Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 202

Frackingfreunde im Bunde

Die vergifteten und verwüsteten Landstriche in den Fracking-Nationen Kanada und den USA sollten doch eigentlich Mahnung genug für uns sein. Sie sind das, was die Fracking-Industrie hinterlässt, wenn sie dem Boden sein Öl oder Schiefergas abgetrotzt hat. Die große Mehrheit der Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU und SPD wollen aber diese Technologie auch in Deutschland erlauben. Dies zeigte Ende April eine Abstimmung zu zwei Gesetzesvorschlägen von Grünen und Linken, mit denen Fracking in Deutschland generell verboten worden wäre. 91 Prozent der CDU/CSU-Abgeordneten und 73 Prozent der SPD-Abgeordneten schmetterten diese Entwürfe ab.
Die Gefahren von Fracking sind offensichtlich:
Beim Bohren in tiefe Gesteinsschichten werden die riesigen Bohrer mit großen Mengen Wasser umgeben, das mit Sand und hochgiftigen Chemikalien versetzt ist. Am Ende der Rohstoffgewinnung wird dieses Abwasser dann in etwa eineinhalb Kilometer tiefen Bohrlöchern entsorgt.
Kritiker warnten von Anfang an davor, dass diese Gifte in das Grundwasser gelangen würden. Studien in den USA belegen mittlerweile, dass dies bereits oft geschehen ist, durch schlampig versorgte Bohrlöcher und Bohrunfälle. Fracking belastet auch die Luft, wie Innsbrucker Forscher herausgefunden haben: „Bei der Förderung, Aufbereitung und Verteilung gelangen über zahllose Lecks klima- und gesundheitsschädliche Gase in die Atmosphäre“, so Armin Wisthaler vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen auch, dass Fracking Erdbeben begünstigt. Seismologen zufolge wurde Oklahoma im letzen Jahr deshalb durch Hunderte von Erdbeben erschüttert, weil das Einbringen der Abwässer in große Tiefen die Druckverhältnisse im Boden geändert und so Erdbeben begünstigt hat. (AF)

Quelle: vibk.ac.at, www.umweltinstitut.org, „Dramatischer Anstieg von Erdbeben durch Fracking“, Die Welt 28.09.15

Indischer Bundesstaat komplett Öko

Da macht es uns Sikkim, der kleine buddhistische Bergstaat im südlichen Himalaya, aber vor: Alle rund 12 000 Landwirte produzieren jetzt nur noch bio! In erster Linie bauen sie auf ihren 75 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche Mais, Reis und Kardamon an. Initiator dieses wahr gewordenen grünen Traums ist Pawan Kumar Chamling, der amtierende Ministerpräsident Sikkims. Der beliebte Politiker, der schon zum fünften Mal als Regierungsoberhaupt bestätigt wurde, begann 2012, Kunstdünger und Pestizide zu verbieten. Im Januar 2016 war die komplette Umstellung auf bio dann geschafft. Die Bewohner feierten dies mit dem Sikkim Organix Festival. Die Regierung hofft nun, mit ihrem Konzept Ökotouristen anzulocken. Auch die Hotels sind dabei. Sie bieten nur noch reines Öko-Essen an. (AF)

Quelle: Zeitpunkt

Erstes Earthship in Deutschland

"Wie ein natürlicher Organismus fügt sich ein Earthship in seine Umgebung ein. Es speist sich allein durch die Natur, nutzt auf intelligente Weise Regenwasser, Wind und Sonne, ermöglicht ein moderates Wohnklima und den Anbau von Lebensmitteln. Zudem verwertet es Abfälle aus der Zivilisation – alte Autoreifen dienen ihm sehr effizient zur Dämmung und Wärmespeicherung – ein perfekter Einklang aus Naturverbundenheit, Ästhetik und technischer Innovation.“
So schrieb raum&zeit in Ausgabe 193 über die Earthship-Bauweise, die „ultimativen ‚grünen’ Gebäude.“ Earthships sind tatsächlich die Ultima Ratio der naturnahen Architektur im Kampf gegen eine sinnentleerte, gefühlskalte, verschwenderische, umweltbelastende, ressourcenvergeudende Bauweise, wie sie weltweit praktiziert wird. Ins Leben gerufen hat die Earthship-Bewegung der US-amerikanische Architekt Mike Reynolds (*1945), der auf der Flucht vor der „ästhetisierenden Sinnlosigkeit“ der zeitgenössischen Architektur 1985 in einer mexikanischen Künstlerkolonie hoch über dem Rio Grande strandete, wo er aus Zivilisationsabfällen wie Sperrmüll, Schrott, Autoreifen sowie Dreck und Lehm das erste Earthship baute. Es geriet zu einem Fanal der naturverbundenen Bauweise, ganz ohne schwärmerischen Eifer oder staatlich geförderte Weltrettermentalität, getragen allein vom Gedanken der Einfachheit, Nachhaltigkeit und Nützlichkeit. Der ureigenen Ästhetik eines Earthships, die etwas von dem rauen Charme des Zen-Buddhismus hat, kann sich kaum einer entziehen. Die „befreiende Wohn-Erfahrung“ eines Earthships machen nun auch einige Menschen in Deutschland. Im baden-württembergischen Kreßberg, Tempelhof 3, wurde vor kurzem eine Wohn-Anlage mit 14 Bauwägen und einem Earthship als Mutterschiff fertiggestellt. Roman, Jonas, Stefan, Ralf, Max, Manfred und Stefanie heißen die Team-Mitglieder, von denen drei das Earthship auch bewohnen werden.
„Das ist nicht einfach ein Gebäude, sondern ein lebender Organismus. Und darin entwickelt sich der soziale Organismus von uns Bewohnern“ sagt Manfred. Gute Voraussetzungen sind allemal gegeben: „Das wertvollste ist die Liebe, die beim Bauen von so vielen Menschenhänden eingearbeitet wird“, so der Earthship-Bewohner Stefan. Da kann man sich nur viele Nachahmer wünschen. (DS)

Quelle und Spendenaufruf: www.earthship-tempelhof.de

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