Regenerative Landwirtschaft ist der Schlüssel zu gesunden Böden und qualitativ hochwertigen Erträgen. Durch die Förderung des Bodenlebens schafft sie nachhaltige Lösungen für Unkräuter, Pflanzenkrankheiten und Bodenprobleme. Im Fokus stehen natürliche Prozesse und die Symbiose von Pflanzen und Mikroorganismen, die eine bessere Bodenstruktur und höhere Erntequalität ermöglichen.
raum&zeit: Sie definieren sich als Manager von Lebensprozessen . Können Sie uns etwas über Ihre Arbeit erzählen und was dieser Begriff genau bedeutet?
Dietmar Näser: Der Begriff Regenerative Landwirtschaft stammt aus dem Umfeld des Rodale-Institute und wurde von Robert Rodale in den 1970er Jahren geprägt. Lange war sie eher unbekannt, bis wir ich und einige Kollegen wie Friedrich Wenz die Idee im deutschsprachigen Raum populär gemacht haben. Die zentrale Frage dabei ist: Was wird regeneriert? Für mich steht die Erntequalität im Mittelpunkt, also Produkte mit höchstem Vital- und Mineralstoffgehalt. Dies gelingt nur durch die Förderung des Bodenlebens. Wenn wir das Bodenleben regenerieren, können wir auch den Humusgehalt im Boden steigern, was wiederum die Bodenfunktionen verbessert. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz: Das Bodenleben wird durch optimale Milieubedingungen unterstützt, die Fotosyntheseleistung der Pflanzen gesteigert, und Probleme wie Unkraut, Schädlinge oder Krankheiten werden bodenfördernd gelöst.
Prozesse aktiv managen
r&z: Wie gehen Sie dabei konkret vor?
D. N.: Die Grundlage ist die Beobachtung und Messung. Für die Fotosynthese beispielsweise benutze ich ein Refraktometer, um die Saftqualität der Blätter zu messen. Das Bodenleben beurteile ich durch Methoden wie die Gare-Ansprache, bei der Luft, Ernährung, Temperatur und Feuchtigkeit überprüft werden. Ergänzend nutze ich Analytik, um den Redoxwert, den pH-Wert und die Leitfähigkeit des Bodens zu bestimmen. Das Ziel ist, die Prozesse aktiv zu managen, nicht nur zu beobachten. Landwirte müssen verstehen, dass sie nicht einfach Methoden anwenden, sondern ihre Kulturführung so steuern sollten, dass sowohl die Erntequalität als auch die Bodenregeneration im Fokus stehen.