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Infopunkte Gesundheit

raum&zeit-Ausgabe 204

Per iPhone zum Organspender

"Es war immer die Aufgabe von Apple Produkte zu schaffen, die das Leben der Menschen verändern. Mit der neuen Health App liefern wir Informationen, schaffen ein Bewusstsein für Organspende und machen es einfacher als jemals zuvor, sich zu registrieren“, sagt Jeff Williams, Chief Operating Officer von Apple. Das neue Betriebssystem iOS 10 lädt Nutzer in den USA auf neuem Weg dazu ein, Organspender zu werden. Ein paar Klicks durch die Health App und man ist einverstanden, seine Organe nach festgestelltem Hirntod entnehmen zu lassen. In den USA ist ein solcher digitaler Vermerk rechtskräftig; in Deutschland nicht. Hierzulande ist eine Unterschrift, zum Beispiel in einem Organspende-Ausweis erforderlich. Zumindest noch, denn die Organspende-Lobby ist erfinderisch, wie man sieht. (AF)

Quellen: Apple.com/de/ios10, www.epochtimes.de

Antibiotika im Grundwasser

Wie kamen die Antibiotika ins Grundwasser? Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) deckte vor zwei Jahren auf, dass Antibiotika teilweise in hohen Konzentrationen ins Grundwasser gelangen. Die Forscher hatten diese Arzneimittel an neun von 48 Messstellen in Norddeutschland nachgewiesen, an zweien davon in hohen Konzentrationen. Nun überprüfte eine Folgestudie des UBA, wie es zu dieser Belastung kommt. Sie führten Messungen an elf Standorten in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein durch und bezogen jeweils die ansässigen Landwirte mit ein. Die Landwirte gaben an, welche und wie viele organische Wirtschaftsdünger in den letzten fünf Jahren aufgebracht und welche Arzneimittel im Betrieb eingesetzt worden waren.
An allen elf Standorten fanden die Forscher die Wirkstoffe Sulfadiazin und Sulfadimidin, die in Deutschland fast ausschließlich zur Behandlung von Tieren eingesetzt werden. Bei Sulfadimidin konnte bei mehreren Standorten eindeutig festgestellt werden, dass dieser Wirkstoff über die Anwendung im Stall mit der Gülle in das Grundwasser gelangt ist. Sulfadiazin wurde auch in Kleinkläranlagen nachgewiesen, so dass eine Kontaminierung über diesen Weg nicht ausgeschlossen werden kann.
Als weiteres Antibiotika zeigten sich an zwei Standorten auch wiederholt hohe Konzentrationen an Sulfamethoxazol. Dieser Wirkstoff wird in erster Linie zur Behandlung von Menschen, zum Beispiel bei Harnwegsinfekten, genutzt. Neben dieser Chemikalie kamen an diesen Standorten auch noch begleitende Wirkstoffe, Transformationsprodukte (organische Chemikalien, die nur teilweise biologisch abgebaut wurden) und Süßstoffe zum Vorschein. Diese Funde taten sich sowohl in dem entnommenen Grundwasser als auch in Abwasserproben lokal benachbarter Kleinkläranlagen auf. Die Forscher gehen hier von einem zusätzlichen Stoff eintrag über das Abwasser aus.
„Antibiotika gehören nicht in die Umwelt“ kommentiert das UBA das Ergebnis der Studie. „Es besteht die Gefahr, dass sich multiresistente Keime bilden. Zudem sind die Auswirkungen auf die Lebewesen im Boden und im Grundwasser nicht abzuschätzen.“ Das Amt empfiehlt daher Schwellenwerte für Human- und Tierarzneimittel einzuführen. Dies hätte den wichtigen Effekt, dass regelmäßig das Grundwasser überprüft und die Eintragsquellen aufgedeckt würden. (AF)

Quelle: www.umweltbundesamt.de

Studie stellt Sinn geschlossener psychiatrischer Stationen in Frage

Von Katzen weiß man, dass geschlossene Türen sie geradezu magisch die Überwindung dieses Hindernisses wünschen lassen. Menschen scheinen hier ähnlich zu ticken. Eine Studie um Christian Huber und Andres R. Schneeberger an der Universität Basel und den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel zeigt, dass Patienten aus geschlossenen Anstalten nicht seltener fliehen als wenn die Türen offen wären.
„Die Wirkung von geschlossenen Kliniktüren wird überschätzt“, so Huber, „eingeschlossen zu sein verbessert in unserer Untersuchung nicht die Sicherheit der Patienten und steht der Vorbeugung von Suizid und Entweichung teilweise sogar entgegen.“
Die Forscher untersuchten 350 000 Patientenfälle aus der Zeit von 1998 bis 2012 an 21 deutschen Kliniken. Die Patienten litten unter Störungen wie Demenz, Substanzmissbrauch, Zahl der vollendeten Suizide war bei offenen und geschlossenen Stationen gleich.
Die Studie entkräftet damit komplett das gängige Argument, Patienten einzuschließen wäre sinnvoll, um sie vor sich selbst zu schützen. Huber weist aber auch darauf hin, dass das Konzept der offenen Türen auch einen wertschätzenden, zugewandten Umgang mit den Patienten beinhalte. „Eine Politik der offenen Türen erfordert, dass das Behandlungsteam besonders in Interaktion mit den Patienten tritt, sie stärker in die Therapie einbezieht und ein tragfähiges Bündnis mit dem Patienten eingeht.“ (AF)

Quellen: Christina Amrhein: „Tag der aufgeschlossenen Tür“, DocCheck, 1.9.2016 Christian G. Huber, Andres R. Schneeberger, u. a.: Suicide Risk and Absconding in Psychiatric Hospitals with and without Open Door Policies: A 15-year Naturalistic Observational Study The Lancet Psychiatry (2016), doi: 10.1016/S2215-0366(16)30168-7 Schizophrenie, Depressionen, Manie, bipolare Störungen und Persönlichkeitsstörungen. Fünf der Krankenhäuser hatten überhaupt keine geschlossenen Türen, also nur offene Stationen, 16 Kliniken hatten beide Varianten. Das überraschende Ergebnis: Die Patienten flohen signifikant seltener von offenen Stationen und übten dort auch weniger Suizidversuche aus.

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