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Dem Manne untertan und Zierde des Hauses ...

Von Christine Kammerer, Neumarkt – raum&zeit Ausgabe 206/2017

Die Feierlichkeiten anlässlich der Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten lassen keinen Zweifel daran, wer bei uns das Sagen hat. Es sind natürlich nach wie vor die Männer. Als Frau an der Seite des ersten Mannes im Staate wird man nicht am beruflichen Werdegang oder gar am Scharfsinn seiner Worte gemessen (und das ist mitunter durchaus von Vorteil), sondern am gelungenen Outfit. Und wenigstens da konnte die neue First Lady wirklich punkten.

Sie erntete reichlich Lob für ihre Robe von Ralph Lauren im klassischen Jackie-Kennedy-Style. Das Statement: Ich kleide mich von Kopf bis Fuß im Stil einer Ikone. Einer Legende, die sich ihren Platz in der Geschichte erfolgreich erheiratet hat. So wie ich. Die nicht so sehr aufgrund ihrer Klugheit oder ihrer besonderen Leistungen berühmt wurde, sondern vielmehr aufgrund ihres erlesenen Geschmacks, ihrer extravaganten Garderobe und ihres spektakulären Lifestyles. Ich gelobe, dass ich ihr in jeder Hinsicht hinterher eifern, es ihr mindestens gleichtun, sie aber im besten Falle um Längen schlagen werde. So wahr ich die neue First Lady bin! Meinem Manne untertan und die Zierde seines Hauses.

So war das damals. Vor über 50 Jahren. Und so ist es heute. Wieder. Ein bisschen traurig ist es natürlich schon, unser neues, altes Frauenbild. Aber im Moment sieht es ja sowieso ein bisschen so aus, als ob sich die ganze Erde rückwärts dreht. Auch bei uns in Deutschland gibt es neuerdings eine breite Bewegung von Menschen, die der Meinung sind, alles sollte wieder so sein wie früher. Das bedeutet natürlich auch, dass Frauen endlich wieder die Rolle einnehmen sollten, die ihnen von Natur aus auferlegt ist. Und die besteht im Wesentlichen aus Kindern und Küche. Nummer drei – die Kirche – ist ja im Moment etwas aus der Mode gekommen. Obwohl sie gewissermaßen ein natürlicher Verbündeter der Rückwärtsgewandten ist und sicher sehr viel zum Thema beizutragen hätte. Darin sind sich die großen monotheistischen Religionen jedenfalls einig: (Katholische) Christen, Juden und Muslime finden generell, dass Frauen in geistlichen Ämtern fehl am Platze sind.

Nun kann man sich natürlich fragen: Was war zuerst – die Henne oder das Ei? Haben also die Religionen eine patriarchale Schlagseite weil sie patriarchisch strukturierten Ur-Gesellschaften entstammen? Oder fanden die Männer es damals angesichts der fortwährenden Bedrohung durch starke Frauen nur einfach pragmatisch und opportun, mit der Religion auch gleich das Patriarchat zum Gesetz zu erheben? Wie dem auch sei – Religionen neigen nun einmal von Natur aus dazu, sich selbst zu konservieren. Deswegen tun sie sich auch ziemlich schwer mit Reformen. Das gilt umso mehr in Zeiten, da ihr Einfluss merklich schwindet.

Die Kirche wird genauso wie viele Institutionen der weltlichen Macht bis heute von Männern dominiert. Von Männern, die nicht bereit sind ihre Machtansprüche zu teilen. Sondern sie im Gegenteil bis aufs Blut verteidigen. Von Männern, die sich selbst an die Stelle Gottes setzen. Und in ihrer Macht-Anmaßung, die im Grunde ihrer Ohnmacht entspringt, das Patriarchat wieder aus der Klamottenkiste kramen. Ein Patriarchat übrigens, das es in dieser Form nie gegeben hat.

Schon die alten Germanen kannten – wie viele andere Naturvölker – auch weibliche Priester und Kriegerinnen. Frauen waren den Männern in vielen Bereichen gleichgestellt, in anderen hatten sie sogar die Hosen an. Wir sollten uns also hüten, Normen einfach so zu übernehmen, wie sie von einigen mächtigen (oder machtgeilen) Menschen gesetzt werden. Und wir sollten uns keinesfalls damit zufrieden geben, wenn wir auf die drei großen „K“ noch ein Viertes – sozusagen als Bonbon – oben drauf bekommen: Ein bisschen Karriere dürfen wir Frauen neuerdings nämlich auch machen. Aber eben nur nachrangig – neben der naturgewollt hauptamtlichen Tätigkeiten am heimischen Herd.

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