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Einfaches Leben ist machbar

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

„Endlich nicht mehr Hecke schneiden müssen!“, sagte eine entfernte Nachbarin von uns, als der Pritschenwagen mit all den herausgerissenen Büschen sich entfernte. Da hatte sie wirklich Recht. Die Bäume haben schon vor Jahren dran glauben müssen, so wie in der Fußgängerzone der Kreisstadt, wo „sie im Herbst immer soviel Dreck machten“, wie der damalige Bürgermeister eifrig zitiert wird.
So langsam überzeugt mich diese Beweisführung.
Ich werde auch unsere Bäume umhauen. Dann gibt es schön Holz für den Kaminofen und im Sommer kann man sich endlich in der Sonne braun brennen lassen. Das ist viel näher als Mallorca und hier gibt es auch das richtige Bier. Wegen des Klimawandels wird der Temperaturvorzug dieser sonst völlig überschätzten Insel sowieso egalisiert. Unsere Diskos sind auch voller hungriger Leiber.
Und wegen der Obstbäume, das sehe ich nicht so eng. Im Supermarkt gibt es die schönsten Äpfel, aus Südafrika herangeflogen oder aus anderen fernen Landen, und sie sind so billig, da müssen wir uns hier nicht den Rücken krumm machen.
Im Haus haben wir eine Menge Plastikpflanzen. Die sehen immer toll aus wie am ersten Tag, verlieren keine Blätter und blühen durchgehend. Wie auf Tahiti oder Hawaii. Das schwarze Au-pair-Mädchen dazu kriegen wir auch noch.
Im Moment scheue ich noch den Aufwand, den Rasen, den man ja immer mähen muss, durch eine schicke, grün gefärbte Asphaltfläche ersetzen zu lassen. Aber ich habe mir schon Angebote eingeholt.
Das Leben kann so einfach sein. Ich verstehe die ganzen Leute nicht, die ständig jammern müssen.

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