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Skeptiker fordern: Schluss mit Fliegen!

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Es gibt Fragen, die man lange Zeit mit sich herumschleppt. Eine, die mich bewegt hat, war der Umstand, dass seit 20 Jahren praktisch keine Fortschritte auf dem Gebiet der Parapsychologie erzielt wurden. Es gibt ja, in vielen Jahrzehnten gesammelt, erdrückende Berichte über existierende Phänomene, die sich dem direkten kognitiven Zugriff entziehen.
Wo steht heute, schon fast zwei Jahrzehnte weit im 21. Jahrhundert, die Forschung? Endlich habe ich eine Antwort gefunden. Es gibt ein neues Buch auf dem amerikanischen Markt, das heißt „Phenomena“ und ist von Annie Jacobsen, immerhin eine Autorin, die für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen wurde. Und darin stehen wunderliche Dinge.
Zum Beispiel, wie immer wieder Menschen auftraten, die durch ihre außerordentlichen Fähigkeiten ein Forschungsprogramm auslösten.
Der Bekannteste war wohl Uri Geller. Er war persönlicher Berater von Mosche Dajan, dem „Helden des 6-Tage-Krieges“. Geller konnte versteckte Dinge finden und Ereignisse voraussagen.
Im Vietnamkrieg benutzten die Amerikaner das Rutengehen, um Tunnel des Vietcong zu finden ... fast immer erfolgreich. Es wurden sogar Marines im „dowsing“ ausgebildet. Aber dann wurde das Programm geschlossen.
Das Remote Viewing-Programm, sehr erfolgreich in vielen Gebieten eingesetzt, wurde auch ersatzlos 1995 geschlossen. Und es gab keine weitere Forschung.
Endlich habe ich eine Begründung gefunden. Frau Jacobsen liefert sie in ihrem Buch nicht ohne goutierende Formulierungen.
Rutengehen war nicht erklärbar. In einer wissenschaftlich orientierten Welt kann man aber nur etwas anwenden, wenn es wissenschaftlich erklärt werden kann. Aus diesem Grund kann man solche Techniken nicht akzeptieren.
„Der Grund für einen Effekt ist genau so wichtig wie die Resultate, die mit einer Vorgehensweise erzielt wurden“, zitiert sie ein Memo der US-Army.
„Das Marine Corps bekundet sein weiteres Interesse aber erst, wenn überzeugend demonstriert werden kann, dass … die Technik ... ohne persönliche Überzeugung, Befindlichkeitszustände oder unbewusste Entwicklung [von jedem Soldaten angewendet werden kann]“.
Remote Viewing, die Technik der komplexen Informationsbeschaffung, erlitt den gleichen Weg der Wegrationalisierung. Hier gab sich der Gutachter allerdings nicht einmal die Mühe, die Akten zu studieren.
So werden auch die öffentlichen Diskussionen um die Homöopathie erklärlich. Bei der Lektüre der Äußerungen von Gegnern hat man oft den Eindruck, dass sie nicht einmal die mageren Ergebnisse der auch nicht besonders vorangetriebenen Placeboforschung kennen.
Wäre man nun auch mal ein wenig einseitig, könnte man fordern, das Autofahren einzustellen. Denn, Hand aufs Herz, wer von den Benutzern weiß tatsächlich, was sich nach dem Umdrehen des Zündschlüssels abspielt? Und, viel schlimmer: Wieviel weiß die Wissenschaft eigentlich übers Fliegen? Die Auftriebstheorie reicht bekanntlich nicht, aber der Magnus-Effekt der Grenzflächen-Energieauskoppelung ist bei Weitem nicht verstanden. Oder vielleicht doch, bei einigen Kapazitäten in der Area 51? Die wissen vielleicht auch, wie extrasensorische Wahrnehmung geht.
Aber hier draußen, in der normalen Welt, wird die Sache ganz anders angegangen.
Telepathie? Kein Problem! Lässt sich künstlich machen! Elektroden an den Kopf (besser wären noch Implantate), dann Funkstrecke und wieder zurück zu den Gehirnzellen des Empfängers. Einige Berichte aus den Labors in den letzten Jahren bezeugen: das geht! Wenn auch nicht besonders gut. Aber technisch, und das ist wichtig.
Weil man ja gern und sofort in eine politische Ecke gestellt wird, sage ich meine Schlussfolgerung nur sehr zögerlich: Mit ESP, Placebos und Rutengehen ist von Konzernen kaum Geld zu verdienen. An Hightech sehr wohl. Und an den ebenfalls unverstandenen Folgen noch mehr. Immerhin haben wir in den letzten Jahrzehnten der privaten Forschungen herausgefunden, dass wirklich jeder extrasensorische Wahrnehmung haben kann.
Das sollen die mal mit dem Fliegen nachmachen!

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