Chemiekonzerne greifen nach unserer Nahrung

Szenen eines Patentamts

Von Petra Wucher, München – raum&zeit Ausgabe 82/1996

Das erklärte Ziel der international operierenden Chemie-Konzerne ist es, die Ernährung der Menschheit lückenlos zu kontrollieren, und zwar vom Saatgut über die Aufzucht bis zur Vermarktung. Die Kontrolle gelingt nur über die Gentechnik, denn nur gentechnisch manipulierte Lebensmittel sind patentierfähig und damit in ihrer Verwendung kontrollierbar. Ob dabei wirklich ein genetischer Effekt eintritt und ob dieser Effekt für die menschliche Ernährung oder die Umwelt positiv oder negativ wirkt, ist dabei völlig nebensächlich. Entscheidend sind die Milliarden-Gewinne, die sich in der Lebensmittel-Industrie erzielen lassen, wenn man sie erst einmal voll im Griff hat. Daß dabei Landwirte, Lebensmittel verarbeitende Betriebe und ein großer Teil der Lebensmittelhändler auf der Strecke bleiben, weil dann alles von wenigen Konzernzentralen kontrolliert wird, ist keinem Politiker klar zu machen. Für ihn ist die Gen-Technologie immer noch die „Industrie der Zukunft“. (Zukunft für wen?) Wie diese Zukunftsindustrie jetzt die Weichen für die nächsten Jahrzehnte stellt, kann man u. a. auf dem Europäischen Patentamt erleben. Petra Wucher war dabei.

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