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Grüne Welle in der Landwirtschaft

Neue gemeinwohlorientierte Organisationen boomen 

Ein neuer Trend bringt frischen Wind in unsere Landwirtschaft, die sich insgesamt zunehmend entfernt von einem ökologischen Zusammenwirken mit der Natur.
Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wurden landwirtschaftliche Betriebe immer weniger und dafür immer größer. Monokultur und Massentierhaltung mit all den damit verbundenen Nachteilen nahmen stetig zu. Hinzu kommt, dass Kapitalanleger und Strategen zunehmend daran interessiert sind,  Ackerland zu erwerben (s. a.  „Unabhängige Landwirtschaft in Gefahr“ in dieser Ausgabe).
Demgegenüber gibt es in Deutschland aber auch schon lange die Tradition ökologischer Landwirtschaftsbetriebe und gemeinnütziger Höfe. In den letzten Jahrzehnten – im Zuge der Zuspitzung der Konkurrenzsituation im Landwirtschaftssektor – entstand nun eine Vielfalt neuer Organisationen mit neuen Betriebsformen, deren Gemeinsamkeit die Orientierung am Gemeinwohl ist. Hierzu gehört die schon bekanntere Form der Solidarischen Landwirtschaft, bei der eine größere Anzahl von Bürgern sich zusammenschließt, um in einem landwirtschaftlichen Betrieb mit- oder zusammenzuarbeiten. Weniger bekannt sind gemeinwohlorientierte Bürger-Genossenschaften, -Stiftungen und -Aktiengesellschaften, deren Ziel es ist, Ackerland zu erwerben, um es Biohöfen zu günstigen Bedingungen zuzuführen. Es gibt kleinere und größere solcher Zusammenschlüsse. Manche erhalten über Crowd-Funding eher viele kleinere Beiträge, bei anderen findet die Finanzierung räumlich und personell konzentrierter statt.

Wie eine aktuelle Studie zeigt, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Auftrag gegeben wurde, beteiligen sich immer mehr Menschen an dieser neuen Bewegung:

– Landwirte, die ihren Umsatz sichern wollen bzw. die sicher gehen wollen, dass sie ihre gepachtete Ackerfläche nicht verlieren,

– Landwirte, die neu starten oder ihre Fläche vergrößern wollen;

– auf der anderen Seite Bürger, die eine ökologisch verantwortungsbewusste Landwirtschaft unterstützen wollen. Und die neuen Modelle funktionieren gut, wie die Studie zeigt. Die Beteilig-ten gaben hohe Zufriedenheitswerte an, die geschaffenen Strukturen zeigen eine hohe Stabilität, regional verankerte, gemeinwohl- und ökologisch orientierte Höfe werden gefördert und der generelle Agrarstrukturwandel hin zu größeren und konventionell bewirtschaftenden Betriebseinheiten wird etwas abgepuffert.

Insgesamt macht die Fläche der in der Studie gelisteten 88 gemeinschaftlichen Bodenorganisationen zwar nur 33 000 Hektar aus, was gegenüber den 16,6 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche bundesweit natürlich nicht viel ist. Aber die vielen Neugründungen solcher Initiativen in den letzten Jahren zeigen auch, wie schnell sich gute Ideen manchmal verbreiten können. Thomas Kliemt-Rippel von der Kulturland-Genossenschaft (www.kulturland.de) zeigt sich diesbezüglich gegenüber raum&zeit optimistisch: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass die bürgernahe Bewegung der gemeinwohlorientierten Landwirtschaft in kommenden Jahren weiter stark wachsen wird. Wir verzeichnen ein Wachstum von 30 bis 40 Prozent pro Jahr. Wir sind auch hoffnungsvoll, dass die Politik bessere Rahmenbedingungen zur Förderung dieser Initiativen schaffen werden.“

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