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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 212

In eigener Sache

Vielen aufmerksamen Lesern ist es natürlich schon aufgefallen: Seit der Ausgabe 209 September/Oktober 2017 hat sich unser Umschlag verändert, er wird nun ebenso wie der Innenteil auf 100 % Recyclingpapier gedruckt. Außerdem wird auf den Einsatz künstlicher Lacke verzichtet, weshalb das Cover nicht mehr glänzt. Uns war es wichtig, dass raum&zeit zu 100 % auf recyceltem Papier gedruckt wird, auch wenn das höhere Kosten verursacht. Die Reaktionen waren unterschiedlich, einige Leser wünschten sich den „alten“ Glanz zurück, da der Aufkleber leichter abging und er wasserabweisender war. Wir stehen aber ganz klar hinter dieser Änderung, denn wir wollen nicht nur über Umweltschutz schreiben, sondern ihn auch leben!

Kampf gegen Plastikmeere

Die Menge an Plastik in unseren Ozeanen hat in den vergangenen Jahrzehnten beängstigende Ausmaße angenommen. Schon seit längerem schwimmen auf den Meeren riesige Plastikinseln, die das Leben sowohl der Tiere als auch der Pflanzen bedrohen. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Mittlerweile haben zahlreiche Umweltliebhaber mit visionären Strategien den Kampf gegen den Plastikmüll aufgenommen.
Einer davon ist der 23-jährige Niederländer Boyan Slat. Der passionierte Taucher entwickelte in den letzten Jahren ein Konzept, das schließlich in das Ocean Cleanup Projekt mündete, zu dem heute ein Team aus rund 65 Mitarbeitern gehört. Sein Plan ist es, die fünf riesigen Müllwirbel mithilfe ihrer eigenen Kraft von dem Industrieabfall zu befreien. Hierfür sollten ursprünglich zwei riesige Fangarme, die über einen Winkel miteinander verbunden sind, im äußeren Bereich des Wirbels an der Wasseroberfläche angebracht werden. Es handelt sich bei ihnen um aufblasbare Riesenschläuche aus vulkanisiertem Gummi, die jeweils 50 Kilometer lang und am Meeresgrund verankert sind. Wellen und Wind treiben dann alle Plastikteile, die größer als 3,5 Millimeter sind, in die Arme der Schlauch-Konzeption, wo sie auf eine Plattform mit einem riesigen Container treffen würden. Von dort aus könnten Schiffe sie einsammeln und abtransportieren. Über Recycling könnten sie zu Leichtöl umgewandelt werden, was nach Slat die Kosten des Projekts wieder einspielen würde. Wassertiere würden unbeschadet bleiben, da sie unter den Schlauch-Auslegern durchschwimmen könnten.
Im Juni 2016 wurde ein Prototyp dieser Technologie (ein 100 Meter langes Barrierensegment) 10 Wochen lang in der Nordsee getestet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse führten dazu, dass sich Cleanup zu einem Strategiewechsel entschied. Statt einer überdimensionalen Station von 100 Kilometern Länge, wird es eine Flotte von 30 kleineren Systemen sowie einer größeren Barriere geben. Außerdem werden die Schläuche nicht mehr am Meeresboden verankert, sondern an Treibankern unter den Konstruktionen, die garantieren, dass sich die Barrieren langsamer bewegen als der Müll. Diese Methode sei wirksamer und kostengünstiger, sagte Slat bei einem Vortrag im Mai letzen Jahres. Ende 2017 erfolgte der Launch des nächsten Prototyps vor der kalifornischen Küste. Im zweiten Quartal von 2018 soll dann das große Sammelsystem folgen. (BE)

Quellen:
- https://nur-positive-nachrichten.de/kurznachrichten/ocean-cleanup-wird-schon-2018-beginnen-video
- „Plastikmeere“ von Angelika Fischer, raum&zeit-Ausgabe 194/2015

Hochhäuser mit Wald

Die Vertikale dem Menschen, die Horizontale der Natur. Dieses architektonische Motto hat sich wohl der mehrfach preisgekrönte italienische Architekt Stefano Boeri zu Eigen gemacht. Dabei begnügt sich Boeri nicht etwa mit Efeu, sondern es sollte schon ein ganzer Wald sein. Bei seinem bislang berühmtesten Projekt, den begrünten Zwillingstürmen „Bosco Verticale“ in Mailand, wurden rund 900 Bäume und 2 000 weitere Pflanzen wie Sträucher und Hecken auf Terrassen und Balkonen an den Fassaden der beiden Gebäude gepflanzt. Dies entspricht einer Waldfläche von einem Hektar. Derzeit noch im Bau befindet sich das 114 Metern hohe Hochhaus Tour de Cedres (Zedernturm) in Lausanne (Schweiz), das immerhin über 100 bis zu 12 Meter hohe Eichen, Zedern und Ahorn-Bäumen an seinen Fassaden integriert. Die Fertigstellung ist für 2020 geplant. Als nächster Baukomplex folgen die beiden Nanjing Tower in Nanjing an der chinesischen Ostküste. Und weil bei den Chinesen immer alles doppelt so schnell geht, sollen die beiden Türme bereits 2018 eingeweiht werden.
Zwar arbeiten auch andere Architekten mit begrünten Fassaden. Das Spezielle an Boeris vertikalen Wäldern ist aber die Vielzahl der Pflanzenarten und die ausgewachsenen Bäume. Im Sommer erzeugen die Pflanzen ein angenehm kühles Mikroklima. Zudem fördern die „Hochwälder“ die Biodiversität in der Stadt. So sollen etwa zeitgleich mit den menschlichen Bewohnern zwanzig Vogelarten im Bosco Verticale Domizil bezogen haben. Technisch bringen die bewaldeten Hochhäuser einige Herausforderungen mit sich. Da auf über hundert Meter Höhe starke Winde blasen, entwickelte Boeri ein spezielles Befestigungssystem für die Bäume. Für die Bewässerung wird in einem ausgeklügelten System Brauch- und Regenwasser eingesetzt. Pflege und Beschnitt übernehmen professionelle Gärtner. Weitere „Hochwälder“ Boeris sind bislang in Vietnam und der chinesischen Provinz Guizhou geplant. (DS)

Quelle: www.nzz.ch

Foodsharing Box statt Müll

Es ist wie eine kleine Wunderkammer neben den Hauptgebäuden der Supermarktkette Hieber in Südbaden. Öffnet man die Tür eines grauen Kunststoffhäuschens, präsentieren sich in Regalen und Kühlfächern appetitliche Lebensmittel von Joghurts und Brotaufstrichen über Brot, Obst und Gemüse. Und jeder kann sich umsonst bedienen. Für den Verkauf sind diese Produkte nicht mehr geeignet, aber für den Müll sind sie eindeutig zu schade. Dies zeigt die große Resonanz auf das Projekt. Sowohl arme Menschen als auch Menschen, denen die Nahrungsmittelverschwendung ein Dorn im Auge ist, greifen zu.
Geschäftsführer Dieter Hieber erklärt dazu: „Die Idee kam mir, als ich letztes Jahr im Markt in Lörrach wirklich eine Dame gesehen habe, die in unseren Mülltonnen herumgeklettert ist und sich Ware herausgeholt hat und ich fand das beschämend.“ Er hat in der Folge nach und nach seine zwölf Märkte mit grauen Foodsharing Boxen ausgestattet.
Das Landratsamt hat ihm abgeraten, die Boxen so zu nennen, da die Haftung dann voll bei Hieber liegt. Wenn er sie als „Müllraum“ bezeichnen würde, wäre er aus dem Schneider. „Aber das entspricht nicht der Hieber Philosophie. Unsere Meinung ist eben gerade, dass es sich nicht um Müll handelt.“, so Hieber-Mitarbeiterin Larissa Rudolph gegenüber raum&zeit.
Die Foodsharing Box wird im Laufe des Vormittags mehrmals gefüllt, regelmäßig von den Mitarbeitern überprüft und sauber gehalten. „Um 12 Uhr ist da nichts mehr übrig“, erzählt Dieter Hieber. Sein Wunsch ist, dass sich andere Händler seiner Idee anschließen. (AF)

Quellen:

https://nur-positive-nachrichten.de/kurznachrichten/supermarkt-verschenktaussortierte-lebensmittel-in-foodsharing-boxen
www.swr.de/swraktuell/bw/suedbaden/binzenbei-loerrach-lebensmittel-verschenken-stattwegwerfen/-/id=1552/did=20073744/nid=1552/sbrvl4/index.html

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