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Infopunkte Naturwissenschaft

raum&zeit-Ausgabe 221

Technologien der neuen Zeit

Auf dem Kongress „Technologien der neuen Zeit“ (21.–23.6.2019, Stuttgart-Fellbach, veranstaltet vom Jupiter-Verlag) stellte der Maschinenbauingenieur Markus Budniok ein Auftriebskraftwerk vor, das unabhängig von äußerer Energieträgerzufuhr 24/7 Strom erzeugen soll – völlig emissionsfrei. Die Funktionsweise ist ziemlich einfach: Ein Behälter ist durch eine Trennwand in zwei Bereiche A und B geteilt, die durch ein Wasserrohr verbunden sind. Am Boden von A und B befindet sich je ein (zunächst arretierter) Auftriebskörper, die beide über ein Zahnstangengetriebe ein Schwungrad antreiben. Nun werde Bereich A mit Wasser gefüllt. Löst man anschließend den Arretiermechanismus des Auftriebskörpers in A, so schnellt dieser durch den Auftrieb nach oben und treibt das Schwungrad an. Ein Teil der so generierten Energie wird von einem ebenfalls installierten Pumpensystem genutzt, um das Wasser in Bereich B zu pumpen. Das erste Gewicht fällt sodann aufgrund der Schwerkraft wieder nach unten und treibt dabei wiederum das Schwungrad an. Unten wird es erneut arretiert. Direkt im Anschluss schnellt der Auftriebskörper im Bereich B nach Lösen der Arretierung nach oben und erzeugt seinerseits Energie. Dieser Zyklus soll sich endlos wiederholen. 60 Prozent der so generierten Energie sollen dabei in nutzbare Elektrizität umgewandelt werden können. Je schwerer (dichter) die Flüssigkeit, desto größer die Energieausbeute. Das Kraftwerk soll Energien bis in den Megawattbereich hinein erzeugen können. Leider hatte Herr Budniok keinen Prototypen mitgebracht, sondern präsentierte lediglich eine Animation. Die Erfindung sei zum Patent angemeldet. Herr Budniok berichtete ausführlich über seine Erfahrungen, besser gesagt Schwierigkeiten, eine industrietaugliche Massenproduktion dieses Kraftwerks aufzubauen, wobei die kontaktierte Politik (NRW-Regierungschef Laschek), Investoren und Großkonzerne (Siemens) sich als eher bremsend erwiesen. Die Reaktion unter den Kongressteilnehmern war gemischt: Die einen zeigten sich überzeugt, dass dieses Kraftwerk funktionieren müsse, andere beklagten, dass durch den Weg der Patentierung ein Scheitern quasi vorprogrammiert sei. Sicher scheint: Würde Herr Budniok, der sich als äußerst besorgt um die Zukunft des Planeten zeigte, die Konstruktionsunterlagen des Kraftwerks einfach im Internet veröffentlichen, könnte wohl nichts mehr einer weltweiten Verbreitung des Auftriebskraftwerks im Wege stehen.
Ein weiterer Höhepunkt des Kongresses war der Auftritt des Physikers Prof. Dr. Theo Almeida-Murphy, vielen Teilnehmern als Wasserstoffexperte bekannt. Offenbar stellt es laut Almeida-Murphy kein großes technisches Problem dar, Benzin mit Wasser zu vermischen, und zwar ohne Leistungseinbußen oder mehr Verschleiß zu gewärtigen. Faszinierend war in diesem Zusammenhang ein von Almeida-Murphy durchgeführtes Experiment: Einem Ultraschallvernebler fügte er eine geringe Menge Benzin hinzu (ca. 2,5 %). Anschließend fing er den erzeugten feinen Nebel in einem Glaszylinder auf. Das Gemisch erwies sich nach Nähern einer Feuerzeugflamme als hochexplosiv. Das nur mal als kleine Demonstration der Energiegewinnung mit einem Wasser-Benzin-Gemisch. Was wären hier für Einspar- und Umweltschutzpotenziale nutzbar! Warum aber nichts geschieht (und stattdessen über die Einführung einer CO2-Steuer nachgedacht wird), kann sich jeder selbst beantworten. Man muss nur berücksichtigen, wer einen Nachteil von einem drastisch verminderten Benzinverbrauch hätte.
Zum Abschluss der Veranstaltung referierte Robert Reich, CEO der Gaia Energy, über den angeblich bereits serienreifen autonomen Infinity-Magnetmotor aus Südkorea. Gaia Energy hat die Lizenz dieses mit Permanentmagneten und bifilaren Spulen ausgestatteten Konverters magnetischer Energie erworben und entwickelt auf Basis dieses Konzepts eine eigene Variante. Sie soll etwa so groß sein wie ein Kühlschrank, circa 200 kg wiegen und 5 kW 24/7 liefern. Weltweit lägen schon 30 000 Bestellungen vor. Der Verkaufspreis soll bei 18 000 Euro liegen. (DS)

Quellen: www.jupiter-verlag.ch; www.gravinergyag.com; https://gaia-energy.org; https://infinitysav.com/

Weltweit erster Wasserstoff Personenzug

Seit September letzten Jahres pendelt er in Niedersachsen auf der nicht-elektrifizierten Bahnstrecke zwischen Buxtehude, Bremervörde, Bremerhaven und Cuxhaven: der Coradia iLint, der weltweit erste Personenzug mit Brennstoffzellenantrieb. Dafür braucht er bei einer Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h circa 45 Minuten und ist damit nicht langsamer als sein Diesel-Pendant und Vorgängermodell Coradia Lint 54. Eine vergleichbar gute Beschleunigung sowie eine Reichweite von 1 000 km sind ebenfalls konkurrenzfähig. Überdies ist der Wasserstoffzug wesentlich leiser. Der Wasserstoff für die Brennstoffzelle wird in Hochdrucktanks mitgeführt und „on board“ erzeugt, also während der Fahrt. Sicherheitstechnisch sind Wasserstoff-Hochdruckbehälter in Gefahrensituationen (Unfall) unbedenklicher als Benzintanks. In der Brennstoffzelle reagiert der Wasserstoff mit Luftsauerstoff, wobei elektrische Energie und als einziges Reaktionsprodukt Wasserdampf entstehen. Energie, die gerade nicht für den Antrieb benötigt wird, fließt in die Lithium-Ionen-Akkus und wird zwischengespeichert. Zusätzlich lädt auch kinetische Brems-Energie des Zugs diese Akkus auf. In Beschleunigungsphasen kann dann zusätzliche elektrische Energie aus den Akkus bezogen werden. Ein intelligentes Energie-Management-System sorgt dafür, dass die verbrauchte Energie minimal wird. Der französische Zughersteller Alstom, der den Coradia iLint in seinem Werk Salzgitter (Niedersachsen) entwickelt hat, geht davon aus, den derzeitigen Energieverbrauch des Zuges durch technische Optimierungen um weitere 20 Prozent senken zu können. Außer mit Niedersachsen hat Als-tom Grundsatzvereinbarungen mit den Bundesländern Baden-Württemberg (BW), NRW und Hessen sowie auf regionaler Ebene mit Calw (BW) abgeschlossen. Das Unternehmen glaubt, dass die Wasserstoff-Schienenprojekte die Wasserstofftechnologien insgesamt voranbringen werden, da die Mengen des benötigten Wasserstoffs anhaltend hoch und vorhersagbar sind. Dies wird den Markt beleben.

Quelle: www.alstom.com

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