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Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 231

Ein Ökozimmer für Elektrosensible, MCS Erkrankte und Allergiker

In Zukunft wird es wohl noch mehr MCS-Erkrankte (Multiple Chemikalien Sensitive), Allergiker und Elektrosensible geben, die empfindlich auf Duftstoffe und Elektrosmog reagieren und davon krank werden. Für Elektrosensible wäre es am besten und wirkungsvollsten, Strahlenbelastung zu vermeiden. Immobilien erfüllen jedoch meist nicht die bauökologischen Ansprüche, um Elektrosmog wirksam abzuschirmen. Der Baubiologe, Michael Aurich aus Chemnitz, hat in seinem Haus einen Raum nach baubiologischen Richtlinien des IBN saniert. Damit möchte er bereits erkrankten Menschen die Gelegenheit geben, gesunde Wohnbedingungen zu erproben.
Ganz dem Grundsatz der Baubiologie folgend „so natürlich wie möglich – so künstlich wie nötig“ sanierte er seinen Projekt-Raum. Gegen das Eindringen von elektrischen Wechselfeldern und Hochfrequenzstrahlungen wurden die Wände, die Decke, die Innentür und der Boden mit Cuprotect®-Gewebe abgeschirmt. „Dieses Gewebe ist das Beste und Sicherste zur Abschirmung elektromagnetischer Felder und ist eine Empfehlung des Umweltanalytikers Dr. Dietrich Moldan“, sagt der Baubiologe auf Anfrage. Um das Fenster gegen hochfrequente Strahlung abzuschirmen, wurde es mit Edelstahlgewebe versehen. Auch die chemische Belastung der Raumluft geht gegen Null. Dazu sind die Wände mit Lehm verputzt und diese und die Decke mit Holz verkleidet. Als Heizung ist eine Fußleistenheizung eingebaut, die nach seinen Erkenntnissen „eine gesundheitlich und energetisch bessere Strahlungswärme erzeugt.“ 
Dieses Zimmer möchte der Baubiologe Elektrosensiblen und auch MCS-Erkrankten zum Testen oder zum Nutzen anbieten. „Dadurch kann jeder für sich selbst ermitteln, ob eine solche Abschirmung Heilung bringt“ und daraufhin vielleicht ihre Schlaf- und Kinderzimmer diesbezüglich verändern möchten. (HM)

Kontakt: Dipl. Ing. Michael Aurich, www.baubiologikaurich.de, Tel: 0371-280 15 39

Berlin erhält erstes Hochhaus aus nachwachsenden Rohstoffen

Mit Holz in die Höhe

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, lebendig und warm. In lange vergangenen Zeiten bauten die Menschen ihre Häuser fast ausschließlich aus Holz. Allerdings ist die Brandgefahr deutlich höher als bei Steinhäusern, weshalb Steine das Holz als Baumaterial mit der Zeit verdrängten. Heute geben Experten aber Entwarnung: In einem Holzhaus muss die Gefahr eines Brandes nicht höher als in einem aus Steinen gebauten Haus sein. Dies vorausgesetzt gibt es eigentlich keinen Grund mehr, nicht wieder mehr Häuser aus Holz zu bauen – selbst Hochhäuser. Und so hat das norwegische Architekturbüro Mad Arkitekter einen Wettbewerb um ein Wohnungsbauprojekt der Stadt Berlin gewonnen und sich gegen 13 Mitbewerber durchgesetzt. Ihr Entwurf sieht ein Holz-Hochhaus mit vier Baukörpern unterschiedlicher Höhe und einer Gesamtnutzfläche von 18 000 Quadratmetern vor. Der höchste Turm besitzt 29 Etagen auf einer Höhe von 98 Metern. 60 Prozent der Nutzfläche sollen für Wohnungen genutzt werden, 25 Prozent als Gewerbeflächen vermietet werden. Die verbleibenden 15 Prozent dienen der sozialen Infrastruktur wie einer Kindertagesstätte oder eine Besucherplattform auf dem Dach mit 360-Grad-Blick auf Berlin. Diese soll auch für die Allgemeinheit zugänglich sein. Mit integriert sind Car-Sharing, E-Ladestationen, Fahrradgaragen und nur wenige Pkw-Stellplätze. Die Höfe werden begrünt und verbinden über ein Netz an Wegen das Innen und Außen. Ein weiterer Vorteil der Holzbauweise ist, dass sich Holz nach dem Abriss eines Hauses deutlich einfacher entsorgen lässt als Beton. Dieser Vorteil kommt bei Neubauten natürlich aber erst in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten zum Tragen. Allerdings ist der Begriff Holzhochhaus nicht ganz wörtlich zu sehen. Korrekterweise müsste man nämlich von einer Hybridbauweise sprechen. Denn Untergeschoss und Kerne der vier Baukörper bestehen klassisch aus Beton. Lediglich der Rest der Konstruktion wird dann aus Holz bestehen. Auch so können aber beträchtliche Mengen an Zement eingespart werden. Berlin ist da übrigens kein Trendsetter: Heute werden fast 20 Prozent aller Neubauten zumindest teilweise aus Holz gebaut. Mit einer Fertigstellung wird frühestens 2028 gerechnet. (DS)
Quelle: https://utb-berlin.de/woho-das-wohnhochhaus/

Pestizide verbreiten sich kilometerweit über die Luft

Studie von "Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft" und "Umweltinstitut"

Die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt und ökologisch bewirtschaftete Landwirtschaftsflächen nehmen zu. Das dient uns allen, denn Unternehmen, die ökologische Lebensmittel herstellen, tragen maßgeblich zur Bewahrung der Natur bei. Sie achten auf die Gesundheit des Bodens, eine intakte Tier- und Pflanzenwelt und saubere Atemluft. Und sie versorgen Menschen, die das wollen, mit giftfreier Nahrung. Es gäbe also Grund zur Freude, wäre da nicht das Problem, dass es immer schwieriger wird 100-prozentige Bioprodukte herzustellen. „Zahlreiche Ackergifte aus der sogenannten konventionellen Landwirtschaft verbreiten sich flächendeckend! Ein rückstandsfreier Bio-Anbau wird immer schwieriger“, deklariert das „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“. Zu diesem Verein haben sich im Januar 2018 zahlreiche Unternehmer aus der Bio-Lebensmittel-Branche zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, mit Forschungen, Konzepten und Dialogarbeit Bürger und Politik auf die Auswirkungen von Pestiziden aufmerksam zu machen, damit effektive Lösungen auf den Weg gebracht werden können. Zusammen mit dem Umweltinstitut München hat das Bündnis letztes Jahr eine erste umfassende Studie zur Pestizidbelastung der Luft in Deutschland in Auftrag gegeben und finanziert. Die Forscher prüften an insgesamt 163 Standorten, ob sich Ackergifte in der Luft befanden. Das Ergebnis fasst Boris Frank, 1. Vorsitzender des Bündnisses, folgendermaßen zusammen: „Viele chemischsynthetische Pestizide und ihre Abbauprodukte verbreiten sich in erschreckendem Ausmaß über die Luft bis in die Städte und Nationalparks hinein. Es befindet sich ein Cocktail an Pestiziden in unserer Atemluft.“ An rund drei Vierteln aller untersuchten Standorte fanden die Forscher mindestens fünf und bis zu 34 Pestizidwirkstoffe. Glyphosat war in allen Regionen Deutschlands und auch weit abseits der Quelle nachweisbar. Ebenfalls bedenklich war, dass 30 Prozent dieser Substanzen zum jeweiligen Messzeitpunkt nicht mehr zugelassen waren beziehungsweise noch gar nie in Deutschland zugelassen waren, so zum Beispiel DDT oder Lindan. Damit sind die Behauptungen der Pestizidhersteller, Ackergifte würden sich nicht über die Luft verbreiten, widerlegt, stellt Frank fest. „Wir haben es Studie von „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ und „Umweltinstitut“ hier mit Pestizidwirkstoffen zu tun, die sich kilometerweit in unserer Atemluft verbreiten.“ Welche Auswirkungen dies auf unsere Gesundheit und die Artenvielfalt hat, sei unabsehbar. 
Vor diesem Hintergrund ist die Not der Biobauern und Biobäuerinnen schnell zu erkennen. Die Pestizide kontaminieren ihre Ernten und machen sie für den Verkauf als Bio-Ware untauglich – ein erheblicher finanzieller und ideeller Schaden für diese Landwirte!
Das Bündnis fordert daher einen Schadensersatzausgleichsfond, den die Pestizidhersteller finanzieren müssen. Damit könnten die Biobauern und Biobäuerinnen, die auf ihren Ernten sitzen bleiben, entschädigt werden. Dies wäre ein notwendiger Schritt um dem Recht auf eine Koexistenz von biologischer Landwirtschaft neben konventioneller Genüge zu leisten. Bei der Pressekonferenz übergab Frank Umweltministerin Svenja Schulze die Studie mit folgenden Worten: „Wir hoffen, dass Sie diese Ergebnisse sehr ernst nehmen und zusammen mit Landwirtschaftsministerin Julia Glöckner die entsprechenden, dringenden Maßnahmen einleiten.“ (AF)

Quelle: http://www.enkeltauglich.bio

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