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Unser Durst nach Wasser kennt keine Grenzen

Von Christine Kammerer, Neumarkt – raum&zeit Ausgabe 209/2017

Der Wasserbedarf weltweit beträgt pro Jahr 4 370 000 000 000 000. Das ist einiges mehr als für den Planeten gesund ist. Die Grenze der nachhaltigen Nutzung haben wir im Jahr 2017 schon am 2. August erreicht. Sie liegt bei 4 000 000 000 000 000.
7 500 000 000 Menschen leben derzeit auf unserem Planeten. Da sollte man doch denken, dass genug für alle da ist. Das wären nämlich dann einiges mehr als 500 Kubikmeter pro Person. Ist es aber nicht.

Ganze 85 Prozent der Weltbevölkerung leben in den trockensten Regionen der Welt. In Afrika zum Beispiel. Viele Menschen müssen dort mit nur 20 Litern pro Tag Wasser auskommen. Das ist ziemlich wenig. Da lassen wir in Deutschland ja schon doppelt so viel nur für die Toilettenspülung durchrauschen: 40 Liter. Pro Tag.
20 Liter sind vor allem wegen der Hygiene ziemlich wenig. Um Krankheiten zu vermeiden braucht man ungefähr 50 Liter am Tag. Also weniger als die Hälfe von dem, was jeder Deutsche pro Kopf und Tag an Wasser verbraucht, nämlich 120 Liter.

Wir plantschen im Pool, waschen unsere Autos und spielen Golf. Die anderen versinken im Staub und im Schmutz. 2 700 000 000 Menschen auf unserem Planeten leiden mindestens einen Monat im Jahr an Wassermangel. 750 000 000 Menschen weltweit haben noch gar keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 5 000 Kinder müssen deswegen täglich sterben.
Die 120 Liter, die wir jeden Tag durch den Hahn laufen lassen, die sind übrigens ganz reelles Wasser. Also richtiges, echtes Wasser. Wasser zum Anfassen. Wir verbrauchen aber weit mehr als das. Nämlich virtuelles Wasser. Also Wasser, das wir nicht selbst anfassen, sondern nur indirekt nutzen. 3 900 Liter pro Tag. Das meiste davon – nämlich 69 Prozent – außerhalb unserer Landesgrenzen. Zur Herstellung von Nahrung und Konsumgütern. Zur Produktion von Klamotten aus Baumwolle. Oder Steaks.

Jährlich plätschern 250 000 000 000 000 Liter Wasser in den Bauwollanbau. 14 000 Liter Wasser werden nämlich zum Beispiel in Pakistan benötigt, um nur 1 Kilo Baumwolle herzustellen. 8 000 Liter Wasser braucht man allein für 1 Jeans. 15 000 Liter Wasser sind erforderlich, um 1 Kilo Rindfleisch zu produzieren, 1300 Liter für 1 Kilo Weizen und 700 Liter für einen Apfel.
2050 werden dann rund 9 000 000 000 Menschen auf der Erde leben. Mit jedem einzelnen von ihnen steigt der Wasserverbrauch weiter. Schon 2025 werden wir ungefähr 17 Prozent mehr Wasser benötigen, nur um die Nahrung für die wachsende Bevölkerung zu produzieren. Und bei dieser Hochrechnung fehlen uns im Jahr 2030 schon 40 Prozent in der globalen Wasserversorgung.
Wenn also alles so bleibt, wie es ist, dann werden bald noch viel mehr Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und von Hunger und Krankheiten bedroht sein. Da kann man nur hoffen, dass uns bis dahin irgend etwas einfällt. Denn der Durst nach Wasser kennt keine Grenzen ...

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