Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 201

Ökologische Landwirtschaft ist die Lösung für Afrika

Längst ist erwiesen, dass Ernteausfälle, Plagen und Hunger in Afrika nicht sein müssten, wenn die dortige Landwirtschaft nach ökologischen Grundsätzen betrieben würde. Eine aktuelle Studie vom Oakland Institute bestätigt dies. Der unabhängige Think Tank nahm 33 agrarökologische Projekte unter die Lupe, die in verschiedenen afrikanischen Ländern durchgeführt wurden und die alle sehr erfolgreich waren. Die Geschäftsführerin des Oakland Institutes, Anuradha Mittal, fasst zusammen: „Diese Fallstudien liefern unumstößliche Fakten und nennen genaue Zahlen, wie ein Wandel in der Landwirtschaft, der Bauern und der Umwelt Respekt zollt, enorme Gewinne mit sich bringen kann – ökonomisch, sozial und die Nahrungssicherheit betreffend, während er gleichzeitig die Klimagerechtigkeit sichert sowie Böden und Umwelt verbessert.“
Die Projekte waren teilweise sehr unterschiedlich, immer waren sie aber auf die jeweiligen lokalen Bedingungen abgestimmt.
Oft ging es darum, den Boden trotz Wasserarmut fruchtbar zu machen. Als hilfreich erwies sich hier zum Beispiel, die Felder durch Stein- und Erdwälle abzugrenzen, damit das Regenwasser länger bewahrt bleibt. Sehr wirkungsvoll war es auch, bestimmte Pflanzen mit anzusiedeln, wie die Apfelring Akazie oder den Tamarindenbaum, die den Boden fruchtbarer machen.
In Malawi war der Schwerpunkt anders gelagert. Hier stand die Aufforstung im Mittelpunkt. In Mali wiederum lernten die Bauern, wie sie selbst wertvolles Saatgut züchten und Fruchtbäume anbauen können. In Malawi und Sambia wurde Maniok angebaut, um den Mais-Monokulturen etwas entgegenzusetzen. Den Fokus auf die Gesundheit der Bevölkerung legte ein Projekt, das in elf afrikanischen Ländern orange Süßkartoffeln anbaute. Diese Knollen sind reich an Vitamin A, an dem es den Menschen in afrikanischen Ländern oft mangelt. Die Süßkartoffel als Spender zu kultivieren, ist weit billiger und sinnvoller als zum Beispiel den gentechnisch manipulierten, besonders Vitamin A-haltigen „Golden Rice“ einzusetzen.
Einige Projekte hatten auch den Anbau von Bio-Produkten für den Export im Fokus. So gibt es jetzt Bio-Ananas aus Tansania, Bio Cacao aus Sierra Leona und Bio Baumwolle aus Westafrika.
Ibrahima Coulibaly, der Vizepräsident von ROPPA, dem Netzwerk westafrikanischer Organisationen von Bauern und Herstellern landwirtschaftlicher Produkte, fordert: „Unsere Regierungen müssen nun entscheidende Schritte unternehmen, um die Praxis der ökologischen Landwirtschaft zu unterstützen anstatt das System industrieller Nahrungsmittelproduktion zu fördern ... Unsere Regierungen müssen unseren Kindern eine Zukunft sichern, in der sie sich selbst ernähren können mit nährstoffreichem Essen in einer gesunden Umwelt.“ (AF)

Quelle: http://www.oaklandinstitute.org/explore-case-studies

Neuzulassung von Glyphosat

Das Thema Glyphosat hat alles, was ein Krimi bräuchte: Konzernchefs, die über Leichen gehen, korrupte Behörden und jede Menge Gift. Komisch nur, dass viele sich in diesem Film so wohl fühlen, dass sie gar nicht aussteigen wollen.
Eigentlich hätte ein EU-Fachausschuss Anfang März darüber entscheiden sollen, ob Glyphosat weitere 15 Jahre auf dem Markt bleiben darf oder nicht. Die EU-Kommission verschob die Abstimmung jedoch, da eine Anhörung der Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten keine mehrheitliche Einigung in die eine oder andere Richtung erwarten ließ. Frankreich, Schweden und Italien stimmten gegen die Verlängerung der Zulassung. Deutschland und Österreich enthielten sich lediglich - obwohl die WHO Glyphosat im März letzten Jahres als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen“ eingestuft hat. Und obwohl Untersuchungen der Heinrich Böll Stiftung ergeben haben, dass 99,6 Prozent der Menschen bereits Glyphosat im Urin haben, 75 Prozent sogar in einer fünfmal höheren Dosierung als sie im Trinkwasser erlaubt wäre.
Zwischenzeitlich haben Abgeordnete des EU-Umweltausschusses die EU-Kommisssion mit einem Entschließungsantrag dazu aufgefordert, erst mal die zugrunde liegenden Studien transparent zugänglich zu machen.
Demnächst geht es dann weiter in diesem Theater. Geplant ist, dass der EU-Fachausschuss in einer Sitzung am 18. und 19. Mai über die Zukunft des Giftes abstimmen soll. Wie katastrophal Glyphosat, das wir alle schon in uns haben, in die Epigenetik eingreift, erläutert Kurt Blüchel in der nächsten Ausgabe von raum&zeit.
Wie Sie sich wehren können, erfahren Sie unter anderem auf der Seite des Umweltinstituts: www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/keine-neuzulassung-von-glyphosat.html (AF)

Bald mehr Plastik als Fische in den Meeren

Plastikmüll ist zu einem gigantischen globalen Umweltproblem geworden. Jede Minute gelangt ein Müllwagen voller Plastik in die Meere. Das summiert sich auf 8 Millionen Tonnen Plastik jährlich – Tendenz steigend. Im Jahr 2050 könnte die Menge an Plastik in den Weltmeeren die Menge der Fische darin übersteigen. Das eigentliche Problem ist, dass Kunststoff nicht zu Humus verrottet, sondern nur verwittert, das heißt in immer kleinere Teile zerbricht, sodass es schließlich von Fischen, Schnecken und Krebsen gefressen wird. Letztlich landet es so über die Nahrungskette im Körper des Verursachers. Das so genannte Mikroplastik in Hautcremes, Duschgels, Peelings und Shampoos leistet einen zusätzlichen Beitrag zur Plastikvermüllung. Eigentlich müssten alle Nationen gemeinsam die Anreize verstärken, um dem Plastikproblem den Garaus zu machen. Aber es gibt nur vereinzelte Maßnahmen wie das holländische Verbot von Gratis-Plastiktüten oder das US-amerikanische Produktionsverbot von Mikroplastik ab 2017, dem ein Verkaufsverbot 2019 folgt. Die EU will noch dieses Jahr den erlaubten Grenzwert für das hormonell wirkende Plastikgift Bisphenol A senken und den Grenzwert auch auf Beschichtungen von Getränkedosen ausdehnen. Aber es kann auch jeder selbst einen Beitrag leisten und sein Kaufverhalten ändern. Wo immer möglich, sollte man konsequent auf verpackte Ware verzichten und stattdessen lose Produkte kaufen. In diesem Zusammenhang sehr lobenswert ist die Entstehung komplett verpackungsfreier Supermärkte. So hat kürzlich in München der Supermarkt „Ohne“ (Schellingstraße 42) eröffnet – finanziert übrigens via internet-gestütztes Crowdfunding (Schwarmfinanzierung). Ähnliche Läden gibt es auch in anderen Großstädten. Man kann nur hoffen, dass die Betreiber regen Zulauf haben und so andere Geschäfte zur Nachahmung anregen. (s. hierzu auch den Beitrag „Bioplastik“ von Pat Christ). (DS)

Quellen: www.ohne-laden.de http://plastikmeer.plasticontrol.de

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