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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 225

Digitale Plattform BeeNoble für Artenvielfalt

Das Insektensterben ist ein Thema, das gravierende Auswirkungen auf das Leben aller Menschen hat und uns für die Zukunft vor große Herausforderungen stellt. Daher ist es umso erfreulicher, dass es seit kurzem eine neue Initiative gibt, die sowohl Verbraucher als auch Landwirte miteinbezieht.
Unter dem Slogan „Seid großzügig zur Natur und ihren Geschöpfen” wurde von Hamburger und Münchner Bürgerinnen und Bürgern pünktlich zur neuen Bienensaison ein neues Start-up namens BeeNoble e. V. gegründet. Das Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, 10 Prozent der Ackerfläche Deutschlands in Insektenbiotope zu verwandeln. Auf der digitalen Plattform www.BeeNoble.de, die seit November 2019 online ist, werden sowohl Spenden als auch landwirtschaftliche Flächen (bisher über 60 Hektar) für das Anlegen von Insektenbiotopen organisiert. Um den Aufwand zu minimieren und einen größtmöglichen Nutzwert für Bienen & Co. zu erzielen, werden die zugehörigen Prozesse dabei allesamt auf der Plattform abgebildet. Gleichzeitig kümmert sich BeeNoble auch um die Auswahl von zertifiziertem Saatgut, damit die Qualität der Insektenbiotope sichergestellt wird. Wenn sich Flächenbesitzer dafür entscheiden, ihre landwirtschaftlichen Flächen für die Schaffung von Insektenbiotopen bereitzustellen, profitieren sie davon gleich doppelt: Zum einen lohnt es sich durch eine angemessene Flächenvergütung, zum anderen kann alles Erforderliche – im Gegensatz zu langwierigen öffentlich-rechtlichen Förderprogrammen wie zum Beispiel der EU – ohne hohen bürokratischen Aufwand abgewickelt werden.
Falls Sie BeeNoble Flächen zur Verfügung stellen wollen oder eine Spende tätigen möchten, finden sie alle wichtigen Informationen auf www.beenoble.de bzw. unter info@beenoble.de (BE)

Maßnahmen gegen die Plastikflut

Eigentlich ist es kaum nachvollziehbar, dass es bis heute noch immer keine Waschmaschine zu kaufen gibt, die das beim Waschen von synthetischen Textilien (Polyester, Polyethylen oder Elastan) freigesetzte Mikroplastik zurückhält. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Form von Müll, der sich jedoch nicht sicht- und riechbar vor der Haustür auftürmt, sondern spurlos mit dem Abwasser verschwindet. Nur leider nicht ins Nirwana, sondern als Belastung der Flora und Fauna in den Gewässern und Weltmeeren. Laut einer Studie der Weltnaturschutzunion IUCN stammen 35 Prozent des Mikroplastiks in den Ozeanen aus synthetischen Textilfasern. Interessanterweise hat sich eine Recyclingindustrie gebildet, die Mikroplastik aus den Meeren fischt und neu zu Textilien verarbeitet. Doch besser ist es natürlich, den Eintrag von Plastikmüll in die Gewässer von vornherein zu unterbinden. Dazu dienen Waschbeutel von Guppy Friend, die das Mikroplastik zurückhalten. Die Wäsche wird in den Waschbeutel verstaut und nach dem Waschen daraus wieder entnommen. Die zurückbleibenden Fasern (dann sieht man auch einmal, wie viel Plastik-Müll beim Zersetzen der Textilien entsteht) kann dann nach einigen Waschgängen gesondert entfernt und im Restmüllcontainer entsorgt werden. Für diese im Grunde einfache Erfindung (aber man muss erst mal drauf kommen!) erhielten die Erfinder den Gold Award auf Europas größter Outdoor Messe. Eine andere Lösung hat die 15-jährige Schülerin Leonie aus dem bayerischen Friedberg präsentiert. Die Gymnasiastin konstruierte drei kleine, länglich geformte Beutel aus einem feinmaschigen Kunststoff, die hintereinander im Abwasserrohr der Waschmaschine eingesetzt werden. Sie lassen Wasser hindurch, aber eben kein Mikroplastik. Der im Filter sich mit der Zeit ansammelnde Faserfilz wird nach einer Zeit entnommen und über den Hausmüll entsorgt. Leonie erhielt für ihre Entwicklung den Bundespreis „Jugend forscht“ in der Kategorie Umwelttechnik. Doch auch ohne solche Filtersysteme können Maßnahmen gegen die Plastikflut aus der Waschmaschine ergriffen werden. Hier die wichtigsten: Beim Textilienkauf ausschließlich Wolle/Baumwolle auswählen; haltbare Textilien sind zu bevorzugen, das ist oft Sportkleidung; überflüssige Waschgänge vermeiden; kurze Waschgänge bei niedrigen Temperaturen bevorzugen, dadurch werden auch weniger Farbstoffe freigesetzt. Bei letzterem Punkt gilt es allerdings zu beachten, dass bei Waschtemperaturen unter 60 °Celsius die meisten Bakterien überleben. Daher im Krankheitsfall lieber keimtötende 90 °Celsius wählen. (DS)

Quellen: https://guppyfriend.com ; https://blogs.nabu.de

Neue Studie zu grüner Gentechnik

Die Kriterien, nach denen entschieden wird, ob gentechnisch veränderte Pflanzen zugelassen werden oder nicht, sollten erweitert werden, empfiehlt eine neue Studie von einem Team um Andreas Bauer-Panskus, die in der Fachzeitschrift Environmental Sciences Europe veröffentlicht wurde. Die Autoren betrachten den aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Beurteilung des Risikos gentechnisch veränderter Pflanzen und stellen diesen den Kriterien der dafür zuständigen Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gegenüber.
Sie kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die Behörde zu wenig berücksichtigt, welche Auswirkungen das Ausbringen von Gentech-Pflanzen im größeren Raum und über längere Zeit hat. Die Autoren verweisen auf Studien, die aufgezeigt haben, dass bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzenarten, die sich über die ursprüngliche Zielsetzung hinaus in der Umgebung niedergelassen haben, in besonderem Maße die Fähigkeit haben, in der Umwelt zu bleiben und ihre Gene weiterzuverbreiten. Zu diesen Arten zählen gentechisch veränderte Luzerne, kriechendes Bentgrass, Baumwolle, Auberginen, Mais, Raps, Pappel und Reis. Speziell bei diesen Arten, aber auch insgesamt gelte es, die Gefahren einschätzen zu können, die sich durch die Wechselwirkungen mit anderen Pflanzen, Organismen und Tieren ergebe: „Nebenwirkungen können sich aus der Interaktion mit engeren (assoziierten Mikrobiomen) oder breiteren Umgebungen (wie Nahrungsnetzen, Raubtieren, Nützlingen) ergeben.“
Wichtig in diesem Zusammenhang ist der Hinweis der EFSA selbst, dass  die Gefahren nicht nur für die Umgebungsgebiete von Feldern gelten, auf denen GV-Pflanzen angebaut werden, sondern auch für Gebiete, in denen Wildpflanzen über Import, Transport, Lagerung, Handhabung und Verarbeitung mit manipuliertem Genmaterial konfrontiert werden können. Vor diesem Hintergrund stellen die Autoren beispielhaft die Entscheidung der EFSA in Frage, den Import und Transport des herbizidresistenten GV-Mais MON88302 zu genehmigen. Die EFSA begründet ihre Sicht damit, dass „es keine Hinweise darauf gibt, dass das Merkmal der Herbizidresistenz den Mais durchsetzungsstärker macht und wilde Arten gentechnisch verändert.“ Dem setzten die Autoren der Studie entgegen, dass es durchaus verschiedene Veröffentlichungen gebe, die dargestellt haben, dass Verschüttungen aus dem Transport zu Populationen führen können, die über mehrere Jahre in der Umwelt verbleiben können und wilde Verwandte genetisch beeinflussen können. Zusammenfassend fordern die Autoren der Peer Review Studie, dass „die Risikobewertung von GV-Organismen evolutionäre Dimensionen berücksichtigen“ muss und dass der Antrag auf Freisetzung eines GV-Organismus abgelehnt werden muss, „wenn keine räumlich-zeitliche Kontrollierbarkeit“ nachgewiesen werden kann.“ (AF)

Quelle: Andreas Bauer-Panskus, Juliana Miyazaki, Katharina Kawall, Christoph Then: „Risk assessment of genetically engineered plants that can persist and propagate in the environment“, Environmental Sciences Europa, Vl. 32, Artikelnr. 32 (2020); https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-020-00301-0

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