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Wem hilft ein Brexit?

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Vor der Volksentscheidung wurde viel diskutiert, welche Variante die Beste sei, dem Mutterland besser helfen würde. Aus der EU aussteigen oder drin bleiben. Anscheinend versuchen alle Beteiligten, inländisch wie ausländisch, zu verdrängen, dass beides eigentlich gleich schlecht ist.
Warum? Weil es eigentlich nicht um diesen politischen Status geht, sondern um die Situation der Gesellschaft. Nach Österreich scheint auch hier das Volk tief gespalten. Gut, dass man solche Umfragen, wie sie in der Schweiz gang und gäbe sind, hierzulande auf die Wahlen verschiebt, weil dann wenigstens noch aufgrund der systemischen Vorgaben akzeptierte Mehrheitsverhältnisse hergestellt werden können.
Was aber soll im United Kingdom passieren, das seit den schottischen Abspaltungsbemühungen sowieso schon nicht mehr so „united“ ist? Egal, wer gewinnt, der Verlierer hat auch fast die Hälfte der Bürger hinter sich.
Und wie wir gesehen haben, sind die Parteien derart bis aufs Messer verfeindet, dass man im Mutterland der Demokratie keinesfalls ein Fairplay erwarten kann. Nun gut, die Hooligans haben uns ja schon darauf vorbereitet, dass Verlierer jetzt in England das Faustrecht geltend machen.
Wird man nun verliererseits die Wahl anzweifeln? Wird es einen Bürgerkrieg wie in Nordirland geben? Diesmal im „Homeland“?
So, wie dieser „Wahlkampf“ geführt wurde, nämlich schon als handgreifliche Auseinandersetzung, sagen schon einige Politiker: „Hätten wir bloß nicht gefragt!“
Der Rest der EU hätte doch weiterhin immer wieder, zwar ungern, aber doch bemüht, den Briten Extrawege zugebilligt.
Das wird jetzt schwierig. Bleiben die Briten nämlich drin, müssen sie den Brexitern noch mehr Zugeständnisse abliefern. Da wird manchen EU-Staaten der Kragen platzen.
Eigentlich, wenn man es recht betrachtet, wäre der Brexit wirklich nicht schlecht, so von hier aus betrachtet. Die Briten könnten, ja müssten sogar ein eigenes TTIP abschließen und wären dann in einer sprachlich kongruenten Handelszone. Allerdings beklagt man jetzt schon, dass Fish & Chips langsam aber sicher durch Fishburger ersetzt werden. Zukünftig dann vielleicht auch Cricket durch Baseball.

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