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Die Kanzius-Maschine 

Radiowellen eliminieren Krebszellen und verbrennen Salzwasser

Manche Erfindungen sind so wunderbar und vielversprechend, dass man sich wundert, weshalb sie fast völlig unbemerkt wieder in der Versenkung verschwinden. Im Jahr 2003 beobachtete der US-amerikanische Radiowellen-Techniker John S. Kanzius aus Erie/Pennsylvania, dass Radiowellen bestimmter Frequenzen zwar Metall erhitzten, nicht aber organische Strukturen bzw. Körpergewebe. Wäre es nicht möglich, so fragte sich der an Leukämie erkrankte Kanzius, diesen Effekt für eine gezielte Bekämpfung von Krebszellen nutzbar zu machen? Denn es ist bekannt, dass Krebsgewebe thermisch viel empfindlicher reagiert als gesunde Zellen (s. hierzu den Artikel „Hyperthermie – Krebszellen durch Übererwärmung eliminieren“ im raum&zeit Themenheft Nr. 19). Bei seinen Untersuchungen stieß Kanzius auf einen überraschenden physikalischen Effekt: Setzt man Salzwasser einem 200 Watt starken Frequenzfeld (es sollen 13,561 Megahertz gewesen sein) aus, so verbrennt das Salzwasser mit einer Temperatur von circa 1650 °Celsius. Offenbar bricht die Frequenz die Wasserstoff-Sauerstoffbindung, wobei dann die beiden Moleküle unter Abgabe von Hitze und Licht wieder rekombinieren. Wissenschaftler der Penn State University zeigten sich stark interessiert und sahen ein hohes wissenschaftliches Potenzial in der Entdeckung, unter anderen in Bezug auf Energiegewinnung und Meerwasserentsalzung. Unterdessen begann sich Dr. Steve Curley, der Arzt von John Kanzius, für die mögliche Krebstherapie zu interessieren. Denn wenn man das Krebsgewebe mit Nano-Gold-Partikeln versehen und dann das Radiowellenfeld einstrahlen würde, könnte dieses die Krebszellen thermisch eliminieren oder die Apoptose anregen. Dazu muss man wissen, dass man Nanopartikel mithilfe von biologischen Vektoren gezielt in Zellgewebe einbringen kann. Versuche mit Petrischalenzellen und an Kleintieren waren vielversprechend. Leider verstarb John Kanzius (an der Chemo-Behandlung, wie Dr. Curley sagt), bevor die Erfindung zur Marktreife weiter entwickelt werden konnte. Die Hinterbliebenen von John Kanzius verkauften die Rechte an eine Venture Capital Firma und es entwickelte sich ein Sumpf aus Rechtsstreitigkeiten, in dem das Kanzius-Gerät schließlich versank. Die Firma Neo Therma Oncology besitzt derzeit die Rechte, antwortet aber nicht auf Anfragen. Es scheint, dass hier wieder einmal eine großartige medizinische Erfindung in dunklen Schubladen verschwand. Und auch das brennende Salzwasser verflüchtigte sich spurlos aus der öffentlichen Wahrnehmung. (DS) 
Quelle: www.wikipedia.org/wiki/John_Kanzius

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