Drei Millionen Euro von der EU gegen Impfskepsis

Jitsuvax:

Seit April 2021 läuft das im EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ mit rund drei Millionen Euro geförderte Projekt „Jitsuvax“, das der Impfskepsis entgegen treten soll. Der Name ist dem Jiu-Jitsu entlehnt, einer sanften Selbstverteidigungstechnik der japanischen Samurai.

WHO: Impfverweigerung als ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit
Als Hauptziel des bis März 2025 ausgelegten Forschungsprojektes heißt es auf dessen Homepage: „Fehlinformationen über Impfungen zu minimieren.“ Und: „Angehörige der Gesundheitsberufe durch Impfung und Gegenargumentation aufzuklären, um sie so für eine konstruktivere Kommunikation mit Patientinnen und Patienten zu rüsten und das öffentliche Vertrauen in Impfungen zu stärken.“ Denn, so heißt es weiter: „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Impfverweigerung – also die Verzögerung oder Verweigerung von Impfungen ohne medizinische Indikation – als ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Menschen weltweit.“

Norbert Häring kritisiert das Projekt als fragwürdig und manipulativ
Dazu schreibt der Handelsblatt-Journalist Norbert Häring auf seiner Homepage: „ (…) Das ist schon fragwürdig. Zum einen, weil hier Menschen, die einer bestimmten Impfung gegenüber skeptisch sind, zum Beispiel gegenüber den experimentellen mRNA-„Impfungen“ gegen Covid-19, und dies öffentlich äußern, summarisch als „Gegner“ deklariert und behandelt werden. Ihnen werden generell niedere Motive und unlautere Mittel unterstellt, und außerdem, dass sie auf jeden Fall unrecht haben. Jedenfalls gibt es, soweit ich sehen konnte, nirgends einen expliziten Versuch zu unterscheiden, zwischen zu bekämpfenden unlauteren „Gegnern“ und Menschen, die aus guten Gründen oder irrtümlich skeptisch sind und entsprechend argumentieren, und zwar ohne unlautere Tricks. Zum anderen, weil das Projekt durchgängig auf psychologische Manipulation setzt.“ Norbert Häring kritisiert u.a. das Aushebeln des folgenden Arguments: „Informationen von Pharmaunternehmen sind von finanziellen Interessen geleitet.“ Denn, so die Jitsuvax-Lesart, wäre es ja selbstverständlich, dass alle Profit machen wollen. Oder das folgende: „Manche Leute lehnen Impfungen auf Basis des falschen Glaubens ab, der Körper habe ’natürliches Heilungspotential’“. (Anmerkung der Redaktion: Hat der Mensch kein Immunsystem mehr? Und: Soll kapitalistisches Gewinnstreben wirklich so im Vordergrund stehen oder sollte es nicht vielmehr darum gehen, den Menschen ehrlich zu helfen und dafür dann im Gegenzug anständig bezahlt zu werden?)

Ergebnisse von Jitsuvax sollen global verbreitet werden
Seit dem Start des Projektes unter der Leitung der Universität Bristol war das Forscherteam aus insgesamt fünf Universitäten europaweit an über 76 Medienbeiträgen beteiligt, hat über 20 Artikel veröffentlicht und über 37 wissenschaftliche Vorträge gehalten. Durch die Kontakte des Teams und frühere Zusammenarbeit mit der WHO und UNICEF soll das Wissen aus dem Projekt danach global verbreitet und genutzt werden.

Deutsche Teilprojektleitung unterfütterte „Pandemie der Ungeimpften“
Laut Norbert Häring war die Psychologin und deutsche Teilprojektleiterin von Jitsuvax Cornelia Betsch, die die Professur für Gesundheitskommunikation an der Uni Erfurt innehält, etwa auch an der Studie beteiligt, derzufolge die damalige Covid-Krise im November 2021 in Deutschland vor allem von den Ungeimpften ausging. Das Narrativ der „Pandemie der Ungeimpften“ wurde vielfach aufgegriffen – vom RKI, von Politikern, Experten – obwohl es sich hinterher als defnitiv nicht richtig herausstellte.