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    Der Katzen Spiel ist der Mäuse Tod

    Von Christine Kammerer, Nürnberg – raum&zeit Ausgabe 163/2010

    Sie haben sich in letzter Zeit bestimmt schon öfter gefragt: Pandemie – was ist das eigentlich? Nun, Pandemie ist ein neues, interaktives Gesellschaftsspiel. Es ist erst 2009 heraus gekommen und trotzdem spielt schon die ganze Welt mit.

    Spielziel ist es, eine ansteckende Krankheit, die sich weltweit ausbreitet, möglichst effektiv zu bekämpfen. Sie können zwischen verschiedenen Spielfiguren wählen: Arzt, Politiker oder Wissenschaftler. Oder auch Marketingchef eines Pharmakonzerns, der seine Gewinne gerne verdreifachen möchte. Das ist eigentlich der schönste Job. Da bekommen Sie nämlich ungefähr zwei Milliarden Dollar Extra-Spielgeld. Das Spielbrett ist eine Weltkarte. Darauf kann man bunte Fähnchen stecken für die Ausbreitung der Epidemie oder für die Durchimpfungsrate. Außerdem gibt es Ereigniskarten. Auf denen steht zum Beispiel, welches Land es als nächstes erwischt oder wer den Zuschlag für die Entwicklung des Impfstoffs erhält.

    Wissenschaftler, die bei dem betreffenden Konzern auf der Gehaltsliste stehen wie zum Beispiel der Pandemiebeauftragte der Bundesregierung bekommen einen Extra-Bonus. Und Bundeskanzlerinnen, die sich von solchen Wissenschaftlern beraten lassen, natürlich auch. Da haben Sie eigentlich sowieso schon gewonnen. Außerdem gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade. Deutschland spielt zur Zeit noch im Anfängerlevel. Das Spiel beginnt in Genf bei der WHO. Dann sind die Politiker dran. Da ist geschicktes, strategisches Vorgehen im globalen Seuchenbekämpfungsteam gefordert. Das heißt, es müssen immer mindestens zwei zusammen spielen. Wenn also zum Beispiel ein Arzt auf eigene Faust einen Zug macht und sagt, dass es gar keine Pandemie gibt oder dass der Impfstoff schädlicher ist als das Virus, dann gibt das Minuspunkte bei der nächsten Gesundheitsreform. Genau genommen dürfen Ärzte gar nichts außer Impfen und Fähnchen stecken. Aber sie spielen trotzdem gerne mit, so lange man ihnen das Spielgeld nicht weg nimmt. 

    Dann entwickeln die Wissenschaftler in rekordverdächtiger Zeit einen Impfstoff. Es ist ziemlich egal, welchen Sie da nehmen. Schütteln Sie einfach Nanoteilchen mit Quecksilber und Squalen im Reagenzglas auf. Wichtig ist nur, dass Sie später den Nobelpreis für die Rettung der Menschheit kriegen. Außerdem sollten Sie sicher stellen, dass Sie möglichst viel daran verdienen. Aus der Haftung für Nebenwirkungen oder Spätfolgen sind Sie doch sowieso raus. Und damit es nicht langweilig wird, können Sie während des Spiels auch noch lustige Wetten abschließen wie: Was ist tödlicher? Die Impfung oder die Epidemie?

    Übrigens gibt es pünktlich zum Weihnachtsfest noch ein paar neue Spielvarianten auf dem Markt, die das Spiel noch viel spannender machen. Sie können dann wählen zwischen einem virulenten Stamm, der selbstverständlich vollkommen unvorhersehbar ausbricht und die Epidemie besonders tödlich werden lässt, oder einem Bioterroristen, der mit einer im Labor gezüchteten Mutation des Virus Panik verbreitet. Spielen Sie mit! Das Schicksal der Menschheit liegt in Ihrer Hand.

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