Gotthard Barth – Physiker und Naturphilosoph© rost9/Adobe Stock

Gotthard Barth

Physiker und Naturphilosoph

Von Norbert Kömle, Burgenland, Österreich – raum&zeit Ausgabe 230/2021

Zu jeder Zeit gab es wissenschaftliche Koryphäen, die ein herrschendes Paradigma in Frage gestellt haben. Ein jüngeres Beispiel ist der österreichische Physiker und Naturphilosoph Gotthard Barth, ein maßgeblicher Kritiker der speziellen Relativitätstheorie Einsteins. Norbert Kömle, der ihn persönlich gekannt hat, erinnert anlässlich Barths 25jährigen Todestags an diesen unabhängigen Denker.

Ich habe Herrn Gotthard Barth (4. Februar 1913 – 31. März 1996) bereits in sehr jungen Jahren kennengelernt. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass er einer von denen war, die mein Interesse an der Physik nachhaltig geweckt und gefördert und damit auch meine spätere berufliche Laufbahn in der Weltraumforschung mitbestimmt haben. Ich war damals besonders beeindruckt von seiner Begeisterung für die physikalische Grundlagenforschung und seine kritische Einstellung zu den nicht anschaulich verständlichen Theorien der modernen Physik, insbesondere zur Relativitätstheorie Albert Einsteins.

Vorbild Demokrit

Wenn man die (meist in seinem Eigenverlag und vermutlich unter großen persönlichen Entbehrungen) publizierten Arbeiten von Barth heute Revue passieren lässt, kann man eine gewisse Grundhaltung erkennen. Barth war kein Physiker, der sich mit einer rein mathematischen Beschreibung der Naturphänomene zufriedengegeben hätte. Für ihn musste jedes in unserer Welt beobachtbare Phänomen (seien es die Wärme, das Licht, die Schwerkraft oder andere Kräfte) logisch erklärbar und nach Möglichkeit anschaulich verständlich sein. Als Ausgangspunkt für seine Überlegungen wählte er fast immer die Naturphilosophie der alten Griechen, insbesondere Demokrit, der vieles vorausgesehen hat, was erst durch die technischen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts experimentell bewiesen werden konnte, zum Beispiel dass die Materie aus Atomen aufgebaut ist. 

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