Pecherei in Niederösterreich: Traditionelles Handwerk mit Geschichte

Die Pecherei ist ein altes, regional verwurzeltes Handwerk, das in Niederösterreich vor allem rund um die Schwarzföhre – auch Schwarzkiefer genannt – betrieben wird.

Dabei wird Baumharz – das sogenannte Pech – durch gezieltes Anritzen der Baumrinde gewonnen. Die Pecherei war bis in die 1970er Jahre für viele Familien in der Region ein wichtiger Erwerbszweig, heute gibt es nur noch wenige aktive Pecher. Dazu gehört beispielsweise die Pecherei der Familie Rendl in Waidmannsfeld (Österreich). Um das Harz zu gewinnen, wird bei geeigneten Bäumen ein etwa drei Zentimeter breiter Rindenstreifen entfernt und die oberste Holzschicht leicht angehobelt. So öffnen sich die Harzkanäle, und das Harz kann in spezielle Sammelgefäße – die „Pechhäferl“ – fließen.

Diese Arbeiten erfolgen regelmäßig über viele Monate hinweg, meist von Februar bis Oktober. Nur ältere Bäume ab etwa 60 Jahren werden gepecht, da jüngere noch im Wachstum stehen. Mit dem nötigen Wissen können Schwarzföhren bis zu 40 Jahre lang harzspendend genutzt werden, ohne Schaden zu nehmen. Zum Saisonende wird im Herbst zusätzlich das sogenannte Scherpech gesammelt – Harz, das nicht in die Gefäße geflossen ist. Es wird von Hand abgeschabt, getrocknet und unter anderem als regionales Räucherharz verwendet. Aus dem gewonnenen Pech entstehen bis heute bewährte Naturprodukte wie Pechsalbe oder Pechseife.

Diese traditionellen Anwendungen haben eine lange Geschichte und werden noch immer in kleinen Betrieben weitergeführt. Die Bedeutung und Einzigartigkeit dieses Handwerks wurde 2011 anerkannt: Die Pecherei zählt seither zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO in Österreich.

Bildnachweis Einstiegsbild: © Pecherei Familie Rendl