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Feinstrahl

Einjähriges Berufskraut (Erigeron annuus)

Von Dr. Wolf-Dieter Stohrl

Wer über die Jahre hinweg die Vegetation beobachtet, wird sicherlich gemerkt haben, dass jedes Jahr eine andere Wildpflanze oder „Unkraut“ besonders gut gedeiht. Das scheint weniger vom Wetter abzuhängen als wie von subtileren Einflüssen, wie etwa planetarische  Konstellationen. Von letzterem sind die biodynamischen Gärtner und Bauern überzeugt. Dieses Jahr war der Feinstrahl (Erigeron annuus), auch Einjähriges Berufkraut genannt, besonders dominant. 

Das vom Juni bis Oktober üppig blühende Kraut ist eine Augenweide. Mit seinen gelben Rohrblüten, umgeben von einem Kranz weißer Zungenblüten, ähnelt es dem Gänseblümchen. Nur ist dieses „doldige Maßliebchen“ viel höher (50 bis 100cm) und formt verzweigte Blütenstände. Schaut man sich die Blüten genauer an, dann merkt man, dass die vielen feinen Zungenblätter — es sind rund 80 pro Blüte — blasspurpur angehaucht sind. Der Feinstrahl wurzelt bis zu einem Meter tief und, typisch für eine Pionierpflanze, produziert bis zu 25.000 Samen pro Pflanze. 

Dieses Berufkraut kam ursprünglich aus Nordamerika. Um 1625 kam es nach England, wo es wegen seiner Schönheit in Blumengärten ausgesät wurde. Man nannte es fleawort (Flohwurz), da man, wie bei der verwandten einheimischen Dürrwurz, das getrocknete Kraut zum Räuchern benutzte, um lästige Flöhe zu vertreiben. Im 18. Jahrhundert war der Feinstrahl eine beliebte Gartenblume.

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