©eyetronic_Adobe Stock

Infopunkte Natur

raum&zeit Ausgabe 237

Mikroplastik vermeiden


Erste Lösungen für Waschmaschinen

Mikroplastik-Filter können das Waschen jetzt deutlich umweltfreundlicher machen. Bisher werden bei jeder Maschinenwäsche mit einer durchschnittlichen Füllung von sechs Kilogramm Stoff 700 000 Mikroplastikfasern frei, berichtet die Organisation Planet Care.1 Hierunter sind reine Polyesterfasern, Mischfasern aus Polyester und Baumwolle sowie Acrylfasern. All das geht in Flüsse, Seen und Meere und wird von Tieren, Pflanzen und letztlich auch von uns aufgenommen. Laut BUND-Meeresschutzbüro sind synthetische Textilien für 35 Prozent des Mikroplas-tiks in den Weltmeeren verantwortlich.2 Schon 2014 rief die EU deshalb das Projekt Mermaids ins Leben um Lösungsstrategien zu erarbeiten. Am besten wäre es natürlich, umweltbelastende synthetische Stoffe würden gar nicht erst hergestellt werden und kämen gar nicht in Umlauf. Ob und wann dies der Fall werden könnte, ist im Moment aber leider nicht abzusehen. Daher können Übergangslösungen wie Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen derzeit eine sinnvolle Hilfe sein. Die gemeinnützige Organisation Planet Care, die sich 2011 gegründet hat und ihren Sitz in Großbritannien und Slowenien hat, entwickelte den ersten Filter dieser Art.3 Er wird an die Waschmaschine montiert und hält 90 Prozent der Plastikfasern zurück. Ein „Starter-Kit”, das für etwa 60 Waschgänge ausreicht, kostet etwa 50 Euro. Alternativ gibt es – beispielsweise bei BUND oder Waschbär – auch Waschbeutel zu kaufen, die in ihrem feinporigen Netz Mikroplastik auffangen. Die Fasern können nach dem Waschen entfernt und im Hausmüll entsorgt werden. Ein Beutel kostet 29,95 Euro.4 Was bei uns noch freiwillig ist, wird in Frankreich zur Pflicht. Dort dürfen ab 2025 sowohl an Gewerbetreibende als auch an Privatpersonen nur noch Waschmaschinen verkauft werden, die Kunststoffasern davon abhalten, ins Abwasser geschwemmt zu werden.5 (AF)

Fußnoten

1. Planetcare.org
2. BUND-Meeresschutzbüro, 2018 Mikroplastik aus Textilien.
3. www.datanyze.com/companies/planet-care/76400707
4. www.bundladen.de
5. www.geo.fr

Die Brennnessel – Ein Allrounder nicht nur in der Naturheilkunde

Lange Zeit wurde die Brennnessel als nutzloses Unkraut missachtet. Den meisten ist sie höchstens als vielfältige Heilpflanze oder als Zusatz in verschiedenen Käsesorten bekannt. Dabei hat sie in unserem Kulturkreis eine lange Geschichte, die der näheren Betrachtung wert ist. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden aus wildwachsenden und auch aus gezüchteten Brennnesselpflanzen Hemden, Betttücher, Verbandsmaterialien oder Uniformen hergestellt. Im zweiten Weltkrieg wurde ihr Anbau forciert, da Faserpflanzen geeignet erschienen, die angestrebte Rohstoffautarkie des Reiches zu fördern. Nach Kriegsende widerfuhr der Brennnessel dann das gleiche Schicksal wie vielen anderen Faserpflanzen: Sie wurde von synthetischen Kunststoffen im Textilbereich von Baumwoll-importen verdrängt. Vor Einführung der Baumwolle spielte vor allem die Große Brennnessel eine bedeutende Rolle als Faserpflanze. Die reißfesten, langen Bastfasern des Stängels wurden durch Kochen in Lauge isoliert und zu sogenanntem Nesseltuch verarbeitet, das z. B. für die Herstellung von Hemden und Bettwäsche verwendet werden kann. Der bei der Gewinnung der Fasern anfallende Holzanteil kann zur Papierherstellung genutzt werden. In der Zwischenzeit haben auch Materialforscher die Vielseitigkeit der Pflanze entdeckt und entwickeln daraus neue Glasfasern in Verbundwerkstoffe, etwa für die Automobilindustrie. Für die heimische Textil- und Papierindustrie wäre die Brennnessel jedenfalls ein Feld, in dem Lieferengpässe und Rohstoffknappheit umgangen werden könnten. Außerdem würde es sicherstellen, dass wir nicht in naher Zukunft durch die sogenannten Smart-Textilien – also über unsere „schlauen Textilien“ kontrolliert werden können. Denn bei dem Textilforschungsunternehmen V-trion wird gerade im Bereich neuer smarter Kleidung geforscht, die als tragbarer Computer fungiert, auch Body-Borne-Computer genannt. Ein riesiger Markt, wie das Unternehmen prognostiziert. (HM)

Quellen: https://www.v-trion.com/
https://www.grabher-group.company/research

Obst und Gemüse länger haltbar machen


Umweltgerechte Zellulose-Beschichtung

Ärgerlich: Selbst in vielen Bio-Läden kommen noch immer Plastikverpackungen zum Einsatz. Da diese aus Erdölderivaten hergestellt werden, stellen sie eine Umweltbelastung dar. Überdies enthalten sie Weichmacher, die in das Lebensmittel diffundieren und das menschliche Hormonsystem irritieren können. Andererseits will man aber auch kein angefaultes Obst oder Gemüse kaufen. Die Lösung könnten Schweizer Forscher der Eidgenössischen Material- und Prüfungsanstalt in Zürich gefunden haben: Trester, also die Rückstände von Früchten, nachdem aus diesen der Saft gewonnen wurde. Der Tres-ter wird gewaschen und gebleicht, anschließend ähnelt er dem Zellstoff, aus dem Papier hergestellt wird. Dieser Stoff wird zu einem feinen Pulver zermahlen, das völlig ungiftig ist und sogar gegessen werden kann. Nun wird das Pulver in ein ebenfalls verzehrbares Lösungsmittel eingerührt. Die so entstehende Flüssigkeit versprühten die Forscher auf verschiedene Früchte. Der sich bildende dichte Film verändert weder das Aussehen noch die Haptik (das Gefühl beim Anfassen) der Früchte. Dennoch soll der Film vor dem Verlust von Flüssigkeit der Früchte schützen, sodass diese ebenso dauerhaft oder sogar länger frisch bleiben, als wären sie in Plastikfolie eingehüllt. Eine Alternative wäre, die Früchte in ein Bad mit der schützenden Mixtur zu tauchen. So behandelte Gurken sollen noch nach sechs Tagen fast genauso frisch wie am Tage der Ernte gewesen sein, während sich Gurken aus der Kontrollgruppe gelb verfärbt hatten. Bananen mit diesem Schutzfilm sollen sogar 14 Tage länger haltbar sein. Das Verfahren hilft nicht nur Müll zu vermeiden, durch die verlängerte Haltbarkeit müssen auch weniger Früchte entsorgt werden. Gustav Nystrom, Leiter der EMPA-Gruppe: „Unser großes Ziel ist, durch solche natürlichen Coatings in Zukunft viele erdölbasierte Verpackungen zu ersetzen.“ Doch es folgt noch mehr vom Guten: Denkbar ist, dass der Mixtur Vitalstoffe wie Vitamine und Antioxidantien zugesetzt werden, sodass sich der ernährungsphysiologische Wert der Lebensmittel erhöht. Die neuartige Schutzschicht wird in den nächste beiden Jahren gemeinsam mit dem Discounter Lidl und einem Obst- und Gemüselieferanten auf Praxistauglichkeit getestet und angepasst. (DS)

Quelle: www.trendsderzukunft.de

zur Startseite