Kleiderschrank der Zukunft

Wir brauchen Textilien in sauberen Kreisläufen

raum&zeit-Interview mit Prof. Friederike Wedel-Parlow, Berlin, von Hilda Müller, Wolfratshausen

Kann man Mode und Textilien mit sauberen Mitteln herstellen? Die Cradle to Cradle-Philosophie, die Ende der 1990er Jahre von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entworfen wurde, denkt in geschlossenen Kreisläufen, sodass vom Anfang bis zum Ende eines Produktkreislaufs kein Abfall entsteht und die Natur verschont bleibt. Im Interview spricht Prof. Friederike von Wedel-Parlow über die Arbeit des von ihr gegründeten Beneficial Design Institutes, über die Entwicklung und Herausforderungen, wenn Mode nach dem Cradle to Cradle-Prinzip hergestellt wird sowie über den Kleiderschrank der Zukunft.

Hilda Müller: Wie kann man sich Ihre Arbeit bzw. Ihre Forschung am Beneficial Design Institut vorstellen?
Friederike von Wedel-Parlow: Mit dem Beneficial Design Institute, das wir 2016 gegründet haben, arbeiten wir intensiv daran, wie wir in Gestaltungsfragen insbesondere bei Mode, Textilien, aber auch im Design herangehen können, um einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen. Inspiriert vom Cradle to Cradle Konzept von Michael Braungart und William McDonough, untersuchen wir das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf Qualität, Innovation und Schönheit und wie wir diese umsetzen können. Wir unterstützen Startup-Unternehmen über mittelgroße Unternehmen bis hin zum Discounter wie Lidl bei Innovationskonzepten und Transformationsprozessen, damit sie Produkte mit einem positiven Fußabdruck und einer positiven Agenda herstellen können.

H.M.: Dass Lidl auch Textilien vertreibt, ist mir noch gar nicht aufgefallen.
F.v.W.-P.: Lidl hat in der Tat Textilprodukte. Zwar nicht als ganz so sichtbaren Marktbereich, aber jede Woche gibt es eine kleine Kollektion in einer sehr hohen Stückzahl durch die weltweit vielen Lidl-Filialen. Daher ist es auch ein sehr interessanter Partner, um genau in diesem ganz großen Segment zu beweisen, dass Cradle to Cradle nicht nur ein Thema für Eliten ist, sondern dass es möglich ist, diese Qualität auch für das kleine Portemonnaie und in der Breite umzusetzen.