Allergie: Geißel oder Chance?

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Allergien gelten landläufig als scheinbar unverständliche ‚Überreaktionen’ auf die Umwelt. Einen völlig anderen, interessanten Ansatz stellt Antonie Peppler, Begründerin der Kreativen Homöopathie, vor. Ihr zufolge machen Allergiker eine bestimmte Persönlic...
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Allergie: Geißel oder Chance?
Von Antonie Peppler (HP), Großheubach – raum&zeit Ausgabe 134/2005

Allergien gelten landläufig als scheinbar unverständliche ‚Überreaktionen’ auf die Umwelt. Einen völlig anderen, interessanten Ansatz stellt Antonie Peppler, Begründerin der Kreativen Homöopathie, vor. Ihr zufolge machen Allergiker eine bestimmte Persönlichkeitsentwicklung durch, bei der sie ihrer eigenen Freiheit und ihren individuellen Möglichkeiten ‚trotzen’.

Die Ursache von Allergien

Über die Ursache von Allergien wird kontrovers diskutiert. Eine der gängigsten Theorien ist die von der Verschmutzung, der ,Verseuchung‘ der Umwelt, welche sich im Zeitalter der Industrialisierung mehr und mehr ausbreitet und wie ein Damoklesschwert über der Menschheit hängt. Plausibel wird erläutert, warum der Mensch in der Umgebung der von ihm ebenso gehassten wie auch benötigten industriellen Anlagen nicht überleben könne. Klingt dies alles nicht unglaublich überzeugend, einmal abgesehen davon, dass es auch unendlich erschreckend ist, dass niemand von der Existenz einer Veränderungsmöglichkeit auszugehen scheint?
Ist dem so? Hängt die Erwartung einer unabdingbaren Erkrankung wie ein Damoklesschwert über uns? Allergien, aus dieser Perspektive gesehen, machen den Menschen zum Opfer, zum hilflosen Wesen, das machtlos dem Moloch des ‚Müssens’ und dem Materialismus ausgeliefert sei. Die Schulmedizin hat gegen Allergien nur einige wenige Symptome-mildernde und fast überhaupt keine heilenden Möglichkeiten. Es bleibt uns – basierend auf dieser Denkweise – also nichts anderes übrig, als ohnmächtig zu beobachten, wie die Zahl der Allergiker stetig ansteigt. Unsere Zukunft ist so scheinbar wenig ‚rosig’.
Stellen wir diese Denkweise vom Ursprung der Allergien aber einmal kritisch infrage, so zeigen sich sehr schnell andere logische Anknüpfungspunkte:

Fragen über Fragen

Warum sind nicht alle Menschen in denselben industriellen Gebieten gleich krank und gleich allergisch? Warum gibt es so viele unterschiedliche Allergien? Warum sind alle Menschen in einem Gebiet nicht von denselben Allergien betroffen?
Berücksichtigen wie solche und ähnliche Aspekte, wenden wir uns der Thematik der Ursache von Krankheit im Allgemeinen zu: Ist es denn wirklich richtig, dass die Krankheit uns in Form von äußeren Giften und Erregern bedroht? Ist es denn wirklich richtig, dass wir als Lebewesen, das immer „älter und schwächer“ wird, überhaupt keine Chance haben, äußerer Bedrohung zu entrinnen – zumindest langfristig gesehen? Bereits aus diesem Denkansatz heraus ist die Theorie der Umweltgifte als fragwürdig oder zumindest unvollständig zu bezeichnen.
Naturheilkunde und Homöopathie vermitteln hier andere Ansätze und Sichtweisen: Betrachten wir die ursprüngliche, historische Gestalt des Heilers:

In einer Zeit, in welcher der Arzt, Lehrer und Priester zugleich in einer Person – dem Gelehrten – vereint waren, bildete die heilende Persönlichkeit drei Aspekte in sich ab: Der priesterliche Aspekt stellte die Diagnose. Aus dem Religiösen heraus lässt sich die Krankheit erklären. Im eigentlichen Sinne heißt Religio übersetzt „Rückbindung“; der Mensch ist ebenso rückgebunden oder gebunden an die Naturgesetze wie alle anderen Kreaturen. Der ärztliche Aspekt der heilenden Persönlichkeit kannte die Heilmittel, die auf der Basis der Naturgesetze gefunden werden konnten. Der lehrende Aspekt gab die krankmachenden Ursachen zum Zwecke der Selbsterkenntnis weiter, damit ein Begreifen der Krankheitsursachen möglich wurde.
Bringen wir diese Thematik auf den berühmten ,gemeinsamen Nenner‘, so erkennen wir, dass sich Krankheit aus dem Inneren, aus dem seelischen Anteil des Menschen entwickelt und als der seelische Ausdruck eines inneren – mit Hilfe des Körpers und der Materie sichtbar gemachten – Konfliktes zu betrachten ist.

Das Spannungsfeld des Einzelnen

Jeder Mensch lebt in seinem individuellen Spannungsfeld. Einerseits nutzt er eine Gemeinschaft, fühlt sich Existenz sichernd von und in der Gemeinschaft unterstützt. Andererseits hat er einen inneren Freiheitsdrang, der sich zum Beispiel in seinen – nicht ausschließlich sexuellen – Trieben und Veranlagungen zeigt. Ohne das Ziel zu (er)kennen oder sich dessen bewusst zu werden, treibt der Mensch aus Interesse am Leben, purer Abenteuerlust oder Neugierde irgendwo hin.
Der Mensch ist zwischen zwei wesentlichen Aspekten seines Lebens hin- und her gerissen: Einerseits dem der Zusammengehörigkeit und Sicherheit, der Thematik „Gemeinsamkeit macht stark“, andererseits dem individuellen Aspekt, dem Besonderen, dem Speziellen – eben der individuellen Besonderheit der Persönlichkeit.
Genau diese Divergenz ist die Basis für die Entstehung von Krankheiten. Ohne Gemeinschaft fühlt sich der Mensch oft isoliert; ist er zu stark an eine Gemeinschaft gebunden, wird er zum Opfer der eigenen Anpassung. Er verliert dann seinen individuellen Anteil, sein Spezielles. Der Ausdruck dieses Spannungsfeldes ist die Krankheit.

Krankheit als Motor der Persönlichkeitsentwicklung

Unter diesen Aspekt ist Krankheit etwas sehr Positives, denn sie zeigt uns unseren Entwicklungsweg, hilft uns, unsere Individualität wahrzunehmen und diese zu erhalten. Über unsere Krankheit wird uns deutlich, wo wir unseren individuellen Weg verlassen und uns vielleicht zu sehr der Anpassung unterworfen haben.
Betrachten wir noch einmal den priesterlichen Aspekt der Heilung, so lässt sich – bei den Allergien ebenso wie bei allen anderen Erkrankungen – der Konflikt, der das krankmachende Spannungsfeld verursacht, durch die Deutung der Symptome deutlich erkennen:

Die Allergie als Symbol

Der Heuschnupfen-Kranke beispielsweise hat zunächst ein Jucken in den Augen, dann meistens Tränenfluss, dazu gehört eine entweder verstopfte oder fließende Nase und ein Müdigkeits- und Krankheitsgefühl.
Übersetzt man diese Symptome, so stellt sich ein sehr komplexes Bild dar: „Es juckt mich“ heißt: „Ich habe Interesse, ich bin neugierig, ich möchte etwas wissen.“
• Juckende Augen bedeuten also: „Schaue doch mal hin“.
• Tränende Augen stehen für Traurigkeit, für Emotionen, die nicht formuliert sind.
• Eine verstopfte Nase steht symbolisch für ‚die Nase voll haben’, genug haben, in einer Situation stecken, die mir nicht gefällt, die ich aber trotzdem nicht verändere.
• Eine fließende Nase deutet mit etwas Phantasie darauf hin, dass jemand eins auf die Nase bekommen hat, für etwas bestraft worden ist. Berücksichtigen wir noch dazu, dass die Nase symbolisch für Persönlichkeitsstärke steht, dann drückt das Tropfen der Nase aus, dass die Persönlichkeit geschlagen, zerschlagen, zumindest unterdrückt wurde.
Die Symptome im Gesamten deuten darauf hin, dass dieser Mensch traurig ist, dass er sich selbst in seiner vollen Stärke nicht leben darf, dass er sich eingeschränkt fühlt, dass er möglicherweise über seine fehlende Freiheit trauert.

Für ein Kind kann es ein hartes Los sein, auf Nahrungsmittel wie Tomate, Milch und Zitrusfrucht zu verzichten. © raum&zeit

Wenn wir die Symptomsprache entschlüsseln können, werden wir uns über unsere Konflikte klar und erkennen uns selbst und unsere wirklichen Bedürfnisse. Oftmals sind wir so in Gewohnheiten verfangen, dass das Individuelle keine Chance hat, überhaupt ins Bewusstsein zu gelangen. Es kann sich dann ausschließlich durch die Körper- beziehungsweise Symptomsprache ausdrücken. Spätestens in dem Augenblick, in dem Symptome entstehen, werden wir uns selbst begreifen lernen.
An diesem Punkt sind nun die Symptome des Heuschnupfen-Patienten nachvollziehbarer geworden.
Der Konflikt der fehlenden Freiheit und der fehlenden Möglichkeiten ist nun offenkundig. Welche Rolle spielt aber das Allergen, das die Allergie ausgelöst hat? Warum wird ein Mensch durch so kleine, winzige Blütenpollen so stark belastet? Warum reagiert er darauf allergisch?

Die Polle darf wie sie will

Der Volksmund sagt zu dem Wort Allergie: „Ich bin allergisch auf etwas, ich kann etwas nicht ausstehen, etwas gefällt mir nicht, etwas stinkt mir.“ Offensichtlich scheint der Allergiker etwas absolut nicht zu wollen. Trotzdem tut er es. Er hält etwas aus, obwohl er es nicht will. Der Heuschnupfen-Patient ist über die Polle unbewusst so verärgert, dass er sie nicht ertragen kann. Er reagiert mit Symptomen.
Betrachten wir die Polle ebenfalls aus symbolischer Sicht, so ist die Polle der Same, das kreative Potential, der ursprüngliche kreative Impuls einer Pflanze. Diese Pflanze nimmt sich das Recht, ihre Samen, ihre Kreativkraft unbegrenzt, unkontrolliert und freiheitlich einfach so in die Umgebung zu schießen, ohne jegliche Disziplin.
Der Heuschnupfen-Patient scheint durch die Polle an etwas erinnert zu werden, was ihn als Person selbst betrifft. Er erinnert sich vermutlich an seine eigene ihm auferlegte Kontrolle, Beschränkung, Disziplinierung. Wahrscheinlich durfte er seine Kreativkraft, die ihm natürlicherweise zueigen ist, nicht unkontrolliert nutzen. Er musste sich disziplinieren, hatte offensichtlich nicht das Recht, seine Kraft so zu benutzen, wie es für ihn vielleicht völlig natürlich und gewünscht gewesen wäre.
Kurz gesagt, ist der Heuschnupfen-Patient ‚ziemlich sauer’ auf die Pflanze, die einfach unkontrolliert ihre Kraft einsetzen und damit nutzen kann, während er selbst sich ‚benehmen’ musste. Vielleicht waren seine Erziehungsmechanismen sehr streng, vielleicht gönnte er sich selbst die Nutzung seiner eigenen Kraftpotentiale nicht. Auf alle Fälle nimmt er sich nicht die gleiche Freiheit heraus, die jede Pflanze von Natur aus hat.

Allergisch und unterdrückt

Böse Zungen behaupten, dass hinter jeder Allergie eine andere Person stünde, ein – meist nahe stehender – Mensch, der den Allergiker scheinbar unterdrückt. Hinter dieser Analogie steht durchaus ein Teil jener Wahrheit, die man unter einem ganz anderen, eigenverantwortlichen Standpunkt betrachten sollte:
In der Regel ist diese Person, die den Allergiker zum ‚Opfer’ macht, in seiner Umgebung zu finden. Es macht allerdings wenig Sinn, seine Umgebung zu beschuldigen oder diese gar für ein unerfülltes Leben verantwortlich zu machen. Unter dem Aspekt der Eigenverantwortlichkeit und mit dem Ziel einer tiefgehenden Heilung ist jeder selbst seines ,Glückes eigener Schmied’. So ist jeder Allergiker nur scheinbar ein Opfer, will doch das Individuum in uns seine eigenen Erfahrungen machen und etwas erleben, um Erkenntnisse zu gewinnen.

Innen wie Außen

Die Allergie ist keine Frage von „Schuld“, sondern eine der Sicht: Wenn ich im Außen immer die Ursache meiner eigenen Begrenzung suche, werde ich immer Opfer bleiben. Ein Opfer scheint hilflos, hat keinesfalls die Chance, sich zu befreien, ist abhängig, hat letztlich keine Chance auf die eigene Individualität.
Derjenige, der gesund werden möchte, muss zuerst erkennen wollen, dass er selbst Initiator seines Lebens ist. Berücksichtigt man die Spiegelbildlichkeit von inneren und äußeren Prozessen, das wichtige, (homöopathische) Naturgesetz „Innen wie Außen“, so ist alles das, was mich umgibt, Spiegel meines Inneren. Wenn ich etwas in mir verändern möchte, muss ich es im Außen darstellen, muss ich es im Außen inszenieren, damit ich es erkennen und verändern kann.
Derjenige, der eingeschränkt ist, braucht jemanden im Außen, der ihn einschränkt, damit er die Einschränkung, die Einengung in sich selbst wahrnimmt, begreift und damit die Chance hat, es zu ändern. Dies alles ist der Inhalt des Satzes „Krankheit kommt von Innen“.
Der Allergiker hat sich also, möglicherweise in seiner Kindheit, Eltern oder Persönlichkeiten in seinem Umfeld „ausgewählt“, die ihn scheinbar unterdrücken und klein halten, damit er durch den Druck von außen die Möglichkeit der Befreiung hat.
Schlussendlich können wir Allergien grundsätzlich als Trotzreaktionen beschreiben, Trotzreaktionen auf einen notwendigen Entwicklungsprozess.

Der Heuschnupfen-Allergiker hat sich mit seinem Heuschnupfen die Aufgabe gestellt, sich selbst weniger einzuschränken, sich zu erweitern, für sich selbst den Mut zu finden, seine Potentiale frei fließen zu lassen, seine inneren Einschränkungen betreffend seines Kreativpotentials aufzugeben.
Da die Pollen der Pflanzen ebenfalls der Symbolik der Sexualität entsprechen, ist ein weiteres Thema der Pollenallergie auch die Negativbewertung von Sexualität. Wenn in einer Familie Sexualität totgeschwiegen wird beziehungsweise als Tabuthema negativ belastet ist, dann kann diese Prägung ihren Ausdruck in der Pollenallergie haben. Ist die Allergie überstanden, ist somit auch die Einschränkung in der Sexualität gelöst oder zumindest gelöster. Der Mensch traut sich von nun an, seine Potentiale jedweder Art auch herauszulassen. Er wird viel freier, beweglicher, hat viel mehr Spaß und Freude am Leben.
Ganz generell sind Krankheitssymptome oder überhaupt Krankheit nichts anderes als die Aufforderung unseres Inneren, unserer individuellen Anlagen, sich aus den Gewohnheits- und Versorgungsmustern, aus der „gemütlich gewohnten Gemeinsamkeit“, die keinerlei Herausforderung mehr bietet, zu befreien.

Archaisches Erbe

Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit ist existentieller Natur. Wenn wir davon ausgehen, dass wir alle Träger der gesamten Evolution sind, dann ist in uns noch der Kampf gegen die Naturgewalten mit allen Ängsten enthalten.
In der Embryonalphase sehen wir sehr deutlich, dass die menschliche Entwicklung von jedem einzelnen Wesen nochmals wiederholt wird. Nicht immer hatten wir den Luxus wie heute, dass wir in geschützten Häusern, meist schon mit Heizung und Strom, leben können. Unsere Vorfahren lebten vielleicht noch in Höhlen und mussten sich gegen die Naturgewalten schützen. Sie mussten sich den Luxus erst erkämpfen, den wir heute wie selbstverständlich haben. Aus dieser Perspektive heraus ist es ganz natürlich, dass die Prägung „Gemeinsamkeit macht stark“ entstanden ist; denn gemeinsam gegen die Naturgewalten, gemeinsam gegen gefährliche Tiere, gemeinsam gegen die Gefahr im Außen zu kämpfen war damals einfach notwendig.
Diese existentielle Abhängigkeit und die damals geprägte Angst sind in jedem von uns noch angelegt und deswegen ziehen wir es vor, in einer Gemeinschaft zu verbleiben und vielleicht auch soweit auf unser Individuelles zu verzichten, nur um den Schutz und die scheinbare Sicherheit behalten zu können. Es ist also überhaupt nicht einfach, sich aus dieser Problematik zu lösen und sich für sich selbst, für sein Eigenes zu entscheiden.
Nachdem nun der Heuschnupfen entschlüsselt oder zumindest etwas deutlicher geworden ist, wenden wir uns nun der „Mutter der Allergien“, der Milchallergie zu.

Konfliktfeld Versorgung

Therapeuten, die Allergien über energetische Testverfahren messen können, machen immer wieder die Erfahrung, dass die Milchallergie die ursprünglichste Form der Allergie ist, auf der sich die anderen Allergien aufbauen.
Hat eine Person viele, unterschiedliche Allergien, dann ist die Milchallergie zunächst nicht messbar. Dies verändert sich, nachdem die verschiedensten anderen Allergien ausgeglichen, also geheilt sind.
Die Milch symbolisiert die Versorgung, die einem Menschen durch andere, besonders durch die Mutter, zuteil wird. Je nachdem, ob die Mutter sich das Kind wünschte, es mit Freuden empfangen und es geboren hat oder ob das Kind zweckgebunden gezeugt wurde, damit sie selbst versorgt ist, dementsprechend wird die Allergieneigung des Kindes ausgeprägt sein.

Unter Berücksichtigung der Aspekte sowohl des tradierten familiären Rollenspiels als auch der kirchlichen Gebote sollten wir berücksichtigen, dass unsere Vorfahren ihre Kinder auch deswegen gezeugt haben, um im Alter versorgt zu sein. Je mehr Kinder da waren, desto sicherer waren die Eltern. Trotzdem tritt die Milchallergie heute – verursacht vom fortschreitenden Prozess der Individualisierung – um ein Vielfaches häufiger auf als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Der Nachwuchs als Sozialversicherung

Vermeintlich ist ein solches tradiertes Rollenverhalten nicht mehr zeitgemäß, interessant ist jedoch, dass sich gerade in der heutigen Zeit dieses angeblich typische Rollenverhalten in der Werbung erneut widerspiegelt. Der Sparkasse beispielsweise sind diese tradierten Muster immerhin ein Werbespot wert: ein Vater nimmt seinen Sohn mit den Worten „mein Ein und Alles“, „meine Rentenversicherung“ in Empfang. Ein Wunder, dass das Neugeborene ihm ein „Vögelchen“ zeigt und ihn damit darauf aufmerksam macht, dass er zur Absicherung des Vaters nicht zur Verfügung steht. Spannenderweise deutet diese Werbung darauf hin, dass das Individuelle des Menschen heute wichtiger zu sein scheint, als die versorgende Gemeinschaft.
Im Sinne des alten, über Generationen existierenden Rollenspiels gibt es zusätzlich noch einige Gebräuche, die auf das abhängige Versorgungssystem hinweisen. Bei der Eheschließung führt der Vater die Braut, seine Tochter, die der Vater bis jetzt versorgt hat, zum Altar, wo der Ehemann die Frau übernimmt. Damit wird symbolisiert, dass der Ehemann die Frau nun weiterversorgen wird.
Im Gegenzug zu dieser Versorgung schenkt die Frau dem Mann ein oder mehrere Kinder, um sich Dankbarkeit und Versorgung auch zu verdienen. Bewusst oder unbewusst – bei vielen Frauen sind diese Versorgungsmuster heute noch so stark verinnerlicht, dass sie ihr Selbstbewusstsein über die Fähigkeit des Gebärens beziehen.
Gerade junge Frauen wollen heute von dieser Theorie gar nichts mehr wissen. Allerdings ist anhand der Verhaltensmuster, die sie aufweisen, doch noch sehr deutlich die Verinnerlichung der über Generationen hinweg üblichen Rollenspiele nachvollziehbar.

Um es nochmals deutlich zusammenzufassen: Über viele Generationen waren Kinderwunsch und Geburt von Kindern eine sehr zweckgebundene Angelegenheit, sie waren ein fester Bestandteil des existierenden Versorgungssystems. Beginnend mit Otto von Bismarck, der die Sozialversicherungen begründet hat, wurde dieses System überhaupt erst unterbrochen. Sozialversicherungen bieten auch Sicherheit, ohne dass der enge Familienverbund so wichtig ist, wie es in den Generationen vorher der Fall war.
Heute ist es also noch genauso wichtig, ob eine Mutter die Rolle der Mutter beziehungsweise Eltern ihre Rolle als Eltern aus dem Gefühl der Zweckgemeinschaft heraus wählen oder ob sie es aus dem Gefühl tun, einer anderen Seele die Möglichkeit zu bieten, leben zu können. Erst im letzteren Fall besteht die Chance, eine Lebensgemeinschaft zu bilden, die vielleicht von vorneherein sehr viel Individualität und Eigenverantwortlichkeit für alle mit berücksichtigt.

Mütter mit verdrängten Wünschen

Viele Frauen, die zur homöopathischen Behandlung kommen, merken erst, nachdem sie ihre Kinder geboren haben, dass sie vielleicht außer Mutter zu werden noch etwas anderes hätten tun wollen. Oftmals ist der schwelende Konflikt mit dem Arbeitgeber eine gute Gelegenheit, sich für eine Schwangerschaft zu entscheiden. Aus Gewohnheit heraus werden Kinder gezeugt, mit illusionären Vorstellungen geboren um anschließend von der Realität eingeholt zu werden. So manche Frau spürt innerlich, dass sie die Verantwortung für das Kind gar nicht so gerne übernehmen möchte, dass das Kind ihr eigentlich „viel zu viel“ ist. Im Sinne des Paradoxen ist es fast immer zu finden, dass je fürsorglicher sich Mütter nach außen darstellen, desto mehr lehnen diese das Kind innerlich ab.
Es ist ein natürlicher menschlicher Zug, dass negative Emotionen, die gesellschaftlich nicht sein dürfen, kaschiert werden. Damit die Konfliktsituation nur ja nicht zum Vorschein kommt, neigt man dazu, in die entgegengesetzte Richtung zu übertreiben. Je fürsorglicher jemand zu sein scheint, desto intensiver kann man vermuten, dass hinter der Fürsorglichkeit in Wirklichkeit Ablehnung steckt.
Diese Situation sollten wir wertfrei betrachten, sie ist einfach ein Faktum. Eine Lösung wird nur in dem Augenblick möglich sein, indem man die Gegebenheiten als solche hinnimmt und die Probleme bereinigt. Alle diese oben genannten Verhaltensweisen sind unbewusste Gründe für eine Milchallergie des Kindes.

Angenommen und versorgt

Die Reaktion eines Menschen auf Milch zeigt an, ob er sich versorgt und angenommen oder ob er sich abhängig und abgelehnt fühlt. Stimmt die ,Chemie‘ zwischen Mutter und Kind, so wird keine Milchallergie zu finden sein. Hat das Kind eine starke Persönlichkeit, fühlt es sich schon früh stark und unabhängig, so verhält es sich ebenso.

Wenn ein Kind allergisch auf Milch reagiert, könnte es sein, dass es sich innerlich gegen die Mutter wehrt.

Aus dieser Perspektive hat der Milchallergiker sich die Aufgabe gestellt, seine persönliche Freiheit gegen die bestehende Abhängigkeit, die aus einem Sicherheitsbedürfnis entstanden ist, einzutauschen. Der Milchallergiker will Eigeninitiative lernen.
Die Verbreitung der Milchallergie ist immens groß und oft nicht erkannt. Erst wenn der Leidensdruck, der aus der Abhängigkeit entstanden ist, stark genug geworden ist, kommt es zu Symptomen, die deutlich machen, dass der Heilungs- und Erkenntnisprozess jetzt möglich ist. Generell: ein Allergiker zu sein, bedeutet, dass der Reifeprozess in Richtung Individualität schon sehr weit fortgeschritten ist.
Zur Milchallergie gehört noch ein anderer, wesentlicher Aspekt, der „Verursacher“, der Initiator der Thematik:

Verkapselte Botschaften

Zur gleichen Zeit als die Homöopathie von Samuel Hahnemann entdeckt wurde, wurde von Edward Jenner die Impfung gefunden und entwickelt. Die erste Impfung, die existierte, war die Kuhpockenimpfung. Damit, so hatte Jenner herausgefunden, konnte man den Menschenpocken Einhalt gebieten. Indem man Menschen die Kuhpockenerkrankung einimpfte, waren sie nicht mehr anfällig für die Menschenpocken. Dies funktionierte zunächst einmal sehr gut, denn an den Kuhpocken starben die Menschen kaum, während an den Menschenpocken sehr viele Todesfälle beklagt wurden. Herr Jenner initiierte also, dass eine Kuhkrankheit in den Menschen hineingeimpft wurde.
Aus der Perspektive „Krankheit kommt von Innen“, „Krankheit kommt aus dem Spannungsfeld zwischen Individualität und Anpassung“ wurde also eine tierische Krankheitsinformation in den Menschen infiltriert. Dieser sollte nun mit den Krankheitsthemen der Kuh fertig werden. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass der Mensch kaum Möglichkeiten hat, tierische Krankheitsprozesse in seinem eigenen Informationssystem verarbeiten zu können. Der Mensch ist eben keine Kuh. Heute ist bekannt, dass die tierische Information im Menschen als ‚im Augenblick nicht lösbar’ verkapselt wurde und als diese über die Genetik weiter vererbt wird. Die Menschen heute haben somit die gleiche tierische Information wie jene Menschen, die damals direkt gegen die Kuhpocken geimpft wurden.
Entschlüsseln wir noch einmal die Symbolik dieser Kuhpockenerkrankung, so musste durch diese Information eine Doppelbotschaft entstehen. Einerseits ist die Kuhmilch als Folge der Muttermilch die Versorgung der Menschen. Andererseits ist die Kuh durch die Impfinformation auch die Ursache der Erkrankung und gibt die Botschaft: Achtung, die Kuh macht krank. Genau genommen lautet die Doppelbotschaft: „Kuh versorgt und Kuh macht krank!“
Gehen wir davon aus, dass die Milch und jegliches Milchprodukt diese Doppelbotschaft im Menschen unbewusst aktiviert, so ist die darauf folgende Reaktion vieler Menschen im Sinne der Milchallergie erklärlich. Denn: Diese unbewusste Doppelbotschaft stellt das Thema Versorgung kritisch in Frage. Damit geht die Gewohnheit und das Gemütliche verloren. Der Individualisierungsprozess nimmt im Kostüm der Erkrankung seinen Lauf.

Gut oder schlecht versorgt

Menschen stellen sich bewusst oder auch unbewusst die Frage: bin ich nun gewollt oder bin ich nicht gewollt; werde ich nun versorgt oder werde ich nicht versorgt? Dieser innere Zwiespalt aktiviert Eigeninitiative und fördert in einem großen Maße den Wunsch nach Unabhängigkeit und persönlicher Freiheit.
Betrachten wir die Milchallergie unter diesem Aspekt, dann hat die Persönlichkeit, die eine Milchallergie entwickelt, sich vorgenommen, in die Unabhängigkeit zu gehen. Die üblichen Gewohnheitsmuster des Rollenspiels werden zugunsten der Individualität hinterfragt. In der Homöopathie haben wir unterschiedliche Möglichkeiten, den verschiedenen Allergien zu begegnen und einen Heilungs- und Erkenntnisprozess zu unterstützen oder gar zu initiieren. Zur Heilung der Milchallergie eignen sich speziell unterschiedliche Milchsorten, die als homöopathische Arzneien aufbereitet wurden.

Die unberechenbare Katze

Als Beispiel sei Lac fellinum, die Katzenmilch, genannt.
Die Katze steht symbolisch für Freiheit, Zärtlichkeit, Unabhängigkeit, vielleicht aber auch Unberechenbarkeit. Wenn wir beobachten, wie Katzenmütter mit ihren Katzenkindern umgehen, so ist auf der einen Seite eine sehr liebevolle Umgangsform vorhanden. Ist allerdings die kleine Katze selbständig genug, wird sie relativ schnell aus dem Familienverband entfernt. Die Mutterkatze lebt wieder ihr eigenes Leben und das Kind wird sogar relativ rasch zur Konkurrenz.

Katzenkinder werden liebevoll aufgezogen, aber früh in die Selbstständigkeit entlassen.

Die kleine Katze wird also sehr schnell in die Unabhängigkeit entlassen und hat gefälligst für sich selbst zu sorgen – eben genau diese Aufgabe haben die Milchallergiker zu erfüllen. Sie müssen lernen, sich aus Abhängigkeit zu befreien und den Schritt in die Eigenverantwortlichkeit, die Selbstständigkeit zu tun und sich in der Verwaltung und dem Genuss des eigenen Lebens wohl zu fühlen. Das Leben in Unabhängigkeit impliziert sicherlich, große Freude und Spaß am Leben zu haben. Es macht gleichermaßen auch kreativ.

Wesentliche Aspekte

Zusammenfassend für die Gesamtsituation von Allergien gilt also:
1. Krankheit kommt von innen.
2. Allergie stellt eine Trotzreaktion dar.
3. Die Trotzreaktion auf gewisse alte, gewohnte Sicherheitsmuster muss aufgegeben und Neues entwickelt werden.
4. Das Allergen ist der Impulsgeber und Botschafter des eigentlichen Allergiethemas.
5. Das Allergen beschreibt die Aufgabe, die der Mensch zu lernen sich vorgenommen hat.
6. Eine Allergie ist keine Schwäche, sondern eine Chance zur Persönlichkeitsentwicklung.

Die Symbolik der Allergene

Hier noch einige Beispiele für die Bedeutung diverser Allergene:

Gräser
lassen sich herunter treten und stehen wieder auf. Symbol für Stabilität und Durchhaltekraft, die aber immer einen Neuanfang impliziert. Jemand, der auf Gräser allergisch ist, sollte sich die Frage stellen, ob er seine Ziele erreicht oder sich auf seinem Weg immer wieder platt walzen lässt.
Eine Heilung ist oft möglich, wenn man lernt, die eigene Kraft zu leben, ohne sich oder anderen die Durchhaltekraft beweisen zu müssen.

Hunde
Charakteristisch für Hunde ist, dass sie sich dressieren lassen und an der Leine gehen. Es könnte sein, dass jemand, der auf Hundehaare allergisch ist, sich innerlich gegen hierarchische Strukturen auflehnt, die bisher Sicherheit geboten hat. Die Lösung wäre es dann, als Individuum ohne absichernde, hierarchische Struktur gelassen leben zu können.

Hausstaub
symbolisiert Dreck und Armut. Die Hausstauballergiker sind oft verkappte Adelige, die sich gerne bedienen lassen würden. Manche putzen aus Trotz, um die wahre Gesinnung nicht deutlich werden zu lassen.
Für eine Heilung müssen sie lernen, zu den eigenen Ansprüchen zu stehen und diese selbstverständlich, aus eigener Kraft zu leben.

Sonne
symbolisiert Erkenntnis, Nähe und Freude. Sonnenallergiker sollten sich fragen, ob sie anstehende Themen betrachten und bearbeiten oder ob sie Angst vor der Erkenntnis haben, weil sie dann zum Beispiel außerhalb der Familie stehen würden.
Eine Heilung erfolgt in diesem Fall, indem die Betroffenen Erkenntnisse und Selbsterkenntnisse zulassen, ohne sich anpassen zu wollen

Nickel
Verstand und Gefühl sind nicht im Einklang, sonst würde ein anderes konsequenteres Handeln folgen müssen.
Heilung: Verstand und Gefühl in Einklang bringen und sich damit selber treu sein.
Als Beispiel gilt der Pazifist, der sich zum Militär einziehen lässt, weil er der Konfrontation aus dem Weg gehen will.

Es ist kein Zufall, dass in unserer heutigen Zeit, die vom Individualisierungsprozess geprägt ist, Allergien weit verbreitet sind. Die Menschen heute haben die Aufgabe, sich aus alten, lang bewährten Mustern und Rollenspielen zu befreien, um mehr zu sich und ihrer Individualität zu kommen. Eine solche Entwicklung findet immer dann statt, wenn die Grundbedürfnisse bis hin zum Luxus erfüllt sind und Zeit und Kraft zur Persönlichkeitsentfaltung verbleibt.
Ich wünsche mir, dass diese Entwicklungsmöglichkeit vielen Menschen noch lange erhalten bleibt, ohne dass unser Kulturkreis Katastrophen initiiert. Denn ein Wiederaufbau und der Kampf um die Grundbedürfnisse ist erheblich weniger anstrengend als die Persönlichkeitsentwicklung.

Literatur

Antonie Peppler: „Die psychologische Bedeutung homöopathischer Arzneien“, Bd. I 1998 und Bd. II 2002, CKH-Verlag Großheubach
Hans-Jürgen Albrecht (Hrsg.): „Kreative Homöopathie – Gesammelte Veröffentlichungen von Antonie Peppler“ Bd. I, 2000 und Bd. II, 2002, Bd. III, 2004, CKH-Verlag Großheubach

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