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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 228

Agrarflächen wieder auswildern

Die Landwirtschaft geht, der Wald kommt. Seit 1950 hat die mit Wald bedeckte Fläche in Europa um 300 000 Quadratkilometer zugenommen, das entspricht etwa der Größe Italiens. Grund dafür sollen Landflucht und mangelnde Rentabilität sein, aber sicher spielt auch die wachsende Intensivlandwirtschaft – verbesserte Agrarchemie und Zuchtmethoden, Einsatz von Gentechnik – eine Rolle. Noch um 1950 ernährte in Deutschland ein Landwirt durchschnittlich zehn Menschen, heute beträgt dieses Verhältnis 1:142. Was soll nun mit den aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen geschehen? Diese Frage untersucht das europaweite Projekt „Sponforest“. Als besonders vielversprechend hat sich die Methode erwiesen, gar nichts zu tun. Man überlässt die Flächen einfach sich selber. Die Natur beginnt, sich ihr Reich zurückzuerobern. Oft entstehen auf den brach liegenden Flächen spontan wieder Wälder mit einem hohen ökologischen Nutzen, die optimal an ihre Umgebung angepasst sind. Die neuen Waldgebiete bilden ein Netzwerk von Lebensräumen, die zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen beitragen können. Prof. Dr. Frank Schnurr, Pflanzenökologe und Kooperationspartner des Projekts von der Universität Hohenheim, freut sich besonders „dass wir in den spontan entstandenen Wäldern eine hohe genetische Variabilität haben, die vor allem durch Pollen eingetragen wird. Die Ausbreitung durch Samen spielt eher eine untergeordnete Rolle.“ Normalerweise ist die Forstwirtschaft eher für Monokulturen bekannt. Schlechtere Erfahrungen machte man bei der „Auswilderung“ ehemaliger Agrarflächen im südindischen Tamil Nadu. Dort überließ man ehemalige Eukalyptus-Plantagen über 40 Jahre sich selber. Obwohl von natürlichem Regenwald umgeben, erholten sich die Ex-Plantagen nicht wie erwartet. Bestimmte Baumarten kehrten nicht zurück. Dies hängt vermutlich mit der speziellen Art der Samenverbreitung der jeweiligen Pflanzen zusammen. (DS)

Quellen: www.uni-hohenheim.dehttps://news.mongabay.com

Bürgerinitiative zum Schutz von Haien

Haie haben besonders aufgrund von zahlreichen Horrorfilmen und wiederholter medialer Negativ-Berichterstattung das Image des blutrünstigen Menschenfressers. Doch in Wahrheit gehören Haie weltweit zu den am meisten bedrohten Tierarten: Jährlich sterben zwischen 63 bis 273 Millionen Exemplare durch Menschenhand.1 Genaue Zahlen sind aufgrund der hohen Dunkelziffer schwierig zu ermitteln.
Begehrt sind dabei weniger das Fleisch der Tiere, sondern deren Flossen. Denn Haifischflossensuppe gilt vor allem im asiatischen Raum als Delikatesse und Statussymbol. So werden für wenige Gramm Flossen teilweise bis zu 90 Euro verlangt.2
Das Grausame dabei ist, dass die Haifischflossen durch „Finning“ gewonnen werden. Finning bezeichnet das Abtrennen der Flossen bei lebendigem Leib. Die Haie werden daraufhin wieder ins Wasser geworfen, wo sie auf den Meeresgrund sinken und qualvoll verbluten oder ersticken bzw. von anderen MeeresrКubern gefressen werden.
Dieser schonungslose Umgang mit den Haien geht auch uns an, denn die EU gehЪrt weltweit zu den größten Exporteuren von Flossen – trotz der Verordnung „Fins Naturally Attached“ von 2013, die ausnahmslos das Aufbewahren, Umladen und Anlanden von Haifischflossen in EU-Hoheitsgewässern verbietet. Doch auf See finden nur wenige Inspektionen statt, was den illegalen Handel mit Haifischflossen in der EU erleichtert.
Die 2019 gegründete EuropКische Bürgerinitiative „Stop Finning – Stop the Trade!“ (dt.: „Stoppt das Abtrennen der Flossen – Stoppt den Handel!“)3 hat sich zum Ziel gesetzt, den Handel mit Flossen in der EU zu beenden, einschließlich der Ein-, Aus- und Durchfuhr von Flossen, die sich nicht natürlich am Körper des Tiers befinden. Da das Abtrennen der Flossen wirksame Erhaltungsmaßnahmen für Haie verhindert, beantragt die Bürgerinitiative, die Verordnung (EU) Nr. 605/2013 auch auf den Handel mit Flossen auszudehnen und fordert die Kommission daher auf, eine neue Verordnung zu erarbeiten, mit der das Kriterium der „natürlich am Körper vorhandenen Flossen“ auf den gesamten Handel mit Haien und Rochen in der EU ausgeweitet wird.
Der Hai nimmt als Raubtier eine zentrale Stellung im Еkosystem Meer ein. Stirbt der Hai, wird das Ökosystem Meer über kurz oder lang unwiederbringlich zerstört.
Ausführliche Informationen unter https://www.stop-finning.eu/de/ (BE)

1 IUCN Shark Specialist Group, Frequently Asked Questions: Sharks, Rays, and chimaeras; https://www.iucnssg.org/faqs.html

2 Kimley, Peter: The Biology of Sharks and Rays, 2013, S. 451.

3 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32013R0605

Kein Patent auf Pflanzen und Tiere

Pflanzen und Tiere aus konventioneller Züchtung dürfen in Europa nicht patentiert werden. Zu dieser Entscheidung kam das Europäische Patentamt (EPA) im Mai. Für das NGO-Bündnis „Keine Patente auf Saatgut!“ ist dies ein großer Erfolg. „Seit mehr als zehn Jahren kämpfen wir gegen Patente wie zum Beispiel auf Brokkoli und Tomaten, Paprika, Melonen und Getreide“, so Martha Mertens vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. Sie begrüßt dieses Urteil wie sie sagt „stellvertretend für große Teile der europäischen Öffentlichkeit, der Gärtnereien, der Landwirtschaft und der VerbraucherInnen“.
Unternehmen, die im Bereich der Gentechnik arbeiten, versuchen seit einigen Jahren Zuchttiere und -pflanzen patentieren zu lassen, womit diese einer weiteren konventionellen Züchtung nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Vor kurzem wurde bekannt,  dass 100 neue Patentanträge gestellt wurden, die Patente auf Basilikum, Paprika, Cassava und Gerste sowie auf Rinder, Schafe und Schweine sichern sollten. In der Vergangenheit hatte das EPA immer wieder solche Patente erteilt und damit große Besorgnis bei vielen ökologisch orientierten Menschen ausgelöst.
So groß die Freude über das Urteil des EPA ist, gilt es für die NGOs doch weiterhin dran zu bleiben und die letzten Schlupflöcher zu stopfen. „Es gibt aber immer noch ein großes Risiko, dass große Konzerne wie Bayer, ehemals Monsanto, das Patentrecht dazu missbrauchen, um die Kontrolle über Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu erhalten”, sagt Katherine Dolan vom Verein Arche Noah. Weitere politische Entscheidungen sollten jetzt noch den Entschluss des EPA niet- und nagelfest machen. (AF)

Quelle: www.no-patents-on-seeds.org

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