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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 219

Tiefseebergbau mit fatalen Auswirkungen auf das Ökosystem Meer

Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer, Nickel, Zink und Blei, aber auch Seltene Erden sind für die Entwicklung unserer Technologien, wie beispielsweise Elektroautos oder Smartphones, essenziell. Da diese Schätze nicht unendlich verfügbar sind, richtet sich der Blick von Politik und Industrie schon seit einiger Zeit auf die Tiefsee. Denn dort, in noch kaum erforschten Regionen, werden immense Rohstoffvorkommen vermutet. Im Gegensatz zum herkömmlichen Bergbau werden hier aber keine Schächte ausgehoben, sondern der Meeresgrund wird auf der Suche nach Manganknollen mittels schwerer Maschinen umgepflügt – mit verheerenden Folgen für das komplexe Ökosystem Meer. Die Geräte erzeugen Lärm, Licht und Vibrationen in sonst ruhigen und dunklen Regionen. Außerdem werden durch die Abbaugeräte Sedimentpartikel aufgewirbelt und es entstehen bodennahe Trübewolken, welche die am Meeresboden lebenden Organismen wie Schwämme, Muscheln, Seesterne und Bakterien zerstören. Das mit den Manganknollen aufgesaugte Wasser wird zurückgeleitet. Damit gelangen die Trübewolken auch in obere Wasserschichten, wo sie Ökosysteme stören: Die enthaltenen Schadstoffe wie Schwermetalle werden von der Meeresströmung weitergetragen und gelangen in sauerstoff- und fischreichere Wasserregionen, schädigen dort die Lebewesen und gelangen letztendlich auch in die Nahrungskette des Menschen.
Wie lange die Folgen schon eines einfachen Umpflügens des Meeresgrunds anhalten, zeigen die Ergebnisse einer Langzeitstudie. Für diese wurde im Jahr 1989 ein insgesamt 10,8 Quadratkilometer großes manganknollenreiches Areal im südöstlichen Pazifik mit schwerem Gerät umgepflügt. Ein acht Meter breiter Pflug fuhr 78 Mal über den Meeresgrund, begrub Manganknollen und wirbelte Sediment auf. Das Ergebnis: Nach den Eingriffen in die Tiefsee-Umwelt hat sich die Tierwelt bis heute davon nicht erholt. In den Pflugspuren waren Nahrungsaufnahme und Atmung von Organismen sowie der Kohlenstoffumsatz der Fauna stark zurückgegangen, wie Forscher der Universität Utrecht berichten.
Die Wirtschaft lässt sich von diesen beunruhigenden Fakten allerdings nicht beirren: Bereits im Herbst 2019 soll das erste kommerzielle Tiefseebergbauprojekt namens „Solwara1“ beginnen. Die kanadische Firma Nautilus Minerals erhielt hierfür in der Ausschließlichen Wirtschaftszone vor Papua-Neuguinea die erste Lizenz zum Abbau von marinen mineralischen Ressourcen. Weitere Projekte dieser Art sollen folgen. (BE)

Quellen: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/meere/nutzung-belastungen/tiefseebergbau-andere-nutzungsarten-der-tiefsee
https://utopia.de/tiefseebergbau-rohstoffe-manganknollen-98847/
https://www.scinexx.de/news/geowissen/tiefsee-bergbau-hinterlaesst-tiefe-narben/

100 Millionen Euro für Gentechnik Forschung

Die Bundesregierung fördert den Einsatz von Gentechnik bei Pflanzen und Tieren mit riesigen Summen. Dies brachte kürzlich eine kleine Anfrage der Grünen im Deutschen Bundestag ans Licht. Laut der gentechnik-kritischen NGO Test Biotech geht es bei den meisten der unterstützten Forschungsprojekte um die Entwicklung von gentechnisch manipulierten Produkten und Technologien zur Genmanipulation. Diesen gegenüber stehen „nur sehr wenige Forschungsprojekte zur Erforschung der Risiken“, so Christoph Then, Leiter von TestBiotech.
Die Gelder fließen zum Beispiel in Projekte zur gentechnischen Manipulation von Schweinen und Hühnern, von Waldbäumen und Apfelbäumen sowie von Ackerpflanzen wie Weizen, Kartoffeln oder Mais.
Die Auflistung in der Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage führt unter anderem 30 Millionen Euro auf, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für den Zeitraum von 2012 bis 2020 gestellt wurden. Knapp 10 Millionen Euro schossen andere Ministerien zu, darunter an erster Stelle das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Darüber hinaus fließen noch riesige Summen in die Gentech-Forschung an Universitäten und Forschungseinrichtungen wie Max-Planck-Institute. Insgesamt errechnete TestBiotech ein „Fördervolumen von über 100 Millionen für aktuelle Projekte zur gentechnischen Veränderung von Pflanzen und Tieren, die freigesetzt werden und oft auch zur Nahrungsmittelerzeugung dienen sollen.“
Es bleibt also kein Zweifel mehr daran, dass die Regierung die Entwicklung der Gentechnik massiv vorantreibt. Keinen Zweifel lässt die Antwort der Bundesregierung aber auch daran, dass die Risiken dieser neuen Gentechnik-Verfahren überhaupt nicht eingeschätzt werden können. TestBiotech fordert daher einen „systematischen Aufbau einer Risikoforschung, die von den Interessen der Entwickler und Anwender unabhängig ist.“ (AF)

Quelle: www.testbiotech.org

Bayerischer Hanfbauerntag

Hanf ist wohl die vielfältigste unter den industriell nutzbaren Pflanzen überhaupt: Nahrung, Textilien, Baumaterial, Papierersatz, Medizin und so weiter lassen sich aus allen Teilen dieser Pflanze herstellen. Ihr Anbau ist vergleichsweise unproblematisch und bedarf keines Pestizideinsatzes („Hanf wächst dem Unkraut voran“). Dennoch stagniert der Anbau von Nutzhanf in Deutschland seit Jahren. 2017 lag der Anteil mit 1 700 Hektar bei nicht einmal 1/10 Promille der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Das bedeutet aber eigentlich lediglich, dass hier ein verborgenes Potenzial liegt, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Das öffentliche Interesse ist vorhanden, wie der bayerische Hanfbauerntag 2019 im Hausler Hof in Hallbergmoos bei München zeigte. Gut 250 Besucher, darunter viele Hanfbauern, vernetzten und informierten sich. Angefangen vom behördlichen Meldeverfahren, über Saatgutauswahl, Erntetechnik, Vermarktung, rechtliche Rahmenbedingungen, Bodenfruchtbarkeit, Hanf als Bienenweide bis hin zu Wirtschaftlichkeit wurden alle wesentlichen Themen rund um Agrarhanf erschöpfend behandelt.
Besondere Aufmerksamkeit zog der Vortrag von Wolf Jordan aus Belgien über das Bauen mit Hanf auf sich (s. raum&zeit Nr. 215 „Haus aus Hanf“). Thorsten Hetfeld, langjähriger Schmerzpatient (er leidet an einer schmerzhaften Knochenerkrankung) und viele Jahre an den Rollstuhl gefesselt, berichtete von einer starken Linderung seiner Beschwerden durch medizinischen Cannabiskonsum. Jahrelang musste er Morphium und Fentanyl (ein starkes Opioid) nehmen. Heute braucht er das nicht mehr, kann wieder Treppensteigen und sogar Auto fahren. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Vortrag über den Wert von Hanf in der Ernährung und der weiteren medizinischen Bedeutung. „In Zukunft werden nur Betriebe wirtschaftlich sein, die die ganze Pflanze nutzen können“, plädierte Dr. Jürgen Paulitz vom Ingenieurbüro für Naturfasertechnologie für die ganzheitliche Hanf-Bewirtschaftung.
Die nächste große Nutzhanf-Veranstaltung ist die 16. „EIHA Hemp Conference“ in Köln am 5. und 6. Juni 2019. 400 Besucher aus 50 Ländern aus allen Bereichen der industriellen Hanfnutzung werden erwartet. Neben zahlreichen Vorträgen und Vernetzungsmöglichkeiten haben die Teilnehmer zum zweiten Mal die Möglichkeit, das „Hanfprodukt des Jahres 2019“ zu wählen. (DS)

https://hanfbauerntag.de

http://eiha-conference.org/

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