Justizreform durch Schiedskunst

Rechtsphilosophische Überlegungen zur Jahrtausendwende

Von Krystina van Sinnen, Graz – raum&zeit Ausgabe 102/1999

Dass unser Rechtssystem gelegentlich Unrecht produziert, hat nicht nur mit den Menschen zu tun, die damit umgehen, sondern auch mit dem System selbst. Eine mutige und unabhängige Juristin aus Graz hat sich Gedanken über dieses System in seinen vielfältigen Formen wie Verwaltungsrecht, Privatrecht, Strafrecht und Völkerrecht gemacht, die höchst bemerkenswert sind. Ihr Ziel ist eine menschlichere Justiz. Sie sieht ihre Aufgabe als Juristin eher im Ausgleich zwischen Streitenden als in der Erarbeitung eines juristisch möglichst perfekten Urteils. Sie nennt das zurecht Schiedskunst. Denn – genauso wie Heilen eine Kunst ist – ist auch der Ausgleich unterschiedlicher Interessen eine Kunst. Da Recht und Gesetz in immer abstraktere Ferne vom Leben abgleiten und damit Gefahr laufen, bei den Menschen die Akzeptanz zu verlieren, ist es höchste Zeit, sich Gedanken zu machen. Denn – wie die Autorin richtig anmerkt – das Ende der Akzeptanz von Recht und Gesetz ist der Beginn der Revolution. Zwar beziehen sich ihre Ausführungen auf das österreichische Recht, doch die Rechtsverhältnisse und -probleme sind im Wesentlichen in Deutschland die gleichen.

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