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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 222

Genmanipulierte Mücken breiten sich aus

Geradezu heilsbringerisch ist die gentechnische Erfindung des britischen Biotechnologie-Unternehmens Oxitec, glaubt man dessen Leiter Haydn Perry. In einem TED Talk erklärt er, wie seine Firma das Dengue-Fieber mit gentechnisch-veränderten Mücken eindämmen will. Im Vergleich zur bisherigen Strategie, die Überträger-Mücken mit Chemie niederzuzwingen, ist seine Methode wirksamer und ökologischer, gibt er vor: „Wir wollen keine dauerhafte Umweltbelastung verursachen ... Wir wollen nicht all den anderen Insekten schaden“, erzählt er seinem Publikum. Wie eine neue Studie zeigt, hat das Verfahren von Oxitec aber absolut das Potenzial dauerhaft der Umwelt zu schaden.
Der Ansatz
Im Zentrum des Verfahrens steht die gentechnische RIDL-Methode (Release of Insects carrying a Dominant Lethal). Sie fügt dem Erbgut männlicher Ägyptischer Tigermücken (Aedes aegypti) ein Gen hinzu, das durch Wirkungen auf andere Gene und Zellfunktionen dazu führen soll, die männlichen Mücken unfruchtbar zu machen. Wenn mehr als die Hälfte des Mückenbestandes unfruchtbar ist, sinkt die Population dieser Art. So der Plan. Laut Haydn Perry konnten verschiedene bisherige Freisetzungsversuche zeigen, dass es durch die Technik tatsächlich zu einem Rückgang der Dengue-Erkrankungen kam.
Außer Kontrolle
Eine neue Studie zeigt jedoch, dass einige Nachkommen, die von diesen sterilen Männchen gezeugt wurden, in der Praxis durchaus überleben und sich weiter ausbreiten. Forscher gaben an, dass mittlerweile 10 bis 60 Prozent der Mücken in den Versuchsgebieten Teile des Erbgutes der gentechnisch veränderten Insekten enthielten. Selbst in Nachbarregionen der Versuchsgebiete wurden Vertreter dieser neuen Spezies gefunden. Die Labormücken haben offensichtlich mit den einheimischen Stämmen Mischpopulationen gebildet, die sich weiterverbreiten. Keiner weiß, was langfristig weiter geschieht.
„Die Versuche der Firma Oxitec haben zu einer weitgehend unkontrollierbaren Situation geführt“, kommentiert Christoph Then, Leiter des unabhängigen Institutes Testbiotech. „Die Mischpopulationen könnten die natürlichen Populationen der Art langfristig verdrängen und die mit der Mückenplage verbundenen Probleme sogar noch verschärfen.“
Die genmanipulierte Mücke gegen das Dengue-Fieber ist nur eine von vielen Forschungsrichtungen gentechnischer Unternehmen. Viele weitere Möglichkeiten werden angedacht beziehungsweise erforscht: Transgene Mücken gegen Malaria, transgene Bäume, die den Klimawandel überstehen, transgene Bienen und Korallen, die den Umweltbelastungen gewachsen sind und für militärische Zwecke transgene Wasserorganismen, die auf U-Boote reagieren.
Der Vorfall mit der Аgyptischen Tigermücke zeigt aber wieder einmal, dass die Natur sich nicht so einfach kontrollieren lässt, wie der Mensch es sich so gerne erträumt. (AF)

Quellen:

Benjamin R. Evans, Papayiota Kosakiozi u. a.: „Transgenic Aedes aegypti Mosquitoes Transfer Genes into a Natural Population“, www.nature.com/articles/s41598-019-49660-6
Gentechnik-Mücken außer Kontrolle, Pressemitteilung von testbiotech am 11.9.2019

Empfehlenswerte Broschüre zum Herunterladen: 
Gentechnik 2.0, Argumentationshilfe für die neue Gentechnikdebatte in Europa, Umweltinstitut München, September 2019, http://www.umweltinstitut.org/ueber-uns/infomaterial/gentechnik.html

Mikroplastik aus dem Wasser filtern

Dass Mikroplastik weltweit eine große Gefahr für die Ozeane und unser Grundwasser darstellt, dürfte den meisten mittlerweile bekannt sein. Es schadet nicht nur den Lebewesen im Wasser, sondern durch den Verzehr von Fischen sind auch wir Menschen unmittelbar betroffen.
Nun hat ein erst 18-jähriger eine Methode erfunden, wie man Mikroplastik effektiv aus dem Wasser filtern kann. Der angehende Chemie-Student Fionn Ferreira stammt aus einem kleinen Dorf an der irischen Südwestküste. Da er direkt am Meer aufwuchs, hatte er die Auswirkungen der Plastikverschmutzung hautnah beobachten können. Aus diesem Grund entschloss er sich, Lösungen für dieses gravierende Umweltproblem zu finden. Er begann zu experimentieren und entwickelte nach zahlreichen Versuchen eine geniale Methode: Ferreira fügte einer Wasserprobe mit Mikroplastik erst Öl und dann magnetisches Pulver hinzu. Das Öl und das Pulver bilden zusammen sogenannte Ferrofluide, die ungiftig sind. Die Plastikteilchen verbinden sich mit diesen. Ferreira konnte die so entstandene magnetische Masse im Anschluss mit einem starken Magneten aus dem Wasser entfernen. Mit Hilfe eines selbst gebauten Spektrometers – ein Spezialgerät, mit dem man mittels eines Lichtspektrums Substanzmengen in Proben nachweisen kann – führte er mehrere Tests durch, um zu ermitteln, wie effektiv seine Methode war. Das Resultat war herausragend: Nach der Auswertung von über 1 000 Tests gelang es ihm im Schnitt circa 87 Prozent des Mikroplastiks aus dem Wasser zu entfernen.
Für seine Leistungen wurde der Nachwuchsforscher mit dem auf 50 000 US-Dollar dotierten Hauptpreis des internationalen Wettbewerbs „Google Science Fair“ für Nachwuchsforscher zwischen 13 und 18 Jahren ausgezeichnet.
Um seine vielversprechende Methode weiterzuentwickeln und für die großen Kläranlagen dieser Welt einzusetzen, müsste sie nun im großen Maßstab getestet werden. Fionn Ferreira ist zuversichtlich, dass sich für weitere Forschungen geeignete Partner finden werden, auch wenn er klar macht: „Ich behaupte nicht, dass mein Projekt die Lösung ist. Die Lösung ist, dass wir ganz auf die Verwendung von Plastik verzichten.“ (BE)

Quellen: https://www.fionnferreira.com/
https://www.welt.de/kmpkt/article197997591/So-will-ein-18-Jaehriger-Meere-vor-Mikroplastik-schuetzen.html

Erderwärmung durch Windenergie

Auch in den USA treibt die Sorge um die Erderwärmung den Ausbau der Windkraftanlagen (WKA) voran. Bereits 8 Prozent der gesamten Stromerzeugung der USA stammen heute aus WKA. Dieser Anteil soll bis 2050 auf mindestens 32 Prozent steigen. Da WKA fossile Energieträger wie Kohle und Gas (die das angebliche Treibhausgas Kohlenstoffdioxid freisetzen) ersetzen, erhofft man sich, durch die eingesparte CO2-Menge die Erderwärmung zu bremsen. Doch eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der renommierten Harvard Universität widerspricht dem. Denn WKA verlangsamen die Windgeschwindigkeit und beeinflussen den Austausch von Feuchtigkeit und Wärme zwischen Boden und Luft. Folge: Die Oberflächentemperatur der USA würde sich um 0,24 °Celsius erhöhen, falls die gesamte elektrische Energie aus WKA käme. Würde man die Gesamtmenge elektrischer Energie hingegen aus fossilen Quellen beziehen, so würde das gemäß der Treibhausgashypothese eine Temperaturerhöhung von nur 0,1 °C nach sich ziehen. Die spart man also gewissermaßen ein. Im Vergleich WKA/fossile Energieträger kommt es folglich durch Windenergie zu einer Netto-Erwärmung um 0,24 °C – 0,1 °C = 0,14 °C. Allerdings wird sich der Vergleich im Verlauf von Jahrzehnten langsam zugunsten von WKA verschieben. Der Co-Autor der Studie, der Physiker Prof. David Keith (übrigens ein Fürsprecher der Windenergie), blickt aber weit in die Zukunft: „Wenn wir die nächsten tausend Jahre betrachten, wird Windenergie deutlich sauberer sein als Kohle und Gas.“ Da jedoch Klima-Aktivisten wie die populäre New Yorker Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez (Demokraten) davor warnen, dass ohne einschneidende Maßnahmen zur Klimarettung die Erde innerhalb der nächsten 12 Jahre enden wird („The world is going to end in 12 years if we don’t address climate change“), dürfte der Ausbau der Windenergie doch sehr kontraproduktiv sein. (DS)

Quelle: www.naturalnews.com

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