Infopunkte Bewusstsein

raum&zeit-Ausgabe 205

Die zehn Gebote und wie sie verändert wurden

Eine neue Studie zeigt, wo und wie Juden und Christen die Zehn Gebote und Verbote verschärften oder erweiterten, um ihre Gruppenidentität zu stärken. Die Zehn Gebote der Bibel waren in ihren ersten Jahrhunderten nach neuesten Forschungen lange nicht so in Stein gemeißelt wie vermutet, belegt Bibelforscher PD Dr. J. Cornelis de Vos vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Universität Münster. Mit seiner jetzt erschienen Monografie liefert er die erste Untersuchung sämtlicher von etwa 300 vor Christus bis 200 nach Christus überlieferter jüdischer und christlicher Texte, die sich auf die Normen des Dekalogs beziehen. Viele Änderungen fanden statt, darunter Erweiterungen des Ehebruchverbots um sexualethische Normen: „Zahlreiche antike Schriftsteller – jüdische, christliche und heidnische – waren wie viele Zeitgenossen der Ansicht, die Begierde sei Wurzel allen Übels, und hegten eine gewisse Abneigung gegen Sexualität“.
Auch die Bergpredigt aus dem Neuen Testament wurde umgewandelt: „Der Evangelist Matthäus verlangt Verschärfung mancher Gebote. So sagt Jesus im Evangelium, das 80-90 nach Christus entstand: Nicht erst das Töten sei ein schweres Vergehen, sondern auch bereits der Zorn oder Streit, denn sie könnten zum Totschlag führen. So wird der Streit erstmals ins Tötungsverbot einbezogen“, sagt de Vos. Ähnlich weite die Bergpredigt nach seinen Worten das Ehebruchverbot aus: Schon wenn ein Mann die Frau eines anderen Mannes begehrt, sei dies Ehebruch im Herzen. „Die Zehn Gebote der jüdischen Tora bleiben damit für Christen gültig, werden aber im Matthäus-Evangelium verschärft.“ (TS)

Quellen: www.grenzwissenschaft-aktuell.de, J. Cornelis Vos: „Rezeption und Wirkung des Dekalogs in jüdischen und christlichen Schriften bis 200 n. Chr.“, Verlag Brill (Leiden, Boston), ISBN-13: 978-9004324381

Immer mehr Deutsche öffnen sich spirituellen Themen

Zwei Drittel aller Deutschen interessieren sich für den Sinn des Lebens, ein Viertel meditiert regelmäßig. Das belegt eine aktuelle Umfrage der GfK im Auftrag des Kongresses Meditation & Wissenschaft: „Besonders groß ist das Interesse unter Menschen, die beruflich starken geistigen Beanspruchungen ausgesetzt sind. Unter ihnen machen nach eigener Aussage knapp neun Prozent häufig und weitere 37 Prozent gelegentlich Erfahrungen mit Meditation und Achtsamkeit. Jeder dritte Befragte ist sich sicher, dass mehr Meditation und Achtsamkeit für die Gesellschaft eine gute Sache wären.
Die Bedeutung von Achtsamkeit innerhalb der Bevölkerung ist damit in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen. 2006 bekundeten lediglich knapp sechs Prozent der Deutschen ein Interesse für Meditation und etwa zwei Prozent praktizierten sie mehr oder weniger regelmäßig. Dieser Einstellungswandel zeigt sich auch im Hinblick darauf, was den Deutschen wirklich bedeutsam ist. Mehr als zwei Drittel betrachten heute Fragennach dem Sinn des Lebens als wichtig oder sogar unverzichtbar.
Für die Umfrage „Meditation und Achtsamkeit“ wurde von der GfK im Auftrag des Kongresses Meditation & Wissenschaft im September 2016 eine repräsentative Stichprobe von 1 000 Männern und Frauen ab 14 Jahren in Deutschland befragt.“ (TS)

Quelle: www.meditation-wissenschaft.org

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