Achtung Aluminium!

Wie giftig ist das Metall tatsächlich?

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Immer mehr Indizien stützen den Verdacht, dass mit der Freisetzung von Aluminium aus der Erdkruste eine Büchse der Pandora geöffnet wurde. Ist Aluminium der lange gesuchte Umweltfaktor, der den starken Anstieg bei manchen Zivilisationskrankheiten erklärt? #TAB#Neuerkrankungen&nb...
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Achtung Aluminium!
Von Bert Ehgartner, Starzing, Österreich – raum&zeit Ausgabe 188/2014

Immer mehr Indizien stützen den Verdacht, dass mit der Freisetzung von Aluminium aus der Erdkruste eine Büchse der Pandora geöffnet wurde. Ist Aluminium der lange gesuchte Umweltfaktor, der den starken Anstieg bei manchen Zivilisationskrankheiten erklärt?

Neuerkrankungen sind kein Zufall

Mehr als 50 000 Frauen pro Jahr teilen in Deutschland das Schicksal einer Neuerkrankung an Brustkrebs. Das sind um 20 000 mehr als zu Beginn der Achtziger Jahre. „Dieser enorme Anstieg binnen so kurzer Zeit kann nicht genetisch bedingt sein“, sagt die britische Onkologin Philippa Darbre, die mit ihrem Team seit 20 Jahren an der Universität Reading, nördlich von London, die Ursachen von Brustkrebs erforscht.

Auslöser für Brustkrebs

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Besonders auffällig ist, dass 60 Prozent der Krebsfälle im oberen äußeren Quadranten der Brust auftreten. Diese Häufung wurde bisher damit erklärt, dass der Bereich neben den Achseln aus besonders dichtem Gewebe mit zahlreichen milchbildenden Zellen besteht. Diese Zellen sind – in Folge von Schäden an der Erbsubstanz DNA – auch besonders gefährdet für unkontrolliertes Wachstum und Krebs. Doch was verursacht diese DNA-Schäden?
Philippa Darbre fand einige detaillierte Studien mit der Auswertung hunderter Krebsfälle aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und staunte nicht schlecht. Denn damals wurden nur 30 Prozent der Tumoren im Quadranten neben den Achseln diagnostiziert. „Damit war klar, dass es sich um einen Umwelteinfluss handeln muss“, sagt Darbre. „Etwas, das sich in den letzten Jahrzehnten rapide verbreitet hat.“ Sie untersuchte Kosmetikprodukte und hier vor allem Deodorants. Dabei identifizierte sie als mögliche Verdächtige Aluminiumverbindungen, welche bis zu 20 Prozent des Inhalts in Deos ausmachen. Deren Wirkprinzip klingt an sich schon reichlich ungesund: Die reaktionsfreudigen Alu-Ionen verschmelzen mit den Zellen der Haut und verkleben dabei die Schweißdrüsen, so dass man kaum noch schwitzt.
Von Seiten der Kosmetikindustrie wurde stets Entwarnung gegeben: Die Haut sei für Aluminium eine unüberwindliche Barriere, Deo-Rückstände würden beim Duschen gleich wieder abgewaschen und falls doch kleine Mengen in den Organismus geraten, so würden sie umgehend ausgeschieden.
„Dabei wird völlig übersehen, dass sich speziell Frauen meist die Achselhaare rasieren“, sagt der französische Toxikologe Olivier Guillard von der Universität Poitiers. Er zeigte mit einem wissenschaftlichen Hautmodell, dass der Anteil des Aluminiums, der ins Gewebe eindringt, um das Sechsfache ansteigt, wenn die Hautzellen beschädigt sind.
Darbres Forschungsergebnisse der letzten Jahre ziehen die Darstellung der Industrie ebenfalls massiv in Zweifel. Bereits wenige Stunden nach der Anwendung seien die Inhaltsstoffe im Blut nachweisbar, fand sie. Je weiter man von den Achseln weggeht, desto geringer wird die Aluminium-Konzentration im Brustgewebe. Und wenn man die Flüssigkeit aus der Brust krebskranker Frauen mit jener von gesunden vergleicht, so findet man dort eine doppelt so hohe Konzentration an Aluminium. Besonders beunruhigend sind aktuelle Resultate, in denen Darbre Kulturen lebender Brustzellen im Labor mit geringsten Konzentrationen des Alu-Chlor Gemisches versetzte, wie es auch in Deos verwendet wird. Bereits nach einigen Monaten begann ein schockierender Prozess: Unter dem Mikroskop war deutlich sichtbar, wie sich kleine schwarze Zellhaufen bildeten, während in der alufreien Kontrollgruppe die Zellen völlig unverändert blieben. „Es scheint, dass Aluminium fähig ist, eine normale Zelle in eine Krebszelle zu verwandeln“, lautet Darbres Verdacht. Wissenschaftler der Universität Genf legten zu Beginn des heurigen Jahres ähnliche Resultate vor.

Alu Alzheimer

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Während der wissenschaftliche Mainstream gerade erst beginnt, Darbres Resultate zu diskutieren, gilt bei einer anderen Seuche unserer Zeit die Diskussion als abgeschlossen: „Aluminium ist kein Auslöser von Alzheimer“, heißt es auf der Webseite der Internationalen Alzheimer Gesellschaft. „Das ist ein bloßer Mythos“, fügt der britische Toxikologe Nicholas Priest hinzu, der im Auftrag der Aluminium-Industrie mehrfach Übersichtsarbeiten zu gesundheitlichen Aspekten von Aluminium publiziert hat. Ähnlich hatte auch der führende US-Alzheimer Experte Henry Wisniewski argumentiert: „Jeder Forschungsdollar, der in diese Richtung investiert wird, ist ein verlorener Dollar“. Und heute wird auf den internationalen Alzheimer Konferenzen jährlich der „Henry Wisniewski Preis“ für das Lebenswerk im Bereich der Alzheimer Forschung vergeben. Von Aluminium ist dort längst keine Rede mehr.

Meinungsvielfalt

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Das war bis in die frühen Neunziger Jahre hinein noch ganz anders. Zahlreiche Arbeiten fanden Indizien für eine Beteiligung von Aluminium, publiziert in „Science“ oder „Nature“. Darunter etwa die Studien von Daniel Perl, Professor für Neuropathologie an der Mount Sinai School of Medicine in New York. Perl entwickelte eigene bildgebende Verfahren, um das Aluminium in den Alzheimer-Plaques sichtbar zu machen. Er verglich die Gehirne von Menschen, die an Alzheimer gestorben waren, und der Zusammenhang war frappierend. „Aluminium hatte sich zwar ungleichmäßig im Gehirn verteilt“, sagt Perl, „aber genau dort, wo wir die höchste Konzentration fanden, waren auch die Zerstörungen am massivsten.“ In den beschädigten Regionen lag der Aluminiumanteil beim zwei- bis dreifachen Gehalt den man bei Menschen findet, die an anderen Ursachen gestorben sind.
Perl beschreibt, wie eine kleine Gruppe recht bekannter und im Wissenschafts-Betrieb sehr angesehener Kollegen rund um Henry Wisniewski auf Kongressen und in den Medien ständig lautstark gegen diese These protestierten. „Sie vertraten vehement den Standpunkt, es handle sich bei dem Aluminium, das wir fanden, wohl um Labor-Verunreinigungen oder sonstige schlampige Arbeit.“ – Nach und nach wirkte diese Art der Darstellung, zumal die Gruppe auch stets ausreichend finanzielle Mittel für Übersichts-Artikel zur Sicherheit von Aluminium hatte. „Wir vermuteten schon damals, dass sie von der Aluminium-Industrie finanziert wurden“, sagt Perl. „Später tauchten nach und nach die Beweise auf, dass hier massive Geldmittel geflossen sind und bis heute weiter fließen.“
Christopher Exley, Professor für bioorganische Chemie an der britischen Keele University, erläutert: „Wir wissen nicht sicher, ob Aluminium Alzheimer auslöst, oder zu dessen Entstehung beiträgt. Es gibt aber auch keine Forschung, welche so eine Beteiligung ausschließt ... Bei den großen Fördertöpfen brauchen sie nur das Wort Aluminium reinschreiben und der Antrag wird mit Sicherheit abgelehnt.“
Die Zusammenhänge sind seiner Meinung nach aber nicht von der Hand zu weisen: „Wir wissen eindeutig, dass Aluminium ein Nervengift ist. Aluminium löst genau jene pathologischen Veränderungen aus, die mit Alzheimer assoziiert sind. Sie können mit Hilfe von Aluminium Asthma und Allergien auslösen. Bei Multiple Sklerose Patienten finden wir überhöhte Aluminiumspiegel im Harn. Menschen, die an Alzheimer sterben, haben im Gehirn den zwei bis dreifachen Gehalt an Aluminium.
Ich bin absolut sicher, dass die Krankheit Alzheimer auch ohne Aluminium auftreten würde. Doch würde sie in so jungem Alter auftreten? Möglicherweise müsste man ohne Aluminium 150 Jahre alt werden, um daran zu erkranken. Oder der Verlauf wäre wesentlich milder und nicht so aggressiv. Und das Schicksal der Menschen wäre nicht so elend vom Zeitpunkt ihrer Diagnose bis zu ihrem Tod.“

Eine Frage der Sensibilität

Grenzwerte anzugeben ist schwierig, weil die Menschen – je nach ihrem individuellen genetischen Hintergrund – extrem unterschiedlich reagieren. Bei einer Studie, in welcher der Weg von radioaktiv markierten Aluminiumpartikeln im Körper nachverfolgt wurde, fand sich unter den fünf Freiwilligen, die hier teilnahmen, ein Unterschied in der Aluminium-Aufnahme von 300 Prozent. Das heißt, dass manche Personen das Aluminium schwer ausscheiden und die dreifache Menge im Organismus behalten. Was diese Alien-Partikel dort anstellen ist vollkommen unklar. Die reaktionsfreudigen Metall-Ionen gehen ihre Bindungen nach dem Zufallsprinzip ein und verdrängen andere chemische Elemente. Bislang sind mehr als 200 biochemische Abläufe bekannt, wo Aluminium in die Mechanismen des Organismus negativ eingreift. Viele davon sind mit der Weiterleitung von Energie verbunden, deshalb steht Aluminium auch massiv bei Krankheiten unter Verdacht, die mit extremer Müdigkeit zu tun haben.
Der Pariser Neuropathologe Romain Gherardi schätzt den Anteil der Personen, die auf Aluminium von ihrer genetischen Ausstattung her besonders intensiv reagieren, auf etwa ein bis zwei Prozent. „Wenn es uns gelingen würde, diesen Personenkreis über einen geeigneten Test zu identifizieren, so könnten wir hier gezielt Vorsichtsmaßnahmen setzen.“ Dafür wäre es allerdings dringend notwendig, so Gherardi, dass in allen Bereichen, wo Aluminium eingesetzt wird, auch alufreie Alternativen angeboten werden. „Dies gilt vor allem für Impfungen, wo aluminiumhaltige Hilfsstoffe als Wirkverstärker verwendet werden.“

Aluimpfung

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Davon ist bis heute jedoch keine Rede. Speziell bei den Babyimpfstoffen gibt es keine aluminiumfreie Alternative, auf welche die Eltern umsteigen könnten. Der derzeit in Deutschland verwendete Monopol-Sechsfachimpfstoff „Infanrix hexa“ enthält mit Aluminiumphosphat und Aluminiumhydroxid sogar zwei hoch problematische Alu-Verbindungen. Im Normalfall werden die Babys bei ihren Arztterminen auch gleich gegen Pneumokokken geimpft. Ein Impfstoff, der ebenfalls wieder Aluminium enthält. Damit bekommt das Baby pro Impftermin auf eine Menge von 1,32 Milligramm Aluminium.
Der britische Aluminium-Experte Christopher Exley von der Keele University beobachtete in seinen Studien, dass bereits 0,2 Milligramm pro Liter Wasser genügen, damit Jungfische im Aquarium absterben.
Was Aluminium anrichten kann, erlebte auch Herwig Holzer der an der medizinischen Universität Graz viele Jahre lang die Abteilung für Nierenkrankheiten geleitet hat. In den 1970er Jahren wurde weltweit ein beunruhigendes Phänomen in Dialyse-Stationen beobachtet: „Wir haben damals ungewöhnlich viele neurologische Fälle mit schweren Ausfallserscheinungen beobachtet“, sagt Holzer. „Besonders bei jungen Menschen sind schlaganfallähnliche, alzheimerähnliche Bilder entstanden.“ Das Phänomen ging als „Dialyse-Demenz“ in die Medizingeschichte ein. Als Auslöser wurden neuartige Medikamente identifiziert, welche Aluminiumhydroxid als Wirkstoff enthielten. „Als wir das Problem erkannt haben, haben wir das Aluminiumhydroxid sofort abgesetzt“, sagt Holzer. Es war dann auch gleich eine Absenkung der Blutspiegel festzustellen. Entgegen der Hoffnung Holzers gab es bei den neurologischen Defiziten der Patienten jedoch keine Besserung mehr. „Es ist eben das Problem gewesen, dass das Aluminium schon im Gehirn war und dort seine toxische Wirkung verbreitet hat, so dass Heilungen nicht mehr beobachtet wurden.“
Ähnliche Medikamente sind heute noch immer im Umlauf, werden aber nicht mehr an Dialyse-Stationen, sondern in den Apotheken als Mittel gegen Sodbrennen oder zum „Magenschutz“ abgegeben. Manche davon sogar rezeptfrei. Im Kleingedruckten der Patienteninformation wird vor Langzeiteinnahme gewarnt. Dies könnte zu Demenz führen. Bei längerer Anwendung sollten jedenfalls die Aluminiumspiegel im Blut kontrolliert werden.
Erika Jensen-Jarolim und ihre Forschergruppe an der Universität Wien verwenden diese Mittel, um im Tiermodell Allergien – von Asthma bis zu Nahrungsmittel-Allergien – auszulösen. „Egal ob die Mittel injiziert oder verfüttert werden“, erklärt Jensen-Jarolim „mit Hilfe von Aluminium gelingt es, das Immunsystem der Tiere gezielt gegen eine gleichzeitig verabreichte Substanz scharf zu machen.“
Nun zeigen aktuelle Studien, dass sich dieses Risiko nicht auf Tiere beschränkt. In der Schwangerschaft leiden wegen des Zwerchfell-Hochstandes etwa die Hälfte der Frauen unter Sodbrennen. „Wenn diese Frauen aluminiumhaltige Medikamente nehmen“, erklärt Jensen-Jarolim, „so haben ihre Kinder ein doppelt so hohes Risiko einer Allergie.“
Krebs, Allergien, Alzheimer – die Liste der möglichen aluminiumassoziierten Risiken ist lang. Auf internationalen Konferenzen hört man nach wie vor wenig von derartigen Zusammenhängen. Christopher Exley hat bereits in den 1990er Jahren die Konsequenz gezogen und veranstaltet selbst alle zwei Jahre Fachkonferenzen zur Aluminium-Forschung. Er vernetzt dabei etwa 600 Arbeitsgruppen weltweit, die – auch unter widrigsten Förderungsbedingungen – wissenschaftliche Forschung betreiben. Im vergangenen Jahr fand das „10. Keele Meeting on Aluminium“ im englischen Winchester statt. Die Liste der behandelten Themen war beeindruckend lang. Anstatt Massenbesuch wie bei den Alzheimer-Konferenzen kamen hier jedoch nur knapp über einhundert Wissenschaftler. „Wir bekommen keinerlei Förderung“, sagt Exley. „Jeder Teilnehmer muss alle Kosten selbst tragen.“

Das Metall der Moderne

© B. Ehgartner

Aluminium ist ein modernes Metall, das noch vor 120 Jahren nur ein paar spezialisierten Chemikern bekannt war. Das Metall war tief in der Erdkruste in Verbindungen mit Silizium und Sauerstoff gebunden. Die Biologie kannte Aluminium nicht, weil es im Meerwasser, wo das Leben entstand, nicht vorhanden war. Doch dann wurde der „Alien“ aus der Erde geholt.
Das einzige Erz, aus dem Aluminium wirtschaftlich gewonnen werden kann, ist Bauxit, ein recht vielfältig zusammengesetztes Gestein, das sich vor allem über einen Gehalt von bis zu 60 Prozent Aluminiumoxid definiert. Der Abbau von Bauxit beschränkt sich heute weitgehend auf Länder rund um den Äquator.
95 Prozent der geförderten Bauxite werden im Tagebau gewonnen. Der Oberboden wird dabei mit Räumungsmaschinen entfernt – und teilweise für die spätere Rekultivierung aufgehoben. Dann kann das Bauxit, das in Schichten von zwei bis zu etwa 20 Metern vorliegt, bequem durch Radlader, Schürfkübelbagger und sonstige Maschinen abgetragen, zerkleinert und von Mineralen wie Tone, Sand und Kalkstein getrennt werden. Diese bleiben ebenfalls als Rückstände zurück und machen 15 bis 30 Prozent der Abbaumenge aus.
Weil beim Abbau des Bauxits die Vegetation mitsamt der oberen Bodenschicht vollständig entfernt werden muss, ist dieser mit einem enormen, großflächigen Eingriff in die Natur verbunden. Sowohl die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes durch Menschen wie auch die Besiedlung durch Tiere wird deswegen auf Jahrzehnte oder sogar dauerhaft gestört. „Während des Abbaus ist vor allem der Eingriff in den Wasserhaushalt problematisch“, erklärt Lars Hildebrand, Diplom-Geograph der Universität Hamburg.  Zum Waschen des Bauxits sind große Mengen Wasser notwendig. Gleichzeitig fällt Abwasser an, das mit feinsten Partikeln von Bauxitstaub verunreinigt ist. „Gelangen diese Partikel in natürliche Gewässer, verschlammen diese und es verstopft die Poren der im und am Wasser lebenden Pflanzen und Tiere.“
Die Produktion des Aluminiums hängt eng mit dem Aufstieg der Elektroindustrie und der Erfindung leistungsfähiger Strom-Generatoren zusammen. Bis heute braucht es für die Herstellung einer Tonne Aluminium zehnmal mehr Energie als für die Erzeugung derselben Menge Stahl. Die im internationalen Vergleich eher bescheiden dimensionierte größte Aluschmelze Deutschlands in Neuss benötigt beispielsweise gleich viel Strom wie die benachbarte Stadt Düsseldorf mit allen seinen Betrieben und 600 000 Einwohnern.
Mit 45 Prozent der Gesamtkosten ist der Faktor Strom denn auch einer der Gründe, warum die Aluminiumindustrie immer mehr in Länder mit günstigeren Energiepreisen abwandert. Neue Aluschmelzen entstehen im arabischen Raum, vor allem aber in Brasilien und China.
In diesen beiden Ländern, welche bei den Fördermengen die spektakulärsten Zuwächse aufweisen, entstehen demnach auch die ehrgeizigsten neuen Kraftwerksprojekte. Für das Monster-Kraftwerk Belo Monte im Norden Brasiliens soll der Rio Xingu, ein Nebenfluss des Amazonas kanalisiert werden. „Hier wird für den Profit der Alu-Multis das Leben von 30 000 Indios zerstört“, klagt der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler, der wegen seines Engagements gegen derartige Projekte seit vielen Jahren unter Personenschutz steht.
Die ehrgeizigsten Ausbaupläne hat China, das für seinen Drei-Schluchten-Damm am Jangtse unfassbare 1,3 Millionen Menschen umsiedeln ließ. Bis 2015 ist nun die Fertigstellung der Xiluodu-Talsperre geplant.

Wo Aluminium überall enthalten ist

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Die chemischen Eigenschaften von Aluminium sind so vielfältig, dass es in Produkten eingesetzt wird, wo man das nicht erwarten würde. Am unübersichtlichsten ist die Verwendung von Aluminium in Kosmetikprodukten. Das reaktionsfreudige Leichtmetall wird in rund 60 Verbindungen – von „Aluminium Distearate“ bis „Aluminium Zirconium Trichlorohydrex Gly“ – verwendet und erfüllt zahlreiche Funktionen. In Deodorants verbindet sich eine Aluminium-Chlor-Combo mit den Zellen der Haut und verändert diese in einer Art, dass kaum noch Schweiß durchdringen kann.
Mit Hilfe von Aluminium wird die Viskosität (Dickflüssigkeit) von Cremes und Lotions nach Wunsch reguliert. Es fungiert als Gelbildner und wirkt antibakteriell. In Sonnencremes und zahlreichen anderen Produkten sorgt Aluminium dafür, dass das Mittel nicht verklumpt und sich gut auf die Haut auftragen lässt. Speziell in manchen „medizinischen“ Zahncremes werden Alu-Verbindungen zur Stärkung des Zahnschmelzes, gegen Zahnfleischbluten und zur Abwehr von Bakterien eingesetzt.
Erythrosin Aluminiumfarbstoff (E 127) färbt Lippenstifte, aber auch die Kirschen im Obstsalat rot. Blau färbt Aluminium in seiner Verbindung mit Indigotin. Es ist als Zusatzstoff E 132 für Süßwaren, Likör oder Speiseeis zugelassen und findet breite Anwendung in der Färbung von Arzneimitteln, Kosmetika und Textilien.
Aluminium kommt auch in seiner puren metallischen Form als silbrig grauer Farbstoff (E 173) für Lakritzdragees sowie zur Dekoration von Keksen zum Einsatz.
Als Verbindung mit Schwefelsäure wird Aluminiumsulfat (E 520) in vielen Teilen der Welt zur Aufbereitung von Trinkwasser eingesetzt, weil sich die reaktionsfreudige Chemikalie mit Schmutzteilchen im Wasser verbinden, worauf diese ausflocken, zu Boden sinken oder im Filter hängen bleiben. Nebenher verleiht es aber auch kandierten Obst- und Gemüsestücken sowie essbaren Wursthüllen aus Naturdarm größere Festigkeit.
Als Folge der chemischen Reaktion mit Phosphorsäure entsteht Natriumaluminiumphosphat (E 541), welches für die Herstellung von Biskuitgebäck zugelassen ist.
Als Trennmittel und „Rieselhilfe“ wird Aluminium in seiner Verbindung mit Silikaten – etwa in Kochsalz, Scheibenkäse, diversen Nahrungsergänzungsmitteln, sowie Lebensmitteln in Pulverform – eingesetzt (E 554, E 555, E 556, E 559).
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte mehrfach Bedenken geäußert, dass die Grenzwerte für eine tolerierbare Aufnahme von Aluminium aus Lebensmitteln „von einem signifikanten Teil der europäischen Bevölkerung übertroffen werden“. Einigen dieser Mittel geht es nun auf Grund einer Regulation der EU-Kommission an den Kragen.
Bis 2015 werden nun tatsächlich einige Aluminiumquellen wie Bentonite (E 558), Calcium Aluminium Sulfat (E 556) oder Kaolin (E 559) definitiv verboten.

Der Autor

Bert Ehgartner, Jahrgang 1962, studierte in Wien Publizistik und absolvierte Universitäts-Lehrgänge über evidenzbasierte Medizin. Seit 1987 arbeitet er als freier Journalist u. a. für profil, Der Standard, Süddeutsche Zeitung, Focus und war mehrere Jahre Chefredakteur des Internet-Gesundheitsportals „surfMED“. Er ist Sachbuchautor, Wissenschaftsjournalist und Dokumentarfilmer und lebt mit seiner Familie bei Wien.

Literatur

Rondeau V et al.: „Aluminum and Silica in Drinking Water and the Risk of Alzheimer‘s Disease or Cognitive Decline: Findings From 15-Year Follow-up of the PAQUID Cohort“, American Journal of Epidemiology, 2009; 169 (4): S.489–496
Walton JR: „Cognitive Deterioration and Associated Pathology Induced by Chronic Low-Level Aluminum-Ingestion in a Translational Rat Model Provides an Explanation of Alzheimer’s Disease, Tests for Susceptibility and Avenues for Treatment“, International Journal of Alzheimer’s Disease, 2012
Kawahara M, Kato-Negishi M: „Link between Aluminum and the Pathogenesis of Alzheimer‘s Disease: The Integration of the Aluminum and Amyloid Cascade Hypotheses“ International Journal of Alzheimer‘s Disease 2011
Alfrey AC et al.: „The dialysis encephalopathy syndrome. Possible aluminium intoxication“, The New England Journal of Medicine 1976; 294(4): S.184–188
Shoenfeld Y, Agmon-Levin N.: „‘ASIA‘ - autoimmune/inflammatory syndrome induced by adjuvants“, Journal of Autoimmunity 2011
Exley, C. et al.: „The immunobiology of aluminium adjuvants: how do they really work?“, Trends in Immunology 2010; 31(3): S.103–109
Darbre PD et al.: „Aluminium and human breast diseases“, Journal of Inorganic Biochemistry 2011; 105(11): S.1484–1488

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