© Digilife / Adobe Stock

Das Meta-Universum 

Ein Zukunftsszenario, das Verstorbene lebendig hält

Das amerikanische Metaverse-Unternehmen „Somnium Space“ hat Pläne bekannt gegeben, dass seinen Nutzern in nicht allzu ferner Zukunft die Möglichkeit anbieten will, in einer virtuellen Welt für immer zu leben. Der Begriff Metaverse oder Metaversum bezeichnet einen virtuellen dreidimensionalen Raum, in dem Menschen als programmierbare Avatare (virtuelle Figuren) interagieren, dort arbeiten, einkaufen, reisen oder auch andere treffen können. Das Metaverse „Somnium Space“ will dem nun den „Für Immer Leben“-Modus hinzufügen. Das einzige, was das Unternehmen dazu bräuchte, sind eine große Menge personenbezogener Daten. Anhand dieser werden Bewegungen und Gespräche als sich bewegender Avatar reproduziert, sodass der Avatar wie der lebendige Mensch, von dem die Daten stammen, spricht und sich bewegt – selbst nachdem er im wirklichen Leben gestorben ist.
In Arthur Sychovs Traum, CEO und Gründer von Somnium Space, werden die Menschen in der Lage sein, mit ihrem toten geliebten Menschen zu sprechen, wann immer sie wollen. Arthur Sychov: „Wenn ich gestorben bin, dann können Leute kommen oder meine Kinder, sie können hereinkommen, und sie können sich mit meinem Avatar, mit meinen Bewegungen, mit meiner Stimme unterhalten.“ Seine Vision: „Du wirst die Person treffen und Du würdest vielleicht in den ersten zehn Minuten nicht wissen, dass es sich tatsächlich um KI (Künstliche Intelligenz) handelt. Das ist das Ziel.“ Somnium Space ist eine von vielen Versionen des Metaversums, die in den letzten Jahren entstanden sind. Beispielsweise hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg in 2021 sein Unternehmen auf das Metaverse als Ziel eingeschworen, es zu diesem Zweck sogar umstrukturiert. Seiner Ansicht nach ist das Metaverse das nächste große Ding im Internet. Entsprechend werde Facebook in Zukunft kein Social Media Unternehmen mehr sein, sondern ein Metaverse Unternehmen. Er sagt: „Das Metaverse ist nicht mehr nur Internet, auf das man drauf schaut. Man nimmt daran teil, bewegt sich darin.“
Bei mir wirft das Szenario sofort die Frage auf, ob unsere Daten, die da im Internet von Google, Facebook und Co. über uns gesammelt werden, zukünftig dafür benutzt werden, um künstlich intelligente Wesen zu erschaffen?
Wenn man bedenkt, dass im Netz nicht nur Spuren beim Surfen und Einkaufen hinterlassen werden, sondern sich beispielsweise über Zoom-Meetings auch Daten über Ausdrucksweise und Aussehen sammeln lassen, dann könnte in nicht allzu ferner Zukunft ein Avatar, der mit meinen Daten geschaffen wurde, im Metaversum herumgeistern – an dem nicht ohne Weiteres zu erkennen ist, ob es sich um eine Kopie von mir handelt oder ob ich es selbst bin, die da vor dem Bildschirm sitzt. Ein erschreckendes Zukunftsszenario, wenn sich zwischen einer Kopie und einem Menschen aus Fleisch und Blut nicht mehr ohne Weiteres unterscheiden lässt – und das über den Tod hinaus. (HM)

Quellen:
https://nypost.com/2022/04/15/you-could-become-immortal-in-the-metaverse-with-new-live-forever-mode/
https://machen.fm/marketing-sales/10516/was-ist-das-metaverse/

zur Startseite