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Blackout in der Klimareligion

Von Robert Stein, Ismaning – raum&zeit Ausgabe 219/2019

Es liegt in der Natur der Sache, dass bei allen Glaubensrichtungen eine gewisse Irrationalität mitschwingt, denn egal ob Jesus, Jahwe, Allah oder Buddha, keiner von denen steht uns als herkömmlicher Gesprächspartner zur Verfügung. Also verlassen wir Menschen uns auf den Glauben und hoffen, dass wir damit richtig liegen. Dies tun wir aber auch auf Gebieten, die wir dem Wissen – im Unterschied zum Glauben – zuordnen: Obwohl sich unsere Gesellschaft bei der ganzen Debatte um die These des menschgemachten Klimawandels als durch und durch aufgeklärt und modern sieht, können wir beobachten, wie ein Glaube beziehungsweise ein Gefühl, mehr und mehr das Handeln diktiert.

Große Teile unserer wissenschaftlichen Elite haben das Evidenzprinzip als ihre oberste Prämisse einfach abgelegt und folgen der Mehrheit, als gehe es bei der Betrachtung des Weltklimas um einen Mehrheitsbeschluss. Wenn also ein Großteil der Experten von der Gefährlichkeit von Kohlenstoffdioxid überzeugt ist, dann wird es wohl schon stimmen. Als Folge dieser vermeintlichen Offenkundigkeit müssen wir beobachten, wie im politischen Alltag Realität und Wunschdenken immer weiter auseinander klaffen. Rationale Entscheidungen werden auf dem Altar der Klimareligion geopfert, Hauptsache die Glaubensrichtung stimmt. Ganz so, als hätte der drohende Kollaps unserer Energieversorgung auch einen Blackout in den Denkzentren unserer Entscheidungsträger ausgelöst.

Wir wollen mit Elektroautos das Klima retten, müssen aber den Besitzern dieser kleinen Flitzer den Strom drosseln, wenn in einer Straße mehr als drei Autos gleichzeitig laden wollen und sonst das lokale Netz überlastet wird. Ein Kraftwerk in Linz muss alle drei Tage einspringen, um das europäische Netz zu stabilisieren, wenn in Hamburg mal wieder eine steife Brise weht und im Norden zu viel Strom produziert. Wir schalten alle Kraftwerke ab und schauen erwartungsfroh in die Zukunft, die dann hoffentlich die notwendigen Alternativen und Energiespeicher bereitstellen wird. Tausende Milliarden Euro werden verballert, um gegen eine angebliche Sintflut durch den Klimawandel zu kämpfen, aber für fünf Euro Hartz-4 Erhöhung wird monatelang im Parlament gestritten.

Reinhard Mey, der berühmte Sänger und Feingeist, bringt es in seinem Lied „Das Narrenschiff“ am Besten zum Ausdruck:

„Der Steuermann lügt,
der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe
Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.“

Na dann, Ahoi MS-Deutschland.

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