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Infopunkte Natur

raum&zeit Ausgabe 240

Hanf – Held der Bodensanierung


Industriell verseuchtes Ackerland wieder nutzbar machen

Dass Hanf überaus vielseitig verwendbar ist, war in raum&zeit schon öfter zu lesen. Die robuste und anspruchslose Pflanze bietet den Grundstoff für zahlreiche Produkte wie Nahrung, Textilien, Papier, Medizin, Tierfutter, Streu, Bau-, Dämm- und Verpackungsmaterial und noch vieles mehr. Eine weitere wichtige Funktion ist die Eignung von Hanf für die sogenannte Phytosanierung. Dabei werden bestimmte Pflanzen eingesetzt, um Böden und Gewässer zu dekontaminieren und sogar – in geschlossenen Räumen – die Luft zu reinigen. Eine spezielle Art dieser Phytosanierung ist die Phytoextraktion, bei der die eingesetzte Pflanze die belastenden Stoffe in ihre Biomasse (hauptsächlich in den Wurzeln) aufnimmt. Und offenbar hat sich der Hanf hier als besonders leistungsfähig erwiesen. In der süditalienischen Provinz Tarent beispielsweise waren die Böden in einem Radius von 20 Kilometern durch die Emissionen der riesigen Stahlfabrik Ilva stark mit Schwermetallen und Dioxinen belastet. Eine Studie führte Tausende von Toten in der Region auf die Belastung durch die Toxine zurück. Dann schlug die Stunde des Hanfs. Die ortsansässigen Bauern pflanzten Industriehanf an – in Italien ohne bürokratische Hürden möglich. Die Wurzeln des Hanfs saugten die Schadstoffe in bis zu 2,5 Metern Tiefe aus dem Boden und wandelten diese teilweise sogar in unschädliche Stoffe um (sogenannte Phytodegradation, eine geradezu alchemistische Leistung). Die Fasern der später abgeernteten Hanfpflanzen können teilweise noch für die Herstellung von Baumaterial verwendet werden, da die Schadstoffe hauptsächlich in den Wurzeln verbleiben. Bei hochbelasteten Böden müssen die Pflanzen dagegen verbrannt und die Asche entsorgt werden. Je nach Schwere der Verseuchung muss die Bepflanzung mit Hanf wiederholt werden. Am Ende bleibt der gereinigte, aufgelockerte, durchlüftete und fruchtbare Boden zurück, bereit für die unbelastete landwirtschaftliche Nutzung. Schon nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl (1986) wurde unter anderem Hanf zur Dekontaminierung eingesetzt; besonders radioaktives Strontium und Cäsium wurden so entfernt. Übrigens soll ein Smoothie mit Hanfblättern auch beim Menschen wahre Wunder der Entgiftung leisten. Neben Hanf kommen bei der Phytosanierung auch andere Pflanzen wie beispielsweise Sonnenblumen, Mais, Senf und gewisse Kohlsorten in Frage. (DS)

Quelle: https://bewusst-vegan-froh.de

Der Mitmach Supermarkt


Foodhub

Im Sommer letzten Jahres ging ein spannendes Supermarkt-Projekt in München/Obergiesing an den Start. Mitbegründer ist Karl Schweisfurth
(siehe raum&zeit 239, S. 96). Das Gemeinschaftsprojekt Foodhub München, bietet seinen Mitgliedern von Dienstag bis Samstag regionale und überwiegend biologische Lebensmittel zu fairen Preisen an. Die frischen Produkte kommen von direktvermarktenden Höfen und Lebensmittelherstellern. Das Projekt stützt sich auf drei Säulen: Miteigentum, Mithilfe und Transparenz. Um dort einkaufen zu können, sollte man Mitglied in der Genossenschaft werden und dafür einmalig 180 Euro einzahlen. Somit ist man Miteigentümer und unterstützt den Foodhub finanziell. Für die zweite Säule, die Mithilfe, sollte sich jedes Mitglied drei Stunden pro Monat Zeit nehmen und im Supermarkt mitarbeiten. Dadurch können die Verkaufspreise günstiger gehalten und die Bauern fair bezahlt werden. Außerdem wird transparent gehalten, dass auf die Einkaufspreise 30 Prozent aufgeschlagen werden, damit die laufenden Kos-ten des Supermarkts gedeckt werden können. Mittlerweile hat der Foodhub München schon über 1 600 Mitglieder. Weitere ähnliche Projekte in Deutschland sind Supercoop Berlin, Supercoop Hamburg und Köllektiv in Köln. (EE)

Quelle: https://foodhub-muenchen.de

Feinstaubfilter Spinnennetz


Städtische Mikroplastikbelastung natürlich nachweisbar

Wie misst man die Mikroplastikbelastung der Luft? Bei Mikroplas-tik denkt man vor allem an verunreinigtes Abwasser von Waschmaschinen und den Plastikmüll in den Weltmeeren. Zusätzlich kommt Mikroplastik aber auch in der Luft vor. Man geht davon aus, dass Mikroplastik dadurch entsteht, dass sich kleinste Teilchen aus synthetischer Kleidung und Plastiktüten lösen. Welchen Einfluss die Belastung mit Mikroplastik auf unsere Gesundheit hat, ist derzeit noch Gegenstand der Forschung. Es mutet einem aber nicht besonders förderlich und gesund an. Bisher wurde die Partikelbelastung mithilfe von sogenannten Kollektor-Systemen gemessen. Doch Dr. Barbara Scholz-Böttcher, Mikroplastik-Expertin von der Universität Oldenburg, setzte einen neuen Trend. Sie erklärte, dass die weltweit vorkommenden Spinnennetze, wunderbare Klebefallen für alle in der Luft schwirrenden Partikel seien. Um zu überprüfen, ob sich die Spinnennetze für Umweltanalysen eignen, sammelte Bachelor-Studentin Rebecca Süßmuth für ihre Abschlussarbeit Spinnennetze aus den Bushaltestellenhäuschen der Stadt Oldenburg. Die Untersuchung der Spinnennetze ergab, dass sich in ihnen Rußpartikel, sowie Mikroplastik nachweisen ließen. Mit fast 90 Prozent war der Anteil von PET (Polyethylenterephthalat) am größten. Außerdem fanden die Forscher geringere Mengen von PVC (Polyvinylchlorid) und Reifenabrieb in den Netzen. Fazit der Studie ist, dass Spinnennetze geeignet sind, um die Mikroplastikbelastung unterschiedlicher Standorte gut miteinander vergleichen zu können.  (EE)

Quelle: https://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2022/110.html

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