© sellingpix – Fotolia.com

Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 217

Erster Bio Staat der Welt

„Die Welt in eine vollkommen ökologische Welt zu verwandeln, käme sicher einer ökologischen Revolution gleich. Wenn wir zusammen arbeiten, ist eine solche ökologische Welt möglich.“ Diese Botschaft verbreitete der Premierminister von Sikkim, Pawan Chamling, im Rahmen seiner Dankesrede, die er im Oktober 2018 anlässlich der Verleihung des Future Policy Gold Award hielt. Mit diesem Preis würdigte die Hamburger Stiftung World Future Council Chamlings Erfolg, den indischen Bundesstaat Sikkim in den weltweit ersten hundertprozentigen Ökostaat verwandelt zu haben.
Sikkim, ein kleines Gebiet im Nordosten Indiens, das an Tibet, Nepal und Bhutan grenzt, hat bereits seit 1994 das Glück, Premierminister Chamling an der Spitze zu haben. Schon am Anfang seiner Amtszeit, als große Unternehmen der Agrarindustrie weite Teile des Landes vereinnahmten, warnte Chamling vor dem Gebrauch chemischer Mittel. Während dann Monokulturen, Gentechnik und Pestizide immer mehr Bauern in Indien in Verarmung, Krankheit und Selbstmord trieben, verordnete Chamling zusammen mit dem indischen Premierminister Narendra Modi dem indischen Bundesstaat Sikkim eine rein ökologische Landwirtschaft – Ökologie von oben.
Chamlings Vision traf auf Menschen, die traditionell sehr naturverbunden sind. Dennoch war seine Arbeit kein romantischer Spaziergang. Er investierte viel in Überzeugungsarbeit. Die Bauern durften nicht mehr den subventionierten Kunstdünger einsetzen. Dafür erhielten sie Schulungen, zum Beispiel über vielfältige Fruchtfolgen, Kompostdünger oder widerstandsfähige Pflanzen. Chamling baute teure Zertifizierungssysteme und Kompostierungsanlagen auf.
Anfangs mussten die Bauern erst einmal Ernteausfälle hinnehmen, bis der ausgelaugte Untergrund wieder zu einem guten Nährboden werden konnte. Dann aber zeigten sich immer deutlicher die Vorteile einer Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur betrieben wird: Die Erträge stiegen. Die Landarbeiter werden nicht mehr durch Pestizide belastet. Einige Produkte wie der Öko-zertifizierte Tee sind auch außerhalb von Sikkim sehr beliebt und werden exportiert. Weiterhin zieht es immer mehr naturliebende Touristen in den idyllischen Landstrich. Seit der Umstellung auf Ökolandwirtschaft haben sich die Besucherzahlen mehr als verdoppelt. (AF)

Quellen: https://www.worldfuturecouncil.org/de/

Solarkraftwerke auf dem Wasser

Der Kampf um den Hambacher Forst hat gezeigt, dass der Großteil der Bevölkerung eine flächendeckende Braunkohleförderung mittlerweile ablehnt. Zu groß sind die Schäden für die Umwelt, die mit dieser Industrie unweigerlich einhergehen. So erfreulich die Aussicht auf einen baldigen Komplettausstieg aus der Braunkohleförderung ist, bleibt doch die Frage, was nun mit den zerstörten Landstrichen geschehen soll. Und was wird aus den verbliebenen Arbeitern, die nach der Stilllegung der Förderstätten ohne Job dastehen?
In den letzten Jahren wurden bereits zahlreiche ehemalige Tagebauten geflutet und zu künstlichen Seen umfunktioniert. Der Hintergedanke hierfür war, dadurch Wassersportler und Naturfreunde anzulocken und den Menschen in der Region durch Tourismus Arbeit zu verschaffen. Doch es ist fraglich, ob diese Maßnahmen tatsächlich genug Menschen in Lohn und Brot bringen, um einer Massenabwanderung aus den betroffenen Gegenden entgegenzuwirken.
Dabei gibt es bereits eine ideale Lösung, die beide Probleme – zerstörte Landschaft und hohe Arbeitslosigkeit – auf einen Schlag beseitigen könnte: der Bau und Betrieb schwimmender Solarkraftwerke. Entwickler von schwimmenden Solarmodulen, wie etwa der Marktführer Ciel et Terre aus Frankreich, haben diese Technik bereits in England, Frankreich, Portugal, Brasilien, USA, Japan und China umgesetzt. So wurde erst kürzlich in der Nähe der chinesischen Stadt Huainan in einer gefluteten Kohlegrube das bisher größte schwimmende Solarkraftwerk der Welt mit einer Leistung von 40 MWp (40 Millionen Watt) installiert.
Mit schwimmenden Solarkraftwerken würden einerseits keine kostbaren Landschaften besetzt werden, zugleich sind sie um bis zu elf Prozent effizienter als ihre Pendants auf dem Land, deren Leistung ab einer Temperatur von 25 Grad sinkt. Dies wird bei den schwimmenden Exemplaren aufgrund der ständigen Kühlung durch das Wasser darunter vermieden.
Experten schätzen, dass man mit Solarkraftanlagen auf den bisher gefluteten Tagebaugebieten eine elektrische Leistung von 7 000 Mwp erreichen könnte. Würden die restlichen Braunkohlewerke stillgelegt, könnte der Ertrag noch weiter steigen. Nun ist die Politik gefragt, dieses Beispiel für saubere Energie auch umzusetzen. (BE)

Quellen: https://www.sein.de/schwimmendesolarkraftwerke/
https://www.ciel-et-terre.net/

Brennstoffzelle versorgt Passagierschiff

Anders als Pkws und Lkws besitzen dieselgetriebene Schiffe normalerweise keinerlei Abgastechnik, sodass sie große Mengen Feinstaub, Schwefel und Dieselruß in die Luft blasen. Die Schadstoffkonzentration in den Abgasfahnen großer Schiffe kann mit 400 000 Partikel/Kubikzentimeter bis zu 400 Mal so hoch sein wie diejenige unbelasteter Luft in der freien Natur. Selbst an stark befahrenen Straßen wird so ein Wert nicht annähernd erreicht. Laut Naturschutzbund Deutschland belegen Studien, dass durch den Schiffsverkehr 50 000 Menschen pro Jahr vorzeitig sterben. Hinzu kommt, dass große Mengen an Schweröl durch den Schiffsverkehr ins Meer gelangen und empfindliche Ökosysteme wie das Wattenmeer, Korallenriffe oder die Mangrovenwälder belasten können. Hier bietet sich also ein enormes Potenzial für praktizierten Umweltschutz an. Doch wie soll man den schmutzigen Schiffsdiesel ersetzen? Im Forschungsprojekt „MetaShip“ haben die Papenburger Meyer Werft und ihre Projektpartner das Potenzial von Methanol für Passagierschiffe erforscht (s. auch „Methanol – klar in die Zukunft“ in raum&zeit Nr. 209). Sie statteten 2016 die Ostseefähre Marielle mit einer auf Methanol als Treibstoff basierenden Brennstoffzelle aus und betraten damit weltweit Neuland. Ergebnis: Methanol ist ein idealer Treibstoff der Zukunft, „umweltfreundlich und leicht zu handhaben.“ Da sich die klare Flüssigkeit Methanol (CH4O) anders als Öl mit Wasser vermischt und vollständig abbaubar ist, würde die Umwelt selbst bei einem Leck kaum belastet werden. Der mit der Brennstoffzelle gewonnene elektrische Strom kann nicht nur das Schiff antreiben, sondern überdies sämtliche elektrischen Geräte an Bord versorgen. Große Kreuzfahrtschiffe – heutzutage wahre Dreckschleudern der Meere – sind den Forschern zufolge geradezu prädestiniert für den Einsatz von Methanol. MetaShip könnte auch eine Vorreiterrolle beim Durchbruch zu einer wasserstoffbasierten Energietechnologie spielen, die mit einem Minimum an fossilen Energieträgern auskommt. (DS)

Quelle: Umweltbrief 10.18

zur Startseite