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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 230

Elektroschrott – kein Kryo Recycling

Kaffeemaschinen, Stecker, Laptops, Batterien, Handys, TV-Geräte et cetera werden oftmals nur wenige Jahre benutzt und dann entsorgt. Damit nimmt auch die Menge an Elektroschrott stetig zu. Weltweit fielen allein im Jahr 2019 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott an – ein Anstieg um 21 Prozent im Vergleich mit 2014. Das sind Zahlen aus dem „Globalen E-Schrott Monitor 2020", an dem unter anderem auch die Universität der Vereinten Nationen beteiligt ist. Bedingt durch den weltweit zunehmenden Wohlstand und kürzere Produktzyklen soll dieser Müllberg vorerst weiter wuchern. Für das Jahr 2030 erwarten Umweltforscher 74 Millionen Tonnen Elektroschrott. Im Idealfall einer Kreislaufwirtschaft würde dieser Schrott zu 100 Prozent recycelt. Doch davon sind wir noch weit entfernt.

Derzeit werden global nur 17,4 Prozent des Elektroschrotts recycelt – mit erheblichen geografischen Unterschieden. Schlusslicht beim E-Recycling ist Afrika mit einer Quote 0,9 Prozent, während Spitzenreiter Europa auf 42,5 Prozent kommt. Der berechnete Wert der in dem weltweit anfallenden Elektroschrott enthaltenen Rohstoffe – Kupfer, Seltene Erden, Silber, Gold, Platin etc. – betrug im Jahr 2019 57 Milliarden US-Dollar, also etwas mehr als eine Milliarde US-Dollar pro eine Million Tonnen Elektroschrott. Die Recyclingkosten sind jedoch verglichen damit höher.

Erst wenn der Abbau der Rohstoffe teurer wird bzw. diese durch höheren Verbrauch verknappen, wird die Recyclingquote steigen. Die Politik ist daher aufgerufen, sinnvolle Anreize zu setzen bzw. Quoten vorzuschreiben. Allerdings – wie so oft – spielen immer auch Partikularinteressen mächtiger Konzerne und Lobbyismus eine Rolle. So wurde zum Beispiel bis heute das sogenannte Kryo-Recycling, mit dem sich besonders Kunststoffe aller Art und E-Schrott umweltschonend und kostengünstig wieder aufbereiten lassen, nicht in einer Pilotanlage realisiert. Stattdessen favorisiert Deutschland nach wie vor die Abfallbeseitigung in insgesamt 69 Müllverbrennungsanlagen. Bei Temperaturen zwischen 800 und 1 200 Grad Celsius entstehen giftige Stoffe wie Dioxine und Furane, die in die Luft entweichen oder in den Schlacken, die teilweise als Baumaterial für Lärmschutzwälle oder Straßenbelag Verwendung finden, zurückbleiben – als tickende Zeitbomben. (DS)

Siehe auch Artikel „Kryo-Recycling“ in raum&zeit Nr. 183
Quelle: https://www.cbc.ca/news/technology/global-ewaste-monitor-2020-1.5634759

Lehmbau – ökologisch gesund und nachhaltig

Als Baumaterial weist Lehm durch seine positiven Effekte eine sehr alte Tradition auf. In unseren Breiten fand er für massive Wände und Fachwerkausfachungen, als Zwischendeckenschüttung oder als Wand- und Deckenputz Verwendung. Erst nach 1950 wurde er durch industriell hergestellt Baustoffe verdrängt. Doch wegen seiner Vorzüge und guten bauphysikalischen Eigenschaften wird Lehm mittlerweile immer mehr eingesetzt. 

Im Kontext des nachhaltigen Bauens erfüllt er wie kein anderer Baustoff ökologische und baubiologische Anforderungen. Als natürliches und schadstofffreies Baumaterial ist Lehm örtlich verfügbar und beliebig wiederverwertbar. Er neutralisiert Schadstoffe und Gerüche, reguliert die Raumluftfeuchte und verbessert so das Raumklima. Aufgrund seiner Bindekraft und seiner plastischen Formbarkeit lässt sich Lehmputz wie kaum ein anderes Baumaterial modellieren und auftragen. Zudem bietet er eine gute Schalldämmung und weist wärmespeichernde Eigenschaften auf. 

Als natürlicher Baustoff sind seine wasserlöslichen Eigenschaften jedoch auch ein offensichtlicher Nachteil. Zu starker Feuchtigkeitseinfluß vermindert seine Festigkeit, beim Trocknen schwindet oder schrumpft er. Infolge unserer modernen Anforderungen wird Lehm sinnvollerweise hauptsächlich im Innenbereich verwendet. Dort entaltet er seine gesunden Eigenschaften am besten. (HM)

Eine Verbraucherinformation über das Bauen mit Lehm ist beim Dachverband Lehm e.V. erhältlich: www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-info
Lehmbaukurse und das Arbeiten mit natürlichen Baustoffen bietet die Baufacharbeiterin und Dipl. Pädagogin Beatrice Ortlepp an: www.lehmbaukurse.de, lehmbaukurse@gmx.de

Helfer in der Not – Natürliche Kugeln aus Seegras befördern Plastik aus dem Meer

Seegraswiesen, wie sie im Mittelmeerraum sehr verbreitet sind, können helfen, die Meere vom Mikroplastik zu befreien. Dies hat eine aktuelle Studie um Anna Sanchez-Vidal festgestellt. Mikroplastik wurde bisher in allen Meeresumgebungen gefunden. An der Wasseroberfläche schwimmt nach bisherigen Forschungen nur ein Anteil von einem Prozent. Der überwiegende Teil ist zum Meeresgrund gesunken, dies sowohl in flachen als auch tiefen, küstennahen wie auch küstenfernen Bereichen des Gewässers. Wissenschaftler entdeckten hierbei eine bestimmte Abfolge der Verbreitung. Demnach transportieren Bodenströme die Plastikteilchen vom seichten ins tiefe Gewässer. Und genau an dieser sensiblen Verteilungsstelle befinden sich die weiten Wiesen von Posidonia oceana.

Dieses Seegras ist im Mittelmeerraum sowie auch in Südaustralien verbreitet. Es hält sich in Wassertiefen von 0,5 bis 40 Metern auf. Im Herbst verliert es Blätter, die an die Strände gespült werden, wo sie die Küstenerosion verhindern und die Dünen mit Nährstoffen versorgen. Darüber hinaus tun diese Pflanzen dem Meer einen weiteren, sehr besonderen Dienst. Beim Abwerfen der BlКtter bleiben an ihnen sogenannte Blattscheiden übrig, die durch Sedimentation zusammen mit anderen abgestorbenen Pflanzenbestandteilen Matten bilden. Aus diesen verfestigten Ablagerungen befreien sich aber immer wieder Fasern und verflechten sich zu sogenannten Seekugeln. Diese zwei bis zehn Zentimeter großen BКlle werden mit den Wellen ans Land gespült und haben dabei nun auch Mikroplastik im Gepäck, wie die spanischen Wissenschaftler feststellten.

Die Forscher untersuchten Seekugeln und Abfälle, die sich an vier Stränden der spanischen Insel Mallorca angesammelt haben. In 17 Prozent der Neptunbälle, wie diese kugelförmigen Ansammlungen auch heißen, fanden sie Kunststoffe unterschiedlicher Größe und Art, insbesondere Filamente und Fasern mit einer durchschnittlichen Größe von 9,5 Millimeter. Pro Kilo Material dieser Pflanze fanden sie durchschnittlich 1 470 Plastikteile eingeflochten. Laut ihren Berechnungen könnte das Seegras im Mittelmeerraum jährlich 860 Millionen Plastikteilchen einsammeln und an Land spülen. Die Forscher stellen fest, P. oceanica könne einen „wertvollen zusätzlichen Dienst zum Puffern und Einfangen von Kunststoffen bieten.“ Allerdings ist die Frage noch offen, wie das von den Seegrasbällen eingefangene Plastik vom Strand entfernt werden kann, ohne die Ansammlungen des angeschwemmten Laubes zu beeinträchtigen. Weiterhin ist der Bestand des Seegrases in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, was ein dramatisches Licht auf die neu entdeckten Helfer wirft. Die Forscher plädieren deshalb für „spezifische Maßnahmen", mit denen die Erhaltung vom P. oceanica gewährleistet werden kann. (AF)

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