Der Saatgut-Markt ist hart umkämpft. Fünf Großkonzerne, überwiegend aus
der Chemiebranche, dominieren in Europa die Produktion und machen ein
Milliardengeschäft. Sie züchten Sorten, die Agrarchemie benötigen und
die Landwirte nach jeder Ernte neu hinzukaufen müssen. Denn wer die Saat
hat, hat das Sagen. Doch inzwischen gehen Landwirte, Züchter und
Wissenschaftler gemeinsam gegen diesen Trend zur Uniformität an und
kämpfen um die Reichhaltigkeit unseres Essens, die zu verschwinden
droht. Sie rufen nicht nur zum Wandel auf und fordern ein anderes
Agrar- und Ernährungssystem, sondern sie retten und vermehren alte
Sorten, züchten daraus neue und erneuern das, was zu verschwinden droht:
das Saatgut der Bauern.
Das ist ein Novum in der Wissenschaft.
Bisher befassten sich die Forscher fast ausschließlich mit hoch
technisierten Labor-Züchtungen, die der Saatgut-Industrie durch
Sortenschutz und Patente obendrein ein Alleinrecht auf Vermarktung
bescherten. Allmählich entdecken Wissenschaftler jedoch, dass unser
Ernährungssystem eine der wichtigsten Ursachen für Klimawandel,
Artensterben, Wasserknappheit und Umweltvergiftung ist. Sie erkennen den
Bedarf an Saatgut mit genetischer Bandbreite und zeigen, dass wir
umweltschonende Sorten benötigen, die robust und anpassungsfähig sind.
Wie früher üblich, könnten die Bauern nun diese Sorten nachsäen und wären
nicht mehr abhängig von den Saatgut-Konzernen. Doch das Saatgut-Gesetz
verbietet es ihnen, diese Züchtungen einfach zu verkaufen oder zu
tauschen. Es privilegiert das Einheitssaatgut der Konzerne.
Und
bald könnte es noch schlimmer kommen: Die EU überarbeitet derzeit das
Saatgut-Gesetz. Beeinflusst durch die Lobbyisten der Konzerne lässt es
eine erneute Stärkung der Saatgutindustrie befürchten. Mittelständischen
Unternehmen, insbesondere denen der Bio-Branche, könnte es die
Existenzgrundlage entziehen. Die Politiker müssen jetzt Verantwortung
zeigen.
(Quelle: Youtube / Dampflanze)