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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 209

Indonesien bietet einzigartiges Gesundheitskonzept

Obwohl Indonesien ein wirtschaftlich aufstrebendes Land ist, muss die Hälfte der Einwohner weiterhin mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Das bedeutet auch, dass sich viele Menschen keine Krankenversicherung leisten können. Doch für dieses Problem gibt es nun eine Lösung: die Garbage Clinical Insurance (GCI). Das Konzept – entwickelt von Gamal Albinsaid, Gründer und CEO von Indonesia Medika – ist so genial wie einfach. Wer kein Geld für eine grundständige Gesundheitsversorgung hat, kann nun mit Müll bezahlen. Hierfür müssen die Menschen
lediglich pro Monat Recyclingmaterialien im Wert von mindestens 70 Cent (10 000 indonesische Rupiah) zu den Sammelstellen von GCI bringen – das entspricht im Durchschnitt zweieinhalb Kilo Müll monatlich. Auf diese Weise werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits bekommt die arme Bevölkerung dadurch Zugang zu Arzt- und Laboruntersuchungen, andererseits wird etwas gegen die enormen Müllberge unternommen, die täglich um 200 000 Tonnen wachsen.
Obwohl bisher erst drei Kliniken mit circa 600 Menschen an der Initiative teilnehmen, hat sie positive Auswirkungen auf das Umweltbewusstsein der Einwohner: Die Versicherten tragen sogar mehr Recyclingmaterial zusammen als nötig, was die Städte sauberer macht und den Menschen den Wert von Müll und Recycling nahe bringt. (BE)

Quelle: https://enorm-magazin.de/tausche-arztbesuch-gegen-muell

Gefahr durch Uran im Dünger

Die Intensivlandwirtschaft nutzt bekanntlich große Mengen mineralischen NPK-Dünger (Stickstoff, Phosphor, Kalium). Dadurch lassen sich zwar die Erträge steigern, allerdings bestehen auch gravierende Nachteile wie eine sich stetig verschlechternde Bodenqualität. Phosphor bzw. Phosphat enthält als Komplexbildner darüber hinaus gesundheitsschädliche Elemente („Begleitmetalle“) wie Cadmium, Blei, Arsen sowie radioaktive Uran-Isotope (U-235, U-238). Pro Kilogramm Rohphosphat lassen sich Konzentrationen bis zu 200 Milligramm Uran, das als kanzerogen und erbgutverändernd gilt, nachweisen. Den natürlichen Urangehalt in der Lithosphäre beziffern Wissenschaftler auf bis zu 4 mg/kg. Sie schätzen die Menge des mit dem Phosphat in die Böden ausgebrachten Urans auf bis zu 14 000 Tonnen in den vergangenen 60 Jahren in Deutschland. Das entspricht ungefähr 1 kg Uran pro Hektar Acker. Mit Niederschlägen gelangt das Uran in den Boden und reichert sich dort an. Pflanzen können es über die Wurzeln in sehr geringen Mengen aufnehmen, wovon wiederum nur sehr wenig in Blattwerk, Spross und Frucht gelangt. Das Ende der Nahrungskette ist daher bisher nur schwach belastet. Allerdings scheint es sich in der Scholle anzureichern: Bei rund der Hälfte aller Anbauflächen sind die Uranwerte im oberen Bodenbereich höher als in den unteren Schichten. Auch dass der Urangehalt in Waldböden geringer ist als der auf Ackerböden spricht für eine Anreicherung. Da Uran eines der mobilsten Schwermetalle überhaupt ist, könnte es ins Grundwasser gelangen. Messungen zeigen, dass besonders in flurnahen Grundwassern die Belastungen höher sind. Hier könnte eine toxische Zeitbombe ticken. Der Gesetzgeber schreibt in der Trinkwasserschutzverordnung 2011 einen Grenzwert von 0,01 mg Uran pro Liter Trinkwasser vor. Leider fehlt aber bislang eine gesetzliche Vorschrift für Uran-Eintragungen aus Mineraldünger. Das Umweltbundesamt empfiehlt lediglich eine Obergrenze von 50 mg Uran pro kg Phosphat. In Deutschland gibt es auch keine Vorschrift, den Urangehalt im Dünger auf der Verpackung zu deklarieren. Es wäre technisch unter vertretbarem Mehraufwand möglich, das Uran aus dem Phosphor herauszutrennen, was in Israel schon geschieht. Aber besser wäre es, einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Das Zauberwort heißt einmal mehr nachhaltige Kreislaufwirtschaft, auch bekannt als Permakultur. Beispielsweise lässt sich praktisch uranfreier Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnen. Auch organischer Dünger aus Kompostierung enthält Uran nur in Spuren von 0,4 mg pro kg Phosphat. Das Einführen einer Permakultur würde auch den Phosphatabbau überflüssig machen. Phosphat ist eine begrenzte Ressource, die irgendwann zur Neige gehen wird. (DS)

Quelle: www.umweltinstitut.org

Das neue Tierwohl Label

„Geschafft: Mehr Tierwohl“, brüstet sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. – Na ja, also im Moment ist alles nur ein Plan, der 2018 umgesetzt werden soll. Zum Plan gehören Appelle an die Landwirte, die freiwillig eine tierfreundlichere Haltung an den Tag legen sollen. Das Konkreteste an dem Plan ist ein Tierwohl-Label, das Produkte kennzeichnen soll, die von Tieren aus tierfreundlicher Haltung stammen. So tierfreundlich ist die Haltung aber auch wieder nicht. Um ein Beispiel aus der Schweinehaltung herauszugreifen: Die Schweine bekommen etwas mehr Platz. Einem 40 Kilo schweren Schwein stünden in einem Stall mit Tierwohl-Label 60 Quadratzentimeter zur Verfügung – laut Gesetz sind 50 Quadratzentimeter als Mindestfläche vorgeschrieben. In Bio-Haltung erhält ein ebenso schweres Schwein aber immerhin 80 Quadratzentimeter, außerdem ökologisch produzierte Futtermittel ohne Zusatz von Antibiotika und Leistungsförderern.
Auch Produkte mit Tierwohl-Label wären etwas teurer als konventionelle Produkte. Schmidt lockt die Landwirte damit, dass sie ihre Produkte 20 Prozent teurer verkaufen dürften. Kann man da nicht gleich zu Bio-Produkten greifen? Andrzej Pazgan von der Tierschutzorganisation PETA sieht in dem Tierwohl-Label einen „Persilschein für die Agrarindustrie, die ihre Praktiken mit Rückenwind aus dem Ministerium fortführen kann.“ 70 Millionen Euro an Steuergeldern wären für 2017 für die Bewerbung des Projektes geplant. Seiner Einschätzung nach würden bestenfalls 20 Prozent der Tiere davon profitieren. Die „umfassende prekäre Situation in Deutschland“ würde sich dadurch jedoch „nicht signifikant verändern“.
Tierschutzorganisationen zeigen seit vielen Jahren unermüdlich die Missstände in der Tierhaltung auf, von eingepferchten trächtigen Schweinen im Kastenstand bis Kükenschreddern. Schmidt sollte die brutalen Methoden der Massentierhaltung verbieten, anstatt sich halbherzig das Wohl der Tiere auf die Fahne zu schreiben. (AF)

Quellen: www.bmel.de, www.topagrar.com, www.peta.de

Nachruf auf SEKEM Gründer Dr Ibrahim Abouleish

Am 15. Juni 2017 ist Dr. Ibrahim Abouleish, Gründer und Vorstandsvorsitzender von SEKEM sowie Träger des Alternativen Nobelpreises, im Alter von 80 Jahren verstorben.
Angesichts gravierender Probleme wie Überbevölkerung, Verschmutzung und mangelnder Schulbildung in seiner Heimat gründete der Ägypter im Jahre 1977 die Entwicklungsinitiative SEKEM, um ein Modell für ein ganzheitliches Unternehmen im 21. Jahrhundert zu entwickeln. Maßgeblich beeinflusst wurde seine Arbeit von der anthroposophischen Philosophie, Kunst und Kultur, mit der er nach seinem Studium der Chemie und Medizin in Europa in Kontakt kam. Seine Vision von SEKEM („Vitalität der Sonne”) beschrieb er als „nachhaltige Entwicklung zu einer Zukunft, in der jeder Mensch sein individuelles Potenzial entfalten kann, in der die Menschheit in sozialen Formen lebt, welche die Würde des Menschen widerspiegeln; und in der alle wirtschaftlichen Tätigkeiten nach ökologischen und ethischen Prinzipien durchgeführt werden”.
Während sich SEKEM zu Anfang noch auf biologisch-dynamische Landwirtschaft konzentrierte, entstanden im Laufe der Jahre unter dem Dach der Initiative zahlreiche weitere Unternehmen, die sich unter anderem in den Bereichen Pharmazie, organische Textilherstellung, Bildung, Kunst
und Medizin engagierten. Heute ist SEKEM nicht nur ein Unternehmen, sondern eine lebendige Gemeinschaft von etwa 1 700 Menschen unterschiedlicher Herkunft, die sich dafür einsetzen, die Vision von SEKEM zu verwirklichen. (BE)

Quelle: http://www.sekem.com/de/dr-ibrahim-abouleish/

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