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Ist unsere Zivilisation sicher?

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Soso, ein großer Pflaumenproduzent macht zu. Sehen Sie da einen Zusammenhang mit der Überschrift? Nein? Hm.
Also früher hatte der Produzent 60 Hektar, dann reduzierte er auf fünf Hektar. Und jetzt Schluss. Weil es sich nicht mehr lohnt. Letztes Jahr war der Pflaumenpreis so niedrig, dass man nicht mehr wirtschaftlich produzieren konnte.
Produzieren, ein schönes Wort. Hört sich an, als würde der Mensch das alles machen.
Die Olivenproduktion ist übrigens sehr stark zurückgegangen. Italien wird von einem Virus heimgesucht, gegen den nur das Fällen der Bäume im weiten Umkreis hilft. Eine größere Zahl von Olivenproduzenten musste schon aufgeben. Sie können nämlich nicht so schnell neue Bäume nachproduzieren.
Andere Obstsorten sind übrigens durch die Klimaveränderung, namentlich durch Hitze und Dürre bedroht. Darunter fällt auch die Pflaumenproduktion. Im Moment noch in anderen Ländern, wo man billiger sein kann. Noch.
Da fragt man sich doch, warum nicht ein anderes Klima produziert wird. Im Videospiel ginge das doch auch. Braucht man eben eine App.
Oder Insekten. Jaja, die sind lästig, gut, dass die bald ausgerottet sind.
Ja, dann müssen wir auch Vögel produzieren. Und die anderen Tiere in der Nahrungskette. Man könnte auch Anteilsscheine an der Tierpopulation verkaufen. Dann könnte man auch gewinnbringend auf den Niedergang wetten.
Das hat noch immer nichts mit der Überschrift zu tun?
Ja, schwierig für jemanden zu bemerken, der einfach nicht hinsehen will. Den Menschen erwischt es nämlich auch, nur viel langsamer, dank unseres überragenden Gesundheitssystems und der glorreichen Medikamentenforschung. Damit kann man den massiven Anstieg von Allergien und Unverträglichkeiten fast unsichtbar machen.
Fast.
Wir machen seit über zwanzig Jahren Seminare. Man lernt eine Menge Leute kennen, und man redet etwas länger mit ihnen, isst auch mit ihnen. Inzwischen, bei der Frühstücksbefragung, jubeln wir schon auf, wenn es keine Unverträglichkeitsaussagen gibt. Laktose, Gluten, all die anderen -osen und auch noch die Obstsorten. Es wird immer komplizierter. Und gefährlicher, wenn man mal nicht das Kleingedruckte gelesen hat.
Gut, dass wir nicht so spezialisiert sind wie manche Vogelarten.
Halt, in eine solche Falle sind wir schon getappt. Gestern, wie um mich daran zu erinnern, fiel bei uns zweimal der Strom aus. Vor ein paar Wochen war es eine ganze Region um Flensburg. Die Bundesnetzagentur gibt zu, dass sie nicht mehr gewährleisten kann, immer den Fehler schnell zu beheben. Die Ausfälle sind inzwischen exponential gestiegen.
Für einen Ausfall, der länger als zwei Tage dauert, hat man nach eigenen Angaben keinen Plan mehr. Das muss man sich mal vorstellen, alle Supermärkte zwei Tage zu ... nicht nur ab 22 Uhr, sondern rund um die Uhr. Und jetzt kommen die Elektroautos mit ihrem Stromverbrauch. Und die Umweltgifte bei der Batterieproduktion.
Und das machen wir, um das Klima zu schützen, das in Südamerika, Afrika, Ostasien und – man glaubt es kaum – auch bei uns großflächig verbrannt wird.
Jetzt verstanden?
Unsere Zivilisation ist nicht von einem Asteroiden, Kometen oder Sunflare bedroht. Auch nicht von Kriegen, sondern ausschließlich von sich selbst. Und unserer Dummheit.
Brauchen wir vielleicht 1000 Greta Thunbergs? Für jedes Problem eine, damit etwas passiert? Gifte, Hormone, Antibiotika, Intensivnutzung, Hochfrequenzberieselung, Mikroplastik, Überdüngung ... So, wie ich das sehe, ist dabei CO2 noch das kleinste Problem.
Nun ja, man beginnt immer mit dem kleinsten Problem, um einen Erfolg vorweisen zu können. Denn CO2 produzieren wir wirklich selbst. Ein Baum benötigt mehr als eine Legislaturperiode.
Sehen Sie jetzt, was die Überschrift meint?

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