Alle Eindrücke und Erfahrungen in unserem Leben werden als Bilder abgespeichert. Sie bestimmen auf vielfältige Art und Weise unser Denken und Handeln. Woher kommen die inneren Bilder in unserem Bewusstsein? Warum entfalten sie eine solche lebensverändernde Kraft? Was passiert dabei im Gehirn? Wie können wir die Macht der inneren Bilder in unserem Leben entfalten? Der Salzburger Neurologe und Autor Dr. Klaus-Dieter Kieslinger stellt diese zutiefst menschliche Fähigkeit aus Sicht der modernen Wissenschaft vor.
Wer sich mit der Macht der inneren Bilder beschäftigt, stellt schnell fest, dass uns die bildlichen Vorstellungen, die wir uns machen, von frühester Kindheit an bis ins höchste Alter begleiten. Wir als Menschen können gar nicht anders, als uns eine Vorstellung von der Welt zu machen. Was uns die Erkenntnisse aus Psychologie und Neurobiologie des 21. Jahrhunderts lehren, ist, wie wir diese Fähigkeit noch gezielter einsetzen können und – was dabei im Gehirn vorgeht.
Vom Schamanismus zur Moderne
Aus der modernen Psychotherapie ist die Arbeit mit inneren Bildern nicht mehr wegzudenken. Der erste, der diese zutiefst menschliche Fähigkeit aus der Ecke der Esoterik in die Wissenschaft zurückholte, war der Schweizer Arzt und Psychiater Carl Gustav Jung. Als ein früher Weggefährte des Erfinders der Psychoanalyse, Sigmund Freud, schlug Jung bald seinen eigenen Weg ein, indem er die Imagination als Möglichkeit entdeckte, in das menschliche Unbewusste vorzudringen.