem Komfort ausgestatteten Hotelzimmer in einem fernen Land, wo man Ihre Sprache nicht spricht. Sie werden von vorne bis hinten verwöhnt, doch leider können Sie weder Zeitpunkt noch Art der Zuwendungen wählen. Und Sie können den Raum nicht verlassen. Ein goldener Käfig, in dem niemand ist, der Sie versteht. Wie fühlt sich das an?
Und plötzlich werden Sie krank. Sie bekommen unerträgliches Hautjucken, Übelkeit, sowie Bauchkrämpfe und Verdauungsstörungen. Sie bekommen beste Verköstigung und sind in einer traumhaften Umgebung, wieso sind Sie krank? Der herbeigerufene Arzt kann Sie nicht verstehen. Wird er die richtige Diagnose stellen können? Was behandelt er wohl zuerst und wie? Antibiotikum, Spasmolytikum und Schonkost? Oder ist das ein Fall für die Bach-Blüten oder die Schüssler Salze? Oder brauchen Sie vielleicht doch einfach nur ein paar Seelen, die Ihre Sprache sprechen, Sie verstehen und Ihre wahren Bedürfnisse erkennen? Eine offene Tür, die Ihnen die freie Wahl gibt, zu gehen oder zu bleiben?

Artgerechte Tierhaltung

Könnten Sie sich vorstellen, dass es Tieren auch so ergehen kann? Meine Erfahrung bestätigt dies. Viele Tiere bekommen ihre artspezifischen Bedürfnisse nicht erfüllt. Viele sind überbehütet und überversorgt mit einer Unmenge an scheinbar Notwendigem, das dem besorgten Tierhalter ständig in der Werbung suggeriert wird. Anderen Tieren ergeht es genau umgekehrt, sie haben nicht einmal das Nötigste oder werden sogar gequält.
Tiere begleiten uns Menschen auf einem guten Stück gemeinsamen Lebens und es ist unsere Aufgabe, ihnen das zu geben, was sie brauchen, ohne sie zu vermenschlichen und ohne sie zu vernachlässigen. Eine wahrhaft gute artgerechte Haltung, Ernährung und das wichtige soziale Umfeld können wir ihnen nur in Form von Kompromissen anbieten. Ihre Freiheit büßen sie in jedem Falle ein. So sehe ich es als unsere selbstverständliche Pflicht, sie so gut wie möglich auf allen Ebenen zu versorgen. Doch wie erkennen wir ihre wahren Bedürfnisse? Missinterpretierten wir nicht manchmal das ein oder andere Mal ihr Verhalten?
Auch eine Krankheit kann Ausdruck eines nicht befriedigten Bedürfnisses sein. Die Lösung des Problems bringt der Patient bereits mit – nur müssen wir sie erkennen können und zuhören, was der Patient uns mitteilen möchte. Das klingt jedoch sehr viel einfacher, als es ist. Ich weiß vor einer Behandlung nie, wohin mich mein Patient bringen wird, welchen Weg und wie lange wir ihn gemeinsam gehen werden. Das ist das Spannende daran. Jedes Tier als Individuum wählt seinen eigenen Heilweg, im persönlichen Tempo.

Diagnosehilfen in der Tiertherapie

Ich bin dankbar, dass ich auf eine lange und intensive medizinische Ausbildung zurückgreifen kann mit vielen Jahren des Studiums der Anatomie, Physiologie, Pathologie, Physik, Histologie, Biochemie, um all die kybernetischen Regelkreise, biochemischen und biophysikalischen Vorgänge begreifen zu dürfen. Das alleine genügt nicht, doch es bildet die solide Grundlage, die Vorgänge im Körper verstehen zu können. Ein immens bereichernder Aspekt im Hinblick auf die Erkennung des Gesamtzustandes eines Lebewesens. Um Störfaktoren aufzufinden bieten sich ergänzend bioenergetische Testverfahren an, wie die Kinesiologie, Radionik, sowie die Neue Homöopathie nach Erich Körbler. Sie ermöglichen den energetischen Dialog zwischen Patient und Therapeut. Hierdurch können wir Disbalancen, Störungen und Blockaden aufspüren, die wir möglicherweise durch eine klinische Diagnostik nicht erfahren würden. Meine größten Lehrmeister aber sind meine Patienten, welche mir auf ihre Art und Weise zu verstehen geben, was ihnen fehlt und wo sie eine Unterstützung brauchen.

TCM und Akupunktur

Ausschlaggebend für eine erfolgreiche allumfassende Therapie ist der ganzheitliche Ansatz. Hier bietet sich unter vielen anderen die Traditionelle Chinesische Medizin an, zu der Diätethik, Kräutermedizin, Atemübungen, Meditation sowie Akupressur, Moxibustion und die Akupunktur gehören.
Urzeitliche Grabfunde, wie beispielsweise Knochennadeln, Hornnadeln oder Bambussplitter lassen uns erahnen, wie alt die Anwendung von Akupressur und Akupunktur schon ist. Hinweise zur Akupunktur bei Tieren stammen aus der westlichen Chou- Dynastie (etwa 200 v. Chr.). Nach dieser Philosophie sind folgende Inhalte Grundpfeiler der Gesellschaftsformen: Die Lebensaufgabe, den inneren „richtigen“ Weg zu finden und zu gehen, in Harmonie mit der Natur, eingefügt in den universellen, kosmischen Gesamtzusammenhang (Daoismus) zu sein, sowie die Verehrung der Eltern und Ahnen, eingebunden in Traditionen, Recht und Ordnung (Konfuzianismus). Aufgrund der hohen Verehrung der Ahnen waren Leichenschauen verboten, sodass die damaligen Ärzte und Therapeuten keine andere Wahl hatten, als besondere Fähigkeiten zu entwickeln, um aufgrund äußerlich wahrnehmbarer Veränderungen die Vorgänge und Zustände im Inneren der Körper erkennen zu können. Aus dieser Not entstanden ganzheitliche Wahrnehmungen mit allen Sinnen wie die Irisdiagnostik, Zungendiagnostik und Pulsdiagnostik. Aus empirischen Beobachtungen, dass über Reizung bestimmter Punkte an der Körperoberfläche innere Erkrankungen beeinflusst werden konnten, entwickelte sich diese integrative Heilmethode.
Auch wenn die Akupunktur wissenschaftlich gesehen ihre Wirkung nicht unter Beweis stellen kann, weiß ich doch aus eigener Erfahrung, wie wirksam sie sein kann – und den viel zitierten Placeboeffekt kann ich vor allem in der Tiertherapie nicht gelten lassen. Eine Jahrtausende währende Empirie sollte als Wirkungsbeweis genügen.

Die Vielfalt der Akupunktur

Akupunkturpunkte heißen im chinesischen Shu Xue. Shu bedeutet soviel wie transportieren oder weiterleiten und Xue heißt Höhlung, Vertiefung oder Zugang. Die Akupunkturpunkte sind auf dem Körper oft in kleinen Vertiefungen oder Dellen zu ertasten. Insbesondere, wenn Störungen vorliegen, antworten die Tiere beim Drücken dieser Stellen mit Schmerzreaktionen, die unterschiedlich intensiv sein können. Lokalisiert sind etwa 70 bis 80 Prozent der Akupunkturpunkte an der Durchtrittsstelle eines Nerven- / Gefäßbündels durch die äußere Körperfaszie in die Tiefe. Diese Bündel sind in ein wasserreiches und pufferndes Bindegewebe eingehüllt und haben aufgrund ihrer strukturellen Eigenschaften einen herabgesetzten elektrischen Widerstand (deshalb funktionieren so genannte Punktsuchgeräte). Weiterhin befinden sich bei vielen Akupunkturpunkten (histologisch untersucht) deutlich mehr Nervenrezeptoren als an anderen Hautstellen. Um eine Heilreaktion auslösen zu können, ist zunächst die richtige Wahl des Punktes wichtig. Die Art der Stimulation, die Wahl der Nadel, die Einstichtechnik, die Dauer, sowie die Häufigkeit der Nadelung ist sehr individuell und vom Alter, Krankheitsbild und energetischen Zustand des Patienten abhängig. Gerade bei schweren Erkrankungen bedarf der Therapeut hier einer großen Erfahrung. Durch die Behandlung von Akupunkturpunkten können lokale, funktionelle, organbezogene sowie symptomatische Wirkungen erzielt werden. Traditionell werden diese Punkte massiert, erwärmt (Moxibustion) oder genadelt.

Stimulationsmöglichkeiten von Akupunkturpunkten

Mit Akupunkturnadeln oder Körbler´schen Zeichen können heilende Impulse gesetzt werden, ohne das Tier zu stören.
© A.Domberg

Farben auf Akupunkturpunkte
Werden spezielle Akupunkturpunkte mit bestimmten Farben bestrahlt, so können auch hier verschiedene Wirkungen erzielt werden. Mit der so genannten Farbpunktur sind vor allem Punkte an den unteren Gliedmaßen gut zu stimulieren, zum Beispiel solche des Lebermeridians. Manche Tiere würden auf eine direkte Massage oder Akupunktur mit Abwehr reagieren.
Fallbeispiel: Ein achtjähriger Wallach verletzte sich auf der Koppel oberhalb des rechten Sprunggelenkes. Ein paar Tage später biss das Pferd die ursprünglich etwa 3 x 5 cm lange, oberflächliche Wunde auf, vergrößerte sie dadurch und verhinderte eine einfache Wundheilung. Das Tier wurde daraufhin eine Woche lang zwei Mal täglich an einem bestimmten Akupunkturpunkt auf dem Lebermeridian mit einer speziellen Farblichtlampe etwa zwei Minuten abwechselnd mit Blau und Grün bestrahlt. Ab sofort ließ der Wallach die Wunde in Ruhe und sie konnte ohne weitere Manipulation abheilen.
Aufladen der Meridiane
Eine weitere Möglichkeit, positiv stimulierend über Akupunkturpunkte auf den Organismus einzuwirken, bietet das Aufladen der Hauptmeridiane und Urmeridiane mit speziellen naturheilkundlichen Mitteln. Zum Beispiel kann durch die Anwendung spezieller Kräuter oder Spurenelemente an diesen Punkten ein positiv stimulierender Impuls gesetzt werden und somit das Fließgleichgewicht in den betroffenen Meridianen wiederhergestellt und ausgeglichen werden. Diese Technik wird häufig in der Tierkinesiologie angewendet.
Akuinjektion
Durch Injektion besonderer Heilmittel an speziell gewählten Punkten auf den Meridianen können ebenfalls Heilreaktionen hervorgerufen werden. Der Reiz wird zum einen invasiv durch den Einstich der Kanüle, und zum anderen durch das Deponieren des Heilmittels ausgeübt.
Setzen von Körbler-Zeichen
In der Anwendung genauso intensiv und erfolgreich ist das Aufmalen von Symbolen auf die Haut. Die Monade, das Fou-Chi Zeichen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin steht für Ganzheitlichkeit und enthält unter anderem ein Sinuszeichen. Ein sehr einflussreiches Zeichen, das von Erich Körbler in seiner Neuen Homöopathie nicht wegzudenken ist. Wie wir inzwischen wissen, können Zeichen, angebracht an bestimmten Stellen des Körpers, Heilungsimpulse setzen. Körbler hatte erkannt, dass geometrische Formen – aufgemalt auf die Haut – die Funktion von Antennen haben. Dadurch kann ein Austausch von Energie und Information, also die Kommunikation zwischen Innen und Außen (Grenze zwischen Energiekörper und materieller Körper) gesteuert werden. Die Betonung liegt auf dem informatorischen Aspekt in der feinstofflichen Wirkungsweise seiner Methode. Die Informationen werden durch die körpereigenen Energien verarbeitet.
Diese nicht-invasive Methode bietet vor allem Patienten, die sich nicht gerne berühren lassen oder im Falle einer Akupunktur mit Abwehr reagieren, sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Nicht nur Störungen auf der Körperebene können erkannt und ausgeglichen werden, sondern auch psychische Disharmonien können damit behandelt werden.
Vorteilhaft ist hierbei, dass weder eine Wartezeit bei lebensmittelliefernden Tieren (Wartezeit bei Kühen, Pferden, Kaninchen) besteht, noch für die Teilnahme an Turnieren (Doping) Beschränkungen in der Anwendung gegeben sind.  

Die Autorin

Anke Domberg, geboren am 28.2.1962 in Aalen. Der Wunsch, Tierärztin zu werden, stand schon im Alter von sechs Jahren fest. Studium der Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, Praktikum an der Universität in Budapest, Ausbildung und Weiterbildung in der Veterinärakupunktur sowie in der Traditionellen Chinesischen Medizin, der Laser- und Magnetfeldtherapie, der Homöopathie und der Bach-Blüten-Therapie; Tätigkeit in verschiedenen Tierarztpraxen; Ausbildung zum Wings-Tierkinesiologie Practitioner nach Dr. Rosina Sonnenschmidt; seit 2000 eigene ganzheitliche Tierarztpraxis in Schwäbisch Hall; seit 2003 vermittelt sie ihr Wissen auch in Seminaren.

Alle Bilder: © A.Domberg

Artikel "Komplementäre Therapien bei Tieren" online lesen

Klicken Sie auf folgenden Link um den Artikel online zu lesen:

Artikel online lesen
zur Startseite