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Maifest, Walpurgis Beltane, L’Bealteine, (Feuer des Bel)

Der Polterabend der göttlichen Hochzeit

Von Wolf-Dieter Storl, Isny im Allgäu

Im keltischen Jahreskreis steht mit dem Beginn der warmen Zeit das nächste Jahreskreisfest an: Beltane. Ursprünglich waren die keltischen Feste dem Mondrhythmus zugeordnet, sodass Beltane an Vollmond im Wonnemonat Mai gefeiert wurde. Über die Sicht der Kelten auf die Zeit sowie über den keltischen Jahreskreis haben wir bereits in der letzten Ausgabe 235 von raum&zeit berichtet. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl bringt uns hier mit seiner bildlichen Sprache das keltische Fest in seinen Ursprüngen näher. Der keltische Jahreskreis lässt uns in vielerlei Hinsicht den Rhythmus im Leben erkennen.
In der Nacht zum Maivollmond tanzen die Naturgeister, das Elfenvolk schwärmt jubelnd aus. Schamanisch begabte Menschen – fliegende Frauen – gesellen sich zum Flug. Es ist der „Polterabend“ der göttlichen Hochzeit. Die Sonne hat nun das Bärenfell abgelegt und erscheint als strahlender junger Held, der seine blumengeschmückte Braut in wilder Liebesbrunst umarmt. Mit der Herrschaft des Belenos (Bel, Bile, Baldur, Apollo), „der Leuchtende, hell Glänzende“, und seiner Braut, der Blumengöttin Belisama (Dana), beginnt die helle, warme Jahreshälfte. Nur noch einmal wagen die Frostriesen – die christlichen „Eisheilgen“ – einen Vorstoß, werden aber bald wieder vertrieben. Das Spinnen, Weben und die anderen häuslichen Winterarbeiten hören nun endgültig auf und das Vieh wird auf die Sommerweide getrieben. Der Kuckuck verkündet als Herold der Göttin mit seinem Rufen die angehende Wonnezeit. Alle Geschöpfe, Menschen, Tiere und Naturgeister, feiern mit. Die Obstbäume blühen, die Bienen schwärmen aus und halten Hochzeit, die Buchen tragen helles, freundliches Laub.
In der Walpurgisnacht wurden in keltischen Ländern alle Feuer gelöscht. Bei Sonnenaufgang wurde ein neues Feuer, das Beltaine-Notfeuer, mit dem Feuerquirl rituell neu gezündet. Mit Holz von neunerlei Bäumen wird das Feuer gefüttert. In Irland brennt es zwischen neun Torfstücken. Menschen springen durch das Feuer, treiben das Vieh zwischen zwei Feuerstößen hindurch und nehmen etwas Glut mit, um ihre Hausherde mit dem neuen Feuer zu segnen.

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