© Thorsten Kirsch

Digitaler Vodoo-Kult

Handysucht und gesundheitliche Auswirkungen von 5G

Von Klaus Scheidsteger

Unabhängige Wissenschaftler schlagen angesichts des ungebremsten Ausbaus von Mobilfunk und der sich ausbreitenden digitalen Epidemie bereits im Kinderzimmer schon länger Alarm. Der Filmemacher Klaus Scheidsteger über die sich anbahnende Zombiekalypse. Im Anschluss Auszüge aus einem Interview, das er für seinen neuen mobilfunkkritischen Film mit der italienischen Krebskoryphäe Prof. Dr. Fiorella Belpoggi geführt hat. 

Einen Ausbaustopp für Mobilfunk, respektive ein Moratorium, forderten bereits im Jahre 2017, über 170 Wissenschaftler aus 37 Ländern mit dem Aufruf „Wissenschaftler warnen vor möglichen ernsthaften Gesundheitsgefahren durch 5G“. 1 Die Anzahl der Unterzeichner ist inzwischen auf knapp 500 Wissenschaftler angestiegen. Berichten die Medien darüber? Nein, denn sie wollen ihren besten Werbekunden, die „Big Digital Player“ nicht verlieren. Doch während es sich bei den Gefahren der Strahlung um ein unsichtbares Phänomen handelt, können wir sehr wohl ein weiteres Problem allerorten optisch wahrnehmen: die Smartphone-Zombies. Sie haben den Hamburger Zeichner Thorsten Kirsch zu seinem interaktiven Buch „Smartphone-Zombies-Diary“ 2, in dem er alltägliche Situationen der Handysucht satirisch aufbereitet, inspiriert. Im Interview für meinen neuen Film sagte er mir dazu folgendes: „Also so wie ich das empfinde, sind das komplette Kontrollverluste, die ich eigentlich nur von Menschen, die Drogen und Alkohol konsumieren, erwarte. Und das wurde dann im Alltag die Regel […] dass ich umgeben war von Leuten, die dieses Gerät haben und verschwunden waren, mich nicht wahrnahmen, mich gefährdeten, ihre Kinder gefährdeten, sich nicht mehr sozial angepasst durch die Welt bewegten.“ Dieser „Voodo-Kult“ (Thorsten Kirsch) wird aber, im Gegensatz zu dem Strahlungsrisiko, von nahezu allen Medien aufgegriffen. In den USA beschäftigt die Mediensucht unter Kindern und Jugendlichen die Gerichte in 41 Bundesstaaten.

Alarmierende Studie
Im Frühjahr 2023 verbreitete die Deutsche Presse Agentur (dpa) eine Pressemeldung der DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse), wonach sich durch die Pandemie die Mediensucht unter Kindern und Jugendlichen mehr als verdoppelt habe. Laut einer gemeinsamen Längsschnittstudie der DAK-Gesundheit und der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf zeigen mittlerweile 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche eine problematische Nutzung bei Computerspielen und oder sozialen Medien. „Die aktuellen Zahlen und die Entwicklung in der Pandemie sind alarmierend“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden.“ So würden „Familien zerstört und die Zukunft vieler junger Menschen bedroht“. Als Reaktion müssten Prävention und Hilfsangebote ausgebaut werden und neue Akzente in der Bildungs- und Familienpolitik gesetzt werden. „Es ist eine neue Entwicklungsaufgabe von Politik und Gesellschaft, dass Kinder und Jugendliche lernen, die Risiken der Nutzung digitaler Medien einschätzen zu können und ihr Nutzungsverhalten zu reflektieren, damit sie die Möglichkeiten der digitalen Welt langfristig für ihr privates und berufliches Leben konstruktiv nutzen können.“ 

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