© Ottiger Ammann/Adobe Stock

Das Oloid

Geometrie einer neuen Zeit
Teil 1: Wie es in die Welt kam

Von Andreas OttigerAmmann

Menschen mit einem Sinn für Geometrie(n) reagieren oft wie elektrisiert auf das Oloid. Intuitiv spürt man die Besonderheiten dieses Körpers, ohne sie gleich benennen zu können. Andreas OttigerAmmann ließ das Oloid Jahre lang passiv auf sich wirken, bevor er sich daran begab, dieser noch recht jungen Form, die erst im Jahr 1929 das Licht dieser Welt erblickte, die Geheimnisse zu entlocken. Im ersten Teil schildert er seine Berührungspunkte mit dem Oloid und zeigt einige frappierende geometrische Implikationen auf.

Dem Oloid begegnete ich erstmals 2014. Seine eigentümliche Form faszinierte, regte mein räumliches Vorstellungsvermögen an. Doch in seinen runden, geschwungenen Formen und den beiden klar hervortretenden runden Kanten blieb das Wesen des Oloid in einer eigentümlichen Unbestimmtheit eingenebelt. Diese Unergründlichkeit wollte ich erkunden. Zudem schwang ein subtiles Empfinden beim Betrachten des Oloids mit; seine Form ist in bis jetzt noch unbekannte, geometrische Strukturen eingebettet. Das regte mein Streben noch mehr an – doch ich kam einfach keinen Deut weiter.
Anfangs Juli 2021 liegt das Oloid bereits seit sieben Jahren auf einem Holzbrett im Wohnzimmer. Es ist aus Nussbaumholz herausgefräst, poliert und passt gut in die Hand. Seine ungewöhnliche Form fasziniert mich immer wieder aufs Neue und zugleich entsteht auch immer wieder die gleiche Frage: Wie sehen die Geometrien aus, in die es eingebettet ist?

Geschichte

Das Oloid (von gr. hólos = ganz) wurde am 29.11.1929 von dem deutschen Anthroposophen, Mathematiker und Bildhauer Paul Schatz (1898–1979) entdeckt. Schatz fragte sich, wie die Innenflächen eines Würfels nach außen gestülpt werden können, wenn dabei alle Flächen miteinander verbunden bleiben. In dieser eigentümlichen Bewegung des Umstülpens zeigte sich die Form des Oloid. Diese Bewegung führte Paul Schatz auch zur Entdeckung der Inversionskinematik. Neben Translation und Rotation ist es die dritte Möglichkeit, wie Kinematik als Bewegung umsetzbar ist. Es waren Entdeckungen, die für sein weiteres Leben sehr prägend waren.

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