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Infopunkte Naturwissenschaft

raum&zeit-Ausgabe 220

Kommt der Lärmblitzer

Lärm ist eine der am häufigsten unterschätzten Krankheitsursachen. Menschen, die wegen Lärms schlecht schlafen, leiden um 15–20 Prozent häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Migräne. Dauerlärmbelastungen werden für Tinnitus und Reizbarkeit, Konzentrationsmangel bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen verantwortlich gemacht. 15 Prozent der Jugendlichen heute hören so schlecht wie 50-Jährige (da spielt natürlich auch überlaute Musik eine Rolle). Die gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung von Lärm ist – von den Hörschäden einmal abgesehen – meistens ein langer, schwer überschaubarer Prozess, der von zahlreichen anderen Faktoren mit beeinflusst werden kann. Besonders nervlich belastend sind Lärmspitzen von Sportwagen mit quietschenden Reifen und laut knatternde Motorräder, oft noch mit Soundverstärkern und geöffneten Auspuffklappen ausgerüstet. Das gibt den Fahrern einen Kick, während Hunderte Mitbürger genervt sind. Sie sind diesen Belästigungen meist hilflos ausgeliefert. Denn nur wenn die Polizei zufällig vor Ort ist, besteht die Möglichkeit einer Ahndung. Doch hier könnte sich bald etwas ändern. Denn das Parlament des Schweizer Kantons Genf hat die Regierung beauftragt, für die Entwicklung eines „Lärmblitzers“ zu sorgen. Er soll ähnlich funktionieren wie eine Radarfalle, die zu hohe Geschwindigkeiten registriert. Genau genommen sollte das zu entwickelnde Gerät „Schallblitzer“ heißen. Ist doch Lärm subjektiv, während Schall eine physikalisch messbare Größe ist, die in Dezibel angegeben wird. Die Hörschwelle befindet sich bei 1 dB, das Ticken einer Uhr liegt bei 10 dB. Ein häufiger Pegel von 80 dB wie von starkem Verkehr kann chronisch krank machen. Ab 120 dB wird Lärm als schmerzhaft empfunden. Das Problem ist nur: Wie kann man den gemessenen Schallpegel seiner Quelle, die ihn emittiert hat, eindeutig zuordnen? Die beauftragten Forscher der ETH Lausanne sind zuversichtlich, dass ihnen das gelingen wird. Auch die Stadt Wermelskirchen (NRW) führt ein Pilotprojekt zur Erfassung von Motorradlärm durch. Die Technik wurde dort von außen unsichtbar in den Leitpfosten am Straßenrand installiert. Natürlich stellt sich hier die Frage, ob da nicht wieder ein Stückchen Kontroll- und Abzocker-Staat entsteht. Sicher, aber wenn Appelle an die Lärmverursacher ins Leere laufen, hilft nur noch eine Strafandrohung. Die Schweizer Lärmliga weist darauf hin, dass der Diesel-Abgasskandal sein Pendant beim Lärmschutz hat: Ein Fahrzeug auf dem Prüfstand erkennt, dass es sich im Prüfzyklus befindet und lässt die Auspuffklappen geschlossen. Die TÜV-Messung liefert so einen um das 24-fache verminderten Schallpegel. (DS)

Quellen: www.laermliga.ch

Nanoroboter ins Hirn

An Schnittstellen zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern, sogenannte BCI (Brain Computer Interface), wird schon länger intensiv geforscht. BCI sollen es u. a. Gelähmten zukünftig ermöglichen, Prothesen mit Gedankenkraft zu steuern. Forscher der University of California in Berkeley prognostizieren, dass es in etwa drei Jahrzehnten die Technik gebe, Daten vom Gehirn direkt drahtlos in ein Computernetzwerk zu schicken beziehungsweise von dort Informationen abzurufen. Dabei würden, so die Forscher, Nanoroboter zum Einsatz kommen, die im Gehirn als Verstärker und Sender fungieren, eine Idee, die auf den Transhumanisten Ray Kurzweil (Google) zurückgeht. „Die Nanoroboter könnten über die Blutgefäße und die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn vordringen und sich dort zwischen oder sogar in den Gehirnzellen platzieren. Sie senden die kodierte Information kabellos zu einem Supercomputer-basierten Cloudnetzwerk“, erklärt der Neurowissenschaftler Nuno Martins die mögliche Funktionsweise der Schnittstelle. Die Nanosender ließen sich mittels bereits heute verfügbarer magnetoelektrischer Nanopartikel realisieren. Sie könnten elektrische Signale von Neuronen so weit verstärken, bis sie auch außerhalb des Schädels detektierbar seien. Dafür müssten die Nanopartikel allerdings die Blut-Hirn-Schranke überwinden, was derzeit noch nicht möglich sein soll. Martins träumt schon von einer signifikanten Verbesserung der menschlichen Intelligenz. Auch neue Formen der virtuellen Realität wären mit solchen Systemen realisierbar. Daten aus der Cloud könnten direkt in Hirnströme umgewandelt werden, sodass die technischen Signale nicht mehr von natürlichen unterschieden werden könnten. Es bestehe allerdings die Gefahr, dass ein böswilliger Hacker das Gehirn hackt. Ach ja? Kann es sein, dass das Hirn der Forscher bereits gehackt wurde, etwa von einem Dämon? (DS)

Quelle: www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2019.00112/full

Mehr CO2 bedeutet mehr Pflanzenwachstum

Pflanzen brauchen bekanntlich Kohlenstoffdioxid (CO2), um wachsen zu können. Da nun CO2 als atmosphärischer Pflanzendünger eine sogenannte Mangelkomponente ist, wird jedes überschüssige Angebot sogleich von den Pflanzen aufgenommen und in Biomasse umgewandelt. Derzeit bewegt sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre am unteren Rand dessen, was Pflanzen benötigen. Das heißt, noch weniger würde die Vegetation der Erde reduzieren. Doch menschliche Aktivitäten haben den CO2-Eintrag seit circa 35 Jahren um etwa 10 Milliarden Tonnen jährlich geringfügig erhöht. Infolgedessen hat sich ein Viertel bis die Hälfte der bewachsenen Gebiete der Erde stärker begrünt – und dieser Trend hält weiter an. Dies folgt aus der Studie „Greening of the Earth and its drivers“ in der Zeitschrift Nature Climate Change vom April 2016. Ein internationales Team von 32 Autoren wertete Satellitendaten des „Moderate Resolution Imaging Spectrometer“ der NASA und der „Advanced Very High Resolution Radiometer-Instrumente“ der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA, USA) aus und bestimmte den globalen Blattflächenindex beziehungsweise die Blattmenge des Pflanzenteppichs über den bewachsenen Regionen des Planeten. Die Zunahme an Blattpflanzen und Bäumen entspricht einer Fläche der doppelten Größe der USA! Die zusätzliche CO2-Düngung ist jedoch nur zu etwa 70 Prozent für die Zunahme der globalen Vegetation verantwortlich. Der Rest geht auf Stickstoff, Änderungen der Bodenbedeckung und den Klimawandel mit höheren Temperaturen und Niederschlagsmengen und verstärkter Sonnenlichteinstrahlung zurück. Die pflanzliche Ökologisierung der letzten 35 Jahre, davon sind die Forscher überzeugt, wird bewirken, dass auch die Fauna profitieren wird. Klar, denn ihr Nahrungsangebot hat sich ja ebenfalls erhöht. Insbesondere die Tropen wie das Amazonasbecken und ein Gürtel quer über Afrika/Zentralafrika profitieren von der Erhöhung des CO2-Anteils in der Atmosphäre. Es handelt sich um einen sich selbst regulierenden Vorgang: Mehr CO2 bedeutet mehr Pflanzenwachstum, was den CO2-Gehalt der Luft wiederum erniedrigt und somit auch das Pflanzenwachstum bremst. Die Natur kennt keinen sich selbst verstärkenden Prozess, im Gegensatz zu den Mainstream-Klimawissenschaftlern. (DS)

Quelle: www.nature.com/articles/nclimate3004

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