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Die totale Kontrolle und der normale Wahnsinn

Von Christine Kammerer, Neumarkt – raum&zeit Ausgabe 199/2016

Schon immer hegte ein kleiner Teil der Menschheit den großen Traum, den Rest der Welt zu beherrschen und sie fragten sich: Wäre es nicht wunderbar, wenn wir die totale Kontrolle über alles hätten? Denn Menschen (die anderen) sind nun einmal von Natur aus böse und nur ein (von mir) kontrollierter Mensch ist ein guter Mensch.

Kann man Menschen durch Drogen gefügig machen? Die Nazis waren sicher nicht die ersten, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, akribisch alle Möglichkeiten der Manipulation zu studieren. Aber auch nicht die letzten. Denn die Meskalin-Ärzte mussten ihre merkwürdigen Menschenexperimente in deutschen Lagern bald wieder einstellen. Aber einige von ihnen fanden schnell wieder ein neues Betätigungsfeld − in den USA. Moral hin oder her − auch ein Kriegsverbrecher kann sich mitunter als überaus nützlich erweisen. Die Nazi-Ärzte taten einfach das, was sie am besten konnten. Nun eben für einen neuen Arbeitgeber − die CIA. Sie probierten alles durch, was die ihnen zugewiesenen Versuchsmenschen kontrollierbar machen könnte. LSD zum Beispiel, Elektroschocks und Hypnose. Irgendwann kam die CIA dann auf die Idee, dass man es neben Drogen auch mit technischen Mitteln versuchen könnte. Vielleicht sogar mit einer Kombination aus beidem?
Sind Menschen eventuell durch elektromagnetische Strahlung manipulierbar? Vielleicht sogar aus größeren Entfernungen? Das wäre doch wunderbar! Dann könnte man sie nämlich regelrecht fernsteuern! Und tatsächlich: so ein kleiner Stromstoß kann das Verhalten von Menschen enorm verändern. Mit Radiowellen kann man sogar auf Knopfdruck Gefühle erzeugen. Angst oder Wut − alles nur eine Frage der Frequenz.

Man kann also wirklich gute Menschen aus ihnen machen. Dumm nur, dass es dann trotzdem immer noch böse Menschen gibt. Und was, wenn die die Kontrolle über die Fernsteuerung bekommen? Nun ja, mit solch komplexen ethischen Fragen darf man die Intelligenzagenturen dieser Welt nicht überfordern. Geheimdienste gelten nicht gerade als besonders zimperlich. Das wissen wir von James Bond. Die russischen Kollegen stehen ihm da übrigens in nichts nach. Was möglich ist wird auch gemacht.
Stalking, Überwachung, Einbrüche, ohne Schäden an der Türe zu hinterlassen, Sabotage, Rufmord, Computermanipulationen, das sind gewissermaßen die konventionellen Methoden aus dem Agenten-Köfferchen. Werden schon seit Jahrhunderten erfolgreich angewendet. Schikane funktioniert immer.

Inzwischen allerdings hat James Bond jede Menge neue Tricks auf Lager − unsichtbar, lautlos, schmerzhaft und mitunter schlicht tödlich. Zum Beispiel wenn der Killer mit dem Strahlen-Köfferchen kommt. Eine ordentliche Dosis Polonium-210 macht garantiert nachhaltig mundtot.
Nur wie beweist man das nachher? Bei der Telemetrie, ja, da ist das einfach. Es gibt ja auf diesem Planeten heute schon eine ganze Reihe von Menschen, die fest davon überzeugt sind, dass ihnen irgendwann heimlich ein Implantat eingesetzt wurde. Gut. Die meisten davon können wir getrost unter harmlose Ufo-Spinner verbuchen. Außerdem kann man da einfach mal nachschauen, ob jemand heimlich einen Chip in Deinem Körper verbaut hat. Und ihn wieder entfernen. Aber wie ist das bei elektromagnetischer Strahlung? Aus großer Distanz? Und: Merkst Du überhaupt noch, ob und wie du manipuliert und kontrolliert wirst? Oder ist das alles der ganz normale, tägliche Wahnsinn?

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