Für eine Hand voll Mais

Skrupellose Gentech-Mafia täuscht Verbraucher

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Die Gen-Industrie ist für die meisten Menschen mit einem Namen verknüpft, der rund um den Globus schon für viele Skandale gesorgt hat: Monsanto. Doch auch in der vermeintlich gentechnologischen Provinz Deutschland gibt es bemerkenswerte Aktivitäten zu beobachten. Durchleuchtet ma...
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Für eine Hand voll Mais
Von Michael Leitner, Bad Liebenzell – raum&zeit Ausgabe 175/2012

Die Gen-Industrie ist für die meisten Menschen mit einem Namen verknüpft, der rund um den Globus schon für viele Skandale gesorgt hat: Monsanto. Doch auch in der vermeintlich gentechnologischen Provinz Deutschland gibt es bemerkenswerte Aktivitäten zu beobachten. Durchleuchtet man die Organisationsstrukturen der Gen-Innung, die längst Ämter des Bundes, Universitäten, alle Bundestagsparteien, Justiz und sogar Ministerien unterwandert hat, dann stößt man auf einen schauerlichen Filz aus Politik, Industrie und Lobbyismus. 

Ein genauer Blick lohnt sich

Jahr für Jahr treffen sich die Protagonisten der deutschen und einige Abgesandte der europäischen Gen-Lobbyisten beim InnoPlanta-Forum in der Gemeinde Ausleben, Sachsen-Anhalt. Dort, im Ortsteil Üplingen, können sie sich so richtig ausleben, denn dort befindet sich ein Schaugarten der Firma BiotechFarm mit gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen, nebst dazu gehörendem Stiftungsgut. In Ausleben bietet sich also eine gute Gelegenheit, sich die Gene des Gentechnik-Filzes mal ganz genau anzusehen.

Multiple Politiker Gene

Organisator des Klassentreffens ist InnoPlanta e.V., Vorstandsvorsitzender Uwe Schrader ist studierter Biologe. Er saß für die FDP seit 2002 im Landtag von Sachen-Anhalt und sitzt im Landesvorstand seiner Partei. Im März 2011 scheiterte er mitsamt seiner FDP bei der Landtagswahl deutlich an der 5-Prozent-Klausel. InnoPlanta e.V. ist ein Retortenbaby, von den 109 Mitgliedern sind zwei Drittel keine Menschen, auch keine gentechnisch veränderten, sondern juris-tische Personen. InnoPlanta verfügt über kurze Dienstwege zu Ämtern und Politik; Mitgliederversammlungen finden zuweilen, wie 2007, in der Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Quedlinburg statt. 1

InnoPlanta-Chef Uwe Schrader und Kerstin Schmidt (BioTechFarm) im Gespräch mit Bauern (© Michael Leitner)

InnoPlanta wurde mit 20 Mio. Euro Bundeszuschüssen gegründet. Offizielles Ziel war dabei, die Zusammenarbeit der Akteure in der „grünen Gentechnik“ zu optimieren. Gründungsvorsitzender von InnoPlanta war Thomas Leimbach (CDU), bis März 2011 Chef des Landesverwaltungsamtes und somit praktischerweise auch Ober-Aufseher über gentechnische Freilandversuche. Das Ziel von InnoPlanta ist, die Zusammenarbeit in der „grünen Gentechnik“ zu optimieren. InnoPlanta ist also ein Lobbyverband, der mit Bundesmitteln gegründet wurde! 

Das Schmidt Gen

Sehr zentral in der Doppelhelix des Filzes findet man Kerstin Schmidt. Deren Firma BioTechFarm betreibt den Schaugarten in Üplingen, wo dem geneigten Besucher aufwändig gepflegte und vitale gv-Pflanzen neben etwas vernachlässigten konventionellen Pflanzen präsentiert werden. Direkt auf der Startseite von InnoPlanta.de findet man rechts oben ein Video, wo Schmidt ihren Gen-Garten präsentiert. Sie ist Kopf gleich mehrerer Firmen – viele davon in der Gen-Branche – die bis auf BioTechFarm alle zufällig die gleiche Anschrift haben: Thünenplatz 1 in Groß-Lüsewitz. Wobei sich Schmidts dortige Firmen ein Faxgerät mit nur einer Fax-Nummer teilen müssen. Für Steuerzahler, die Subventionsverschwendung fürchten, eine gute Nachricht: Die Gelder, bislang um die 4,3 Millionen, die in Schmidt‘s Firmengeflecht flossen, werden nicht für chinesische Faxgeräte aus dem Fenster geworfen, sondern in die Erforschung der Sicherheit deutscher gv-Pflanzen gesteckt!

Das Instituts Gen

Sicherheitsforschung … da gab es doch noch Jemanden? Genau: Joachim Schiemann! Der arbeitet als Leiter der Sicherheitsforschung im Julius-Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Er berät sowohl Bundesregierung als auch EU-Kommission. Gleichzeitig entwickelte er gentechnisch manipulierte Pflanzen und führte Versuche mit ihnen durch. Dafür beteiligte er sich an der Gründung eines passenden Vereins namens FINAB e.V. Nebenbei ist Schiemann Treuhänder des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie, das mit der Entwicklung von gv-Pflanzen Geld verdient.

Wissenschafts Gene

Ein lange währender Kampf um den Erhalt Gen-freier Pflanzen (© Inge B.)

Mit dabei ist auch die Uni Rostock. Fünf Mitglieder des Lehrkörpers, darunter Prof. Dr. Inge Broer, Inhaberin des Lehrstuhls für Agrarbiotechnologie, halten GmbH-Anteile an Kerstin Schmidt‘s Firma Bio-OK. Dass die Portokasse am Subventions- und Fördermitteltropf des Bundesforschungsministers hängt 2, scheint zu den Gepflogenheiten der Branche zu gehören. Broer‘s Gen-relevante Ämter und Funktionen aufzuzählen, würde mehrere längere Absätze erfordern.

Verbraucherschutz Gene

Chef der Gentechnikabteilung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Landwirtschaft (BVL) war von 2004 bis 2010 Dr. Hans-Jörg Buhk. Der hielt auf Messen gern flammende Reden für Agro-Gentechnik und trat sogar, neben seiner Tätigkeit als oberster Verbraucherschützer des BVL, in einem Werbefilm der Gentech-Branche auf, wo er für Monsanto-Genmais warb. Nebenbei ist er Mitglied in diversen Gentech-Lobbyverbänden. Und er hat ein Manifest unterzeichnet, das fordert, die Kontrollen in der Gentechnik sehr weit zu reduzieren. Mit anderen Worten: Er fand seinen Job als Verbraucherschützer total überflüssig! Sein damaliger Stellvertreter Detlev Bartsch war wohl der gleichen Meinung, denn er trat in dem gleichen Werbefilm auf wie Buhk.

Warum die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen nicht kalkulierbar sind

Gerne möchte der Mensch die Natur gestalten und verwandeln, wie es ihm gefällt. Gentechnisch veränderte Pflanzen ziehen jedoch nicht kalkulierbare Risiken mit sich, wie die Wissenschaft immer mehr zeigt: 

Weil Artgrenzen ignoriert werden, die in der natürlichen Züchtung erhalten bleiben, werden die Abläufe in der Pflanze massiv verändert. Gene werden in die Pflanzenzellen geschossen, aber die genaue Wirkung ist nicht kalkulierbar, vielmehr werden oft erst hinterher die Folgeschäden entdeckt.

Im Laufe der Zeit entstanden vor allem in den USA und Australien so genannte Superunkräuter, die sowohl gegen Spritzmittel als auch gegen die neuen Genpflanzen resistent sind.
Die Folge: Noch mehr Spritzmittel sind nötig. Gen-Pflanzen können darüber hinaus Stoffe entwickeln, die die menschliche Gesundheit gefährden, was allerdings noch nicht umfassend untersucht werden konnte.

Dummerweise machen Pollen von Gen-Pflanzen auch vor Grenzen nicht Halt.
So können sie sich mit artverwandten natürlichen Pflanzen „auskreuzen“ und so das ökologische Gleichgewicht verändern. Schlagzeilen machte auch das Verbot des gentechnisch veränderten Maises MON 810: Ein darin enthaltenes Schmetterlingsgift gefährdet die Larven des zweigepunkteten Marienkäfers.

Gen Rebell

Gentechnik-Kritiker Jörg Bergstedt (© Michael Leitner)

Treuer Stammgast beim InnoPlanta-Forum, und zwar ein von den Insidern nicht gern gesehener, ist der Aktivist Jörg Bergstedt. 4 Der musste auch in diesem Jahr leider wieder draußen bleiben. Aber er schafft es jedes Jahr, dass den Beteiligten der Filz ein bisschen juckt, weil er zum InnoPlanta-Forum jährlich Gegenaktionen organisiert. Beim letzten Mal, am 6.9.11, wollte sich die Innung das Feldbefreier-Gesindel endlich mal etwas vom Leib halten. Der Trick: Man hatte frühzeitig eine eigene Demonstration direkt vor dem Forum angemeldet, damit die Feldbefreier weiter entfernt agieren mussten. Doch die InnoPlanta-Demo bestand aus einer Person, dann schließlich nur noch aus null Personen. Als Jörg Bergstedt per Megaphon dazu aufrief, den Platz der nicht-existenten Placebo-Demo direkt vor dem Forum einzunehmen, kam es zu einer für ihn schmerzhaften Begegnung mit der Polizei. Bergstedt später zu dem Vorfall: „Die waren bereit, den für die nicht existente Demo reservierten Platz bis zum letzten Mann zu verteidigen!“ Er schüttelt den Kopf und grinst dabei, wenn er das erzählt. Wenige Tage nach der Aktion hat er eine Verwaltungsklage gegen den staatlichen Schutz leerer Versammlungen erhoben.

Jörg Bergstedt hat ein Buch geschrieben, „Monsanto auf Deutsch“ 4. Eine umfassende Analyse der Gen-Seilschaften, die ich für diesen Artikel nur gegenrecherchiert und erweitert habe. Interessant an ihm sind auch die Prozesse, die der Genfilz gegen ihn angestrengt hat. Die Verflechtungen zwischen Politik, Wissenschaft und Industrie, die sich teilweise in Doppelfunktionenen als Forscher und Regierungsberater manifestieren, kommentiert er lakonisch: „Ist doch praktisch! Kurze Dienstwege von Synapse zu Synapse und schon ist der Antrag genehmigt!“ Hier denkt er in erster Linie an die Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS): „Deren Mitglieder werden von BMELV 5 berufen, darunter sind dann auch aktuelle und zukünftige Leiter von Genfeldern. Die dürfen dann also darüber abstimmen, ob ihre aktuellen Versuche genauso 'ordnungsgemäß‘ durchgeführt werden wie ihre nächsten schon genehmigt sind!“

Sicher ist sicher

Doch was heißt Sicherheitsforschung in der Welt der Gentechnik? Einerseits soll der Verzehr von gv-Nahrungsmitteln (mit Sicherheit) unbedenklich sein, andererseits soll ihr Erbgut (mit Sicherheit) nicht streuen! Die Beweislage, dass Gentechnik in keinerlei Hinsicht sicher ist, liegen zur Genüge vor. Ein Beispiel: Zirka die Hälfte des Honigs auf dem deutschen Markt ist mit Pollen von gv-Pflanzen kontaminiert, berichtete „Öko-Test“ im Januar 2009. Das sorgte zwar für Aufsehen und ein positives Urteil des EU-Gerichtshofes, aber nur, weil die gv-Pollen aus Pflanzen stammten, die nur als Futtermittel, nicht aber als Nahrungsmittel für Menschen zugelassen sind.

Was soll also Sicherheitsforschung, wenn die Nicht-Sicherheit der Gentechnik längst bewiesen ist? Warum eigentlich liegt die Genehmigungsquote des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Landwirtschaft (BVL) hinsichtlich Feldversuchen mit gv-Pflanzen bei konstant 100 Prozent? Das auch in Zeiten, wo der zuständige Minister von den so genannten Grünen gestellt wurde! Aber da Andrea Fischer, früher Bundes-Gesundheitsministerin, heute als Pharmalobby-istin arbeitet, sollte die Flexibilität der Grünen und ihr gekonnter Spagat zwischen Wahlversprechen („Kein Genfood auf unsere Teller“ 3) und Wirklichkeit nicht wirklich verwundern.

Dabei sind Bergstedts Vorwürfe an die Gen-Protagonisten für die Verfilzten offenbar schon ein lästiges Ärgernis, wenn er zum Beispiel Hypothesen über den Firmennamen BIO-OK aufstellt: „Ich weiß nicht, wofür das „OK“ steht, aber es gab immer mal den Vorschlag, dass es wohl „organisierte Kriminalität“ heißen könnte!“

Infoschild an einem „Mäuseschutzzaun“, dessen Maschengröße für die Nager nicht wirklich ein Hindernis darstellt. Gut, dass noch ein aufklärendes Schild angebracht wurde ... (© Michael Leitner)

Offenbar kommt man beim Betrachten des Gen-Filzes nicht ohne schwarzen Humor aus. Bergstedt weiter: „Gen-Felder müssen Zäune zum Schutz vor Kleinsäugern haben, sie werden Mäuseschutzzäune genannt. Nun sind die so grobmaschig, dass selbst fette Mäuse durchpassen. Einsprüche vor Genehmigungsbehörden oder Gerichten haben keinen Zweck. Die verweisen dann darauf, dass die zu große Maschengröße üblich sei. Mit anderen Worten: Ein Mäuseschutzzaun, der kein Mäuseschutzzaun ist, ist doch einer, wenn die anderen auch keine sind!“

Vom Gen befreien

Feldbefreiungen – aus der Sicht der Gen-Lobby Sachbeschädigung oder sogar Terrorismus – ist ein möglichst gründliches Entfernen der gv-Pflanzen von einer Anbaufläche, das bevorzugter Weise nachts in aller Stille erfolgt. Für Feldbefreier ist es ein Fall von Notwehr und Nothilfe, denn nur sechs Prozent der Deutschen möchten Gentechnik als Nahrung serviert bekommen. Und da sich das Zeug nun mal mit Wind und Insekten unkontrollierbar verbreite, müsse man versuchen, das zu verhindern.

Wenn jemand am Filz kratzt und lästig wird wie Bergstedt, dann möchte man ihn gerne loswerden. Sechs Monate hat er eingesessen wegen einer Feldbefreiung. Alle anderen Angeklagten in seinem oder in anderen Verfahren kamen glimpflicher davon. Eingesperrt wurde kein anderer Feldbefreier, es gab sogar wegen Geringfügigkeit eingestellte Verfahren. Begründung in seinem Fall seitens des Richters: Die Gentechnik könne nicht mehr aufgehalten werden, daher kämen Aktionen gegen Genfelder zu spät und seien Sachbeschädigung. 

Doch die Gen-Propagandisten wollten Bergstedt nicht nur einknasten, sondern langfristig zum Schweigen bringen. Kerstin Schmidt und InnoPlanta-Chef Uwe Schrader verklagten ihn auf Unterlassung seiner Aussagen. Der darauf folgende Prozess vorm Landgericht Saarbrücken hatte mit Recht nicht allzu viel zu tun, es gab nicht einmal eine Beweiserhebung. Als Anwalt von Schmidt und Schrader agierte Stefan Kropf. Der ist Partner in der Saarbrücker Kanzlei des ehemaligen saarländischen und später sachsen-anhaltinischen Wirtschaftsministers Horst Rehberger. Dieser wiederum war als Minister ein Förderer der „grünen Gentechnik“ und ist heute gleichzeitig Beiratschef bei InnoPlanta und, wie der Zufall es will, auch noch stellvertretender Richter am Verfassungsgerichtshof des Saarlandes. Ein Hundsfott, der sich etwas Böses dabei denkt!

Jörg Bergstedt über seine erfolgreiche Berufung: „Ich hatte dann das Glück, dass meine Veröffentlichungen in meiner Berufung vor dem Oberlandesgericht auch tatsächlich geprüft wurden. Meine Verurteilung aus erster Instanz wurde als 'abwegig‘ bezeichnet, die von mir verbreiteten, vor Gericht angegriffenen Behauptungen seien sorgfältig recherchierte Fakten.“ Ob der Erfolg im saarländischen Justizfilz aber von Dauer sein wird, ist offen. Denn Schmidt und Schrader strengen jetzt Verfassungsklage an, um einen neuen Prozess gegen Bergstedts Recherchen vor dem Saarbrücker Oberlandesgericht zu bekommen. In einigen Monaten weiß man dann, wie weit der Einfluss vom netten Herrn Rehberger reicht …

Die Gen-Lobby scheint an dieser Niederlage immer noch zu knabbern. Die Überschrift der Einladung zur Pressekonferenz anlässlich des InnoPlanta-Forums 2011 malte schon in der Überschrift den Niedergang des Abendlands an die Wand. Unter dem Titel „Europa vor dem Aus- und Abstieg“ heißt es gleich im dritten Absatz, Europa verabschiede sich aus einer wichtigen Zukunftstechnologie: „Politik und Justiz schauen zu, wie durch antiwissenschaftlichen Extremismus eine innovative Branche, die weltweit auf dem Vormarsch ist, aus Europa vertrieben wird.“

Gleich im nächsten Absatz wird deutlich, wie man seine PR-Strategie ändern will. Landwirte und Wissenschaftler hätten sich zum Farmers-Scientist-Network zusammengeschlossen. Die Deutsche Sektion dieses angeblichen Netzwerkes sei die Arbeitsgemeinschaft innovative Landwirte (AGIL). Die scheint sich allerdings nicht gerade um Unabhängigkeit von Innoplanta & Co zu bemühen, denn sie hat die gleiche Telefonnummer wie Uwe Schrader‘s InnoPlanta, auf dessen Webseite sich auch die Presseerklärungen von AGIL befinden. Offenbar soll AGIL suggerieren, es gäbe eine unabhängige Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Genklempnern auf breiter Basis. 

Ein besonders beunruhigendes Ziel der Gen-Lobby ist für Jörg Bergstedt eine Art Feldzug gegen die Saatgut-Banken. „Davon gibt es in Deutschland eine Handvoll, in denen jeweils bestimmte Sorten von Saatgut lagern, die alle paar Jahre ausgesät werden müssen, um frisches Saatgut zu produzieren. Saatgutbanken sind wichtig, unter anderem für den Erhalt der ursprünglichen Vielfalt an Arten, Sorten, Linien. Es ist nun immer wieder zu beobachten, dass in unmittelbarer Nähe zu Saatgutbanken <Sicherheitsforschung> zu genau den Pflanzenarten betrieben wird, die in den Saatgutbanken gerade ausgesät werden.“ Eine freie Wahl zwischen gv-Nahrungsmitteln und natürlichen Nahrungsmitteln wird also immer mehr zur Fiktion.

Gen Komplott

Ein Feldzug gegen genetisch unveränderte Pflanzen? Da denkt man unwillkürlich an das weltweite Bienensterben, bei dem wahrscheinlich ein Insektizid eine zentrale Rolle spielt (siehe Rettung der Bienen, raum&zeit 124). Einerseits den Genpool zielgerichtet kontaminieren und auf der andere Seite dafür sorgen, dass Pflanzen nicht mehr durch diese lästigen, gestreiften Brummer durch Bestäuben Gratis-Saatgut erzeugen – aus Sicht des gentechnisch-pharmazeutischen Komplexes eine geniale Doppelstrategie! Wenn die Menschen in weiten Teilen der Welt freiwillig kein Genfood kaufen, dann wird eben dafür gesorgt, dass es frei nach dem Motto „friss oder stirb“ in naher Zukunft nichts anderes mehr zu kaufen gibt! 

Die Methodik, mit der die Gen-Lobby ihr Geschäft macht, dabei mit Steuergeldern subventioniert wird, während amtliche Verbraucherschützer Werbung für Gentechnik machen, lässt sich vielleicht damit vergleichen, als wenn Graf Dracula als Generaldirektor für das deutsche Blutspendewesen zuständig wäre. Die Gen-Industrie, die mit ihr eng verzahnte Chemieindustrie, sowie die immer wieder in der Kritik stehenden Pharma-Industrie scheinen einem Master-Plan zu folgen, der immer tiefer in biologische Prozesse eingreifen möchte, um sich selbst durch die dabei entstandenen Schäden unverzichtbar zu machen: Sind die Bienen ausgerottet, dann gibt es nur noch künstlich hergestelltes Saatgut. Und sind die Menschen durch den Verzehr dieser Pflanzen erst nachhaltig geschädigt, dann brauchen wir die komplette Wirkstoff-Palette der Pharma-Industrie wirklich, um einigermaßen am Leben zu bleiben. Berücksichtigt man dann noch, welchen Terrorattacken an Körper und Seele schon Säuglinge durch die Zusatzstoffe in Impfungen ausgesetzt sind, dann könnte man meinen, auf diesem Planeten gäbe es eine Verschwörung gegen das Leben an sich. 

Der Fall InnoPlanta & Co zeigt, dass sich solche „Verschwörungen“ großteils in aller Öffentlichkeit abspielen. Manchmal sogar in Provinzdörfern mit skurrilen Namen. Doch leider hält sich das sichtbare öffentliche Interesse an Gegenaktionen zu öffentlichen Verschwörungen in Grenzen. Jörg Bergstedt nimmt das weitgehende öffentliche Desinteresse an den Aktionen gegen die Gen-Lobby gelassen und sieht zumindest in Ausleben-Üplingen erste Fortschritte: „Dieses Jahr durften wir zum ersten Mal unsere Transparente an die Häuser der Dorfbewohner befestigen. Es macht die Leute mittlerweile wütend, wenn sie sehen, wie den Gen-Seilschaften das Geld hinterhergeworfen wird und sie selbst leer ausgehen.“ 

Bergstedt gehört nicht zu den Menschen, die davon ausgehen, dass uns eine schöne neue Zeit in den Schoß fällt. Eine, in der die negative Dynamik der tollwütigen Bestie „Markt“ der Vergangenheit angehört und die Menschen begonnen haben, konsequent nachhaltig zu wirtschaften. „Von allein wird das nicht passieren. Dafür braucht es schon noch eine Menge Handarbeit und deshalb fahren wir da auch 2012 wieder hin!“

Der Autor

Michael Leitner, Jahrgang 1964, arbeitete bis 1998 als Boulevard-Journalist für verschiedene TV-Sender. Nachdem er einige Pharma-Skandale recherchiert hatte, von denen er jedoch keinen im TV-Programm unterbrachte, verlagerte er seine Tätigkeit auf alternative Medien. Seit 2006 ist er wieder filmisch tätig („H5N1 antwortet nicht“). Seit 2008 befasst sich Leitner aktiv mit spirituell-energetischen Heilverfahren. 

Sein Kanal auf Youtube beinhaltet auch Interviews mit Dieter Broers: http://www.youtube.com/user/michaelleitner

Fußnoten

1. www.InnoPlanta.de/de/dokumentation/berichte.html

2. www.bio-ok.com/partner.htm

3. www.gruene.de/einzelansicht/artikel/gesunde-lebensmittel-kein-genfood-auf-unsere-teller.html

4. www.projektwerkstatt.de/materialien/umw_themen.htm#gen

5. BMELV = Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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