Das Konzept eines Thorium-Hochtemperaturreaktors (THTR) wurde in Deutschland ab den 1950er Jahren entwickelt. Dieser Reaktortyp bietet einige Vorteile gegenüber Leichtwasserreaktoren.
So nutzt er das leicht verfügbare und reichlich vorhandene Isotop Thorium-232 als Brennstoff und das reaktionsträge Edelgas Helium als Kühlmittel, wodurch weder eine Knallgasexplosion mit Wasserstoff wie in Fukushima noch eine Druckexplosion durch Wasserdampf möglich ist. Außerdem entstehen bei der Verwendung von Thorium als Brennstoff weitaus weniger radioaktive Abfälle.
Verängstigte Bevölkerung
Doch trotz dieser vielen Pluspunkte ging der THTR-300 (Leistung: 300 Megawatt) in Hamm-Uentrop nicht in Betrieb. Nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl 1986 herrschte große Angst in der Bevölkerung. Als dann auch noch kurz nach Tschernobyl ein kleiner Störfall beim THTR auftrat, war das Schicksal des THTR in Deutschland besiegelt. Im Jahr 1989 wurde er endgültig stillgelegt.
Flüssigsalzreaktor
Doch andere Länder wie Südafrika, USA und China griffen das Konzept auf und trieben eigene Entwicklungen voran. China hat nun in der Wüste Gobi seinen ersten Thorium-Testreaktor in Betrieb genommen. Die neue Technologie arbeitet mit geschmolzenen, also flüssigen Salzen, die sowohl als Brennstoff als auch als Kühlmittel dienen. Dadurch wird die Strahlenbelastung noch weiter reduziert, es entsteht nahezu kein Abfall und die Sicherheit ist höher als bei herkömmlichen Urananlagen. Ein Super-GAU wie in Tschernobyl oder Fukushima ist physikalisch fast ausgeschlossen. Selbst bei Stromausfall oder Kühlversagen würde sich der Reaktor von selbst beruhigen.
Der Reaktor liefert derzeit eine thermische Leistung von 2 Megawatt (was einer elektrischen Leistung von rund 600 Kilowatt entsprechen dürfte). Damit könnte man zwar nur rund 1500 Haushalte mit Strom versorgen, doch was im Kleinen gelingt, ist auch nach oben hin skalierbar.
Vorräte reichen für Jahrtausende
Die chinesischen Forscher vom Shanghai Institute of Applied Physics betonen, dass die Thorium-Reserven im Land ausreichen würden, um die nationale Stromversorgung theoretisch für tausende Jahre zu sichern. Ein weiterer, größerer Thorium-Schmelzsalzreaktor mit einer Produktionskapazität von 10 Megawatt Strom ist in Bau. Er soll bereits im Jahr 2030 in Betrieb gehen.