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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 221

Lebenshöfe für Tiere

Was macht ein Landwirt mit einer Milchkuh, wenn sie irgendwann keine oder nicht mehr genug Milch geben kann? Isolde war eine solche Kuh und Ian Gerdes, ihr Halter, wollte sie nicht zum Schlachter geben, wie es der übliche Weg gewesen wäre. Gerdes hatte den Hof auf der Halbinsel Butjadingen von seinem Vater übernommen und auf Bio umgestellt, stieß dann aber trotzdem wieder an Grenzen: „Je mehr ich versucht habe, den Tieren ein schönes Leben zu ermöglichen, desto mehr habe ich mich mit ihnen verbunden und hab‘ dann gemerkt, dass es so nicht mehr geht.“ Er wandelte dann den Betrieb in ein Kuhaltersheim um, den Hof Butenland, und Isolde lebt dort immer noch friedlich. Mittlerweile ist sie umgeben von vielen anderen Kühenn mit unterschiedlichem Schicksal, die aber nun hier gemeinsam einen schönen Lebensabend verbringen dürfen. Es gibt einen Offenstall, viel Freifläche und eine sehr liebevolle Betreuung. Auf der Internetseite des Hofes kann man die einzelnen Tiere kennenlernen und auch Patenschaften für sie übernehmen (www.stiftung-fuer-tierschutz.de).
Solch schöne Beispiele für Lebenshöfe gibt es mittlerweile schon einige. Alleine in Deutschland sind es circa 20, auch in Österreich und der Schweiz gibt es diese wunderbaren Orte, an denen Tiere, die ausgiebig genutzt und dann ausrangiert wurden, jetzt einfach nur zufrieden leben dürfen. Alle diese Höfe freuen sich über Unterstützung. Hier noch ein Beispiel aus der Schweiz:
Viele Jahre hat Lucky seinem Menschen als Profi-Springpferd gedient. Als er aber mit 17 Jahren nicht mehr mit den anderen Pferden mithalten konnte, wollte sein Halter ihn auf den Schlachthof bringen. Lucky hatte Glück. Zwei selbst ernannte „Närrinnen“ gaben dem „topfitten und unglaublich freundlichen Wallach“ Verpflegung und Unterkunft und ließen sich von ihm zu der Idee inspirieren, einen Lebenshof aufzubauen. Dies war der Anfang des Schweizerischen Vereins „Hof Narr“ und der zwei Lebenshöfe „Hof Narr“ in Hinteregg und „zuKUHnft“ in Wald. Bald kamen Schweine, Ziegen, Enten, Hühner und andere Tiere hinzu (www.hof-narr.ch). Der Verein Hof Narr bietet auch Hof-Unterricht für Schulklassen, kulinarische Feste, Konzerte und vieles mehr an. Er will mit seinem Engagement möglichst viele Menschen anregen, die Bedürfnisse der Tiere, aber auch der Menschen wahrzunehmen. „Auf unserem Hof sprechen die Tiere für sich selbst mit ihrem Wesen [...] Was sie alle gemeinsam haben, ist ein unbändiger Spieltrieb, ein Bedürfnis nach Freundschaften und Liebe, Freude am Leben!“ (AF)

Mehr zum Thema: Jenny Di Leo: „Diese 29 veganen Lebenshöfe lassen dein Herz aufgehen“, https://blog.de.vanilla-bean.com/vegane-lebenshoefe-gnadenhoefe/

Genschere soll Bienen stark machen

Wie können Bienen vor Insektengiften geschützt werden? – Indem man auf schädigende Insektengifte verzichtet, hätten Sie geantwortet? Hm, einige Wissenschaftler und Ideengeber haben dazu eine völlig andere Sichtweise. In Südkorea erschien im Februar eine Forschungsarbeit, die darauf abzielte, Bienen gentechnisch so zu verändern, dass ein bestimmtes Insektizid, Spinosad, ihnen nichts anhaben kann. Die Wissenschaftler haben hierfür das Erbgut der Honigbiene mit der Genschere CRISPR-Cas entsprechend bearbeitet. Ob ihr Vorhaben gelungen ist, geht aus der Arbeit nicht hervor.1 Auch US-amerikanische Forscher untersuchten, ob Bienen-Königinnen mit der Gen-Schere beeinflusst werden können und gaben als mögliche Einsatzmöglichkeit die Entwicklung von pestizidresistenten Bienenvölkern an.2
„Immer häufiger propagieren interessierte Kreise den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen als Mittel zum ‚Schutz‘ gefährdeter Arten“, so die Feststellung von testbiotech, dem Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie.3 Das Institut macht darauf aufmerksam, dass weltweit in diese Richtung gearbeitet und gedacht wird. Mit dem Aushängeschild, der Umwelt zu dienen, greifen sie elementar in natürliche Gesetzmäßigkeiten ein. Sie visieren sogar auch an, natürliche Populationen komplett durch genmanipulierte zu ersetzen.
Einige Bespiele dafür: In den USA wurden genmanipulierte Esskastanien-Bäume entwickelt, die resistent gegen Pilzerkrankungen sein sollen. Die Freisetzung dieser Pflanzen wird gerade diskutiert. Weiterhin wird intensiv an Gene-Drives geforscht. Diese Technologie macht es möglich, dass ein manipuliertes Merkmal sich stärker als andere Merkmale durchsetzt, sodass es sich zügig innerhalb einer Gruppe von Lebewesen verbreitet. So können ganze Populationen von schädlichen Insekten und Nagetieren ausgerottet werden. Forscher arbeiten auch daran, Malaria auf diese Weise zu bekämpfen.
„Das Problem ist: Wenn Gentechnik-Organismen in der Umwelt überdauern und sich vermehren, können die biologischen Eigenschaften der Nachkommen ganz andere sein, als ursprünglich beabsichtigt war“, so Christoph Then, Geschäftsführer von TestBiotech. „Auch die Reaktionen auf Umwelteinflüsse sind oft nicht vorhersagbar“, ergänzt er.
Ist es wirklich die Lösung unserer Probleme, die Natur immer noch mehr beherrschen zu wollen und ihre Reaktionen auf unsere Zumutungen mit neuen Ein- bzw. Übergriffen zu beantworten? (AF)

Fußnoten

1 Lee, J. (2019) Development of Film-assisted Honey Bee Egg Collection System (FECS) and Its Application to Honey Bee Genome Editing, Department of Agricultural Biotechnology Seoul National University, February 2019, 9.
2 McAfee, A., Pettis, J.S., Tarpy, D.R., Foster, L.J. (2019) Feminizer and doublesex knock-outs cause honey bees to switch sexes. PLoS Biol 17(5): e3000256.
3 www.testbiotech.org

Blockchain für Bienen

Die Blockchain-Technologie wurde in raum&zeit schon öfter thematisiert (s. Artikel „Was ist Bitcoin“ von Aaron Koenig in raum&zeit Nr. 213). Da sie auf dem Prinzip der Dezentralität basiert, bietet sie ungeahnte positive Potenziale. Zum Beispiel lässt sich mit einer Blockchain mehr Transparenz für Lieferketten von Produkten aller Art realisieren. Das ist in einer Zeit zunehmender globaler Vernetzung und Abhängigkeit wichtiger denn je geworden, sind doch an der Herstellung vieler Produkte oft mehrere Länder und Firmen beteiligt. Bei Lebensmitteln beispielsweise bleibt in der Regel unklar, unter welchen Bedingungen sie produziert wurden und wo gegebenenfalls die einzelnen Zutaten herkommen. Denn die sogenannte Supply Chain (Lieferkette) vieler Lebensmittel ist häufig sehr lang und unübersichtlich. Biosiegel bringen solche Dinge zwar auf den Punkt und ihnen vertrauen wir in der Regel; aber: Vertrauen ist gut, Kontrolle, zumindest in dieser Hinsicht, besser. Letztlich müssen die Verbraucher das glauben, was Siegel oder Texte auf der Verpackung suggerieren. Hier setzt nun die Blockchain-Technologie an. Die Blockchain ist bekanntlich unbestechlich und kann, einmal als durch einen Code versiegelter „Block“ im Internet gesichert, im Nachhinein nicht mehr geändert werden. Sie ist unbestechlich. Dieser Fakt dürfte stark disziplinierend auf alle an der Supply Chain Beteiligten wirken und im Endeffekt die Ehrlichkeit der Produzenten und die Qualität anheben. So wird auch das World Bee Project WBP (Welt Bienen Projekt) zukünftig mit BC-Unterstützung verfolgt werden. Ziel ist dabei nicht nur die lückenlose Dokumentation der Herstellung von Bio-Honig, sondern auch das Monitoring von Umweltbedingungen der Bienenvölker weltweit. Man hofft, den Gründen für das in vielen Ländern zu beobachtende Bienensterben auf die Spur zu kommen. Der englische Imker Dale Gibson, Gründer von Bermondsey Street Bees in London, kommentiert: „Das World Bee Project hat globale Ambitionen, spricht Probleme und Chancen aber lokal an. Wir als nachhaltig arbeitende Imker aus London [...] sind begeistert davon, dass wir unsere Daten und unser Wissen in das größer gedachte World Bee Project einfließen lassen können.“ Der US-amerikanische Software-Konzern Oracle wird WPE bei der Blockchain- Initiative unterstützen. (DS)

Quelle: https://worldbeeproject.org/

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