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Haschisch und Grundeinkommen

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Was haben Haschischkonsum, bedingungsloses Grundeinkommen und Homosexualität gemeinsam? Komische Frage? Nun, bevor es irgendwelche unangemessenen Kommentare dazu hagelt, hier eine Antwort: Ein moderner Staat muss diese Phänomene akzeptieren.
Die meist ziemlich schwerfällige Wissenschaft hat bis ins 20. Jahrhundert benötigt, um festzustellen, dass die unterschiedliche sexuelle Einstellung ein Naturphänomen ist. Nur restriktive Staaten stellen sich dem entgegen, logischerweise aus Gründen der Machtausübung über die Bürger. Aber an der Ursache völlig vorbei. Genau so gut könnte man Ahornbäume oder Zebrafinken verbieten, um mal den alphabetischen Umfang zu definieren.
Einige lange Jahrzehnte schien es so, als müsste die Hanfpflanze verboten werden. Weil eine spezielle Unterart ein halluzinogenes Mittel produziert. Und wenn dann eine industrielle Lobby noch Gewinnmaximierung sieht, wird das Verbot auf alle anderen Arten des Hanfs ausgedehnt, auch wenn da gar kein THC drin ist. Und wenn tausendmal erwiesen ist, dass andere erlaubte Drogen viel schädlicher sind, dann ist noch mindestens die Getränkeindustrie in der Lobby. Allerdings, Haschisch existiert, also wird es auch angewendet. Und wenn es genügend Leute in gehobenen Stellungen gibt, die dieses konsumieren, muss es erlaubt werden. Der Grund ist dann nicht, dass die medizinische Anwendung gelobt wird und man die Dealer-Mafia ausheben könnte und die schädlichen Beimischungen entfernen, sondern dass Regierungsbeamte sich und ihre Kinder ungern im Gefängnis sähen. Ein gutes Beispiel dafür ist Kalifornien.
Und nun das bedingungslose Grundeinkommen. Die älteste und modernste Demokratie in Europa hat abgestimmt. 77 % sprachen sich am 5. Juni 2016 dagegen aus. Solche Ansichtsverteilungen gab es früher auch in den vorher zitierten Bereichen schon. Im Moment wird noch goutiert, dass „eine überwältigende Mehrheit“ sich gegen dieses Schmarotzertum ausgesprochen hat. Der Blickwinkel ist jedoch sehr bedenklich. Immerhin waren demgemäß fast ein Viertel der Abstimmenden dafür. Und das sind Größenordnungen, in denen sich bei den neuesten Wahlen VOLKSPARTEIEN tummeln. Die sagen ja auch nicht, dass eine überwältigende Mehrheit sie abgewählt hätte, oder?
Schon vor Jahren, als die erste Idee dazu hochkam, haben Betriebswirtschaftler errechnet, dass der deutsche Staat finanziell gut zurecht käme, wenn er jedem Bürger ein Grundeinkommen von etwas über 1200 Euro zahlte. Alle Kosten für Kontroll- und Verwaltungsmaßnahmen, die man dann einsparen könnte, würden locker die Differenz zu den ohnehin schon gezahlten Renten und Sozialhilfebeträgen wettmachen. Inzwischen hat sich unser Land weiter entwickelt. Schon wird prognostiziert, dass in 15 Jahren die Renten nicht mehr durch Beiträge vom Einkommen gedeckt sein würden. Auch die Hartz-4-Bezieher nehmen zu, auch wenn man die Zahl durch Fördermaßnahmen, Umschulungsaktionen und andere, meist sinnlose Maßnahmen kleinrechnet.
Und nun wagen sich einzelne kompetente Personen aus dem Schatten der sicheren Anonymität und sprechen aus, was in Expertenkreisen schon lange Thema ist. In den nächsten zehn Jahren wird es einen massiven Abbau an Arbeitsstellen geben, weil man kurz davor steht, beinahe alles in die Hände von künstlichen Arbeitern zu legen. Noch wird versucht, durch geschmeidige Kommentare der Bevölkerung weis zu machen, dass „Künstliche Intelligenz“ keine Gefahr darstelle, weil es noch lange nicht, wenn überhaupt, möglich wäre, einen Computer zu bauen, der so intelligent wie ein Mensch (welcher?) wäre. Das mag stimmen, verschwiegen wird aber wohlweislich, dass die meisten Arbeitsplätze von ziemlich „dummen“ Fertigungsstraßen eliminiert wurden. Gut, das sei ja eine menschenunwürdige Arbeit, könnte man sagen.
Im Moment ist man allerdings dabei, Sachbearbeiter auf Ämtern zu ersetzen. Dabei hilft zum einen, dass man die Bürger verdonnern kann, ihre Angaben digital einzureichen, zum anderen ist aber auch klar geworden, dass der Wissensbereich eines Sachbearbeiters heute schon simulierbar ist. Fragen Sie Ihr Finanzamt!
Eine andere sichtbare Baustelle ist der Lieferservice. Nun gut, aus vielen Gründen wird es vermutlich noch lange keine Luftzustellung per Drohne geben. Was aber vehement vorangetrieben wird, ist das autonom agierende Auto. Denken Sie sich weitere Jobs aus, die leicht „automatisiert“ werden können. Wie viele Jobs für Menschen wird es in zehn Jahren noch geben?
Sehen Sie, dann wird eine Wiedervorlage der Abstimmung durchaus anders enden können. Und wegen der Steuern, die das bezahlen sollen, muss man auch nur noch mit wenigen Konzernen reden.
Eine absehbare Entwicklung und ein Viertel der Schweizer haben das schon auf dem Schirm.

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