Verantwortung für das Leben 

Über ein beispielloses Engagement für den Regenwald und seine Bewohner

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© Richard Weixler

Gerne schmücken sich Unternehmer damit, etwas Gutes für die Natur oder Dritte Welt Länder zu tun und überweisen eine angemessene Summe. Ein herausragendes Beispiel wirklichen Engagements aber liefert der österreichische Schwimmteich-Bauunternehmer Richard Weixler, der schon ...
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Verantwortung für das Leben 
Von Richard Weixler, Wels, Österreich – raum&zeit Ausgabe 182/2013

Gerne schmücken sich Unternehmer damit, etwas Gutes für die Natur oder Dritte Welt Länder zu tun und überweisen eine angemessene Summe. Ein herausragendes Beispiel wirklichen Engagements aber liefert der österreichische Schwimmteich-Bauunternehmer Richard Weixler, der schon seit 15 Jahren mehrere Monate im Jahr in Lateinamerika verbringt, um sich dort für den Schutz des Regenwaldes und die Verbesserung der Lebensumstände der Ureinwohner einzusetzen.

Verbrechen an der Urbevölkerung

In den letzten 500 Jahren wurden in Lateinamerika 90 Prozent der Indianer durch das Eindringen der Europäer und Amerikaner ausgerottet und hunderte Millionen Hektar Regenwald zerstört. Auch in den letzten Jahrzehnten hat man im Namen des „Fortschritts der Zivilisation“ durch Konzerne, Großgrundbesitzer, die Drogenmafia und Politiker hunderttausende Indianer vertrieben, ermordet, versklavt und ihren Lebensraum, den Primärregenwald, zerstört. Die resultierenden Gewinne lassen die „Erste Welt“ in Luxus leben.

SOS im Regenwald

Dagegen möchte ich etwas tun. Im Mai 2012 feierte unser Verein „SOS Regenwald“ sein zehnjähriges Jubiläum. Es gelang uns, den Schutz von mehr als 130 000 Hektar Regenwald und Unterstützung für mehr als 100 Indianerstämme in Lateinamerika durchzusetzen. Viele „Regenwald- und Indianerfreunde“ im Hintergrund unterstützen die Projekte. Von den Gewinnen meiner Schwimmteich-Baufirma setze ich 90 Prozent für dieses Engagement ein. Seit ich selbst ermordete Indianerkinder und zerstörten Regenwald sah, ist es meine Lebensaufgabe, den Lebensraum der Ureinwohner zu retten und sie zu unterstützen.

Jedes Jahr verbringe ich daher fünf, sechs Monate in Lateinamerika, wo ich immer wieder mit den Indianern im Regenwald leben darf. Neben vielen schönen Erlebnissen bin ich auch Zeuge von Zerstörung und Verfolgung. Gott sei Dank konnten wir aber schon viel Gutes vor Ort erreichen.Gerne besuche ich immer wieder Indianerstämme, die wieder glücklich in ihrer Heimat leben können.

Weisheit der Indianer

Viele südamerikanische Ureinwohner haben eine hervorragende Kultur, von der wir Europäer nur lernen können. Es herrscht absolute Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. Die Kinder sind am wichtigsten für den ganzen Stamm. Alle Dorfbewohner haben wunderbaren Kontakt miteinander. Es gibt keine Egozentrik, keine Lügen, keinen Diebstahl. Die Schamanen machen oft Sitzungen mit allen Dorfbewohnern, zelebrieren fast jeden Tag spirituelle Rituale und kommunizieren mit Geistwesen. Sie danken Gott für ihr Dasein und das gute Leben. Für die Indianer ist Gott überall. Schamanen heilen viel durch den Ruf der Geister der Ahnen – und es ist für sie völlig klar, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Viele Indianer pflegen Permakultur, essen hauptsächlich vegetarisch und nutzen mehr als 1 000 Heilpflanzen.

Schutzprojekte

Die Waorani-Indianer leben sehr abgeschlossen von der modernen Welt, was auch durch Unterstützungen von Richard Weixler möglich ist.

Richard Weixler mit Kogi Ureinwohnern der Sierra Nevada. Da er an Grippe erkrankten Kindern helfen konnte, ernannte ihn der Schamane mit der weißen Mütze zu einem „Kollegen“.

Auch dieser Junge konnte von einer Grippe durch Sternanis geheilt werden. Grippeviren sind für Naturvölker viel gefährlicher, da ihr Körper keine Abwehrkräfte dagegen hat.

Eine junge Frau der Nukak Maku, die mit einer Gruppe in ein neues, für sie sicheres Dorf gebracht wurde.

Da diese Ureinwohner kein Geld haben und wenig über das Gesetz und ihre Rechte wissen, brauchen sie juris-tische und finanzielle Unterstützung. Dort setzen wir an. So wurden 2002 in Ecuador Erdölkonzerne aus dem Regenwald der Shuar-Indianer am Rio Napo in Ecuador vertrieben. Dort investierten wir in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für bedrohte Völker circa 15 000 Euro für Anwälte, damit der Lebensraum vermessen wurde. Es wurden 8 000 Hektar ins Grundbuch eingetragen – Lebensraum im Regenwald, wo es seitdem verboten ist, Öl zu fördern. 

Auch in der Nähe der Shuar-Dörfer, im artenreichsten Regenwald der Welt, dem Lebensraum der Waorani-Indianer, erreichten wir durch Unterstützung der Dörfer, dass Erdölkonzerne nicht eindringen und die isoliert lebenden Indianer unbehelligt bleiben. Es waren bereits Krankheiten eingeschleppt worden, die auch zu Todesfällen geführt hatten. Glücklicherweise konnten wir vielen Indianern mit Naturheilmitteln helfen. 

Kolumbien

Neben seinen Aktivitäten für die Indianer zeigte der Lebensretter auch ein Herz für diese Anakonda, die beinahe erschlagen worden wäre.

Paramilitär, Guerilleros und das Militär sind oft Komplizen internationaler Konzerne. Damit sie Gewinne machen und Ölpalmen setzen konnten, wurden viele Indianer und andere Menschen vertrieben und ermordet. Aber auch Soja, Bananen und Kokaplantagen, Eisen- und Goldminen raubten zehntausenden Menschen ihren Lebensraum.

Im Jahr 2005 wurden im Friedensdorf „San Josesito“ im Choco 176 Einwohner und deren Kinder von Paramilitärs und Militär ermordet, da sie sich nicht den Guerilleros und dem Militär anschließen wollten. Seither unterstützt SOS-Regenwald auch dieses Dorf in Zusammenarbeit mit dem „Friedensdorf Tamera“ in Portugal. Zur Absicherung der Bewohner und der Natur erwarben wir circa 2 Millionen m2 Lebensraum im Regenwald.

Auch unterstützte ich die hochspirituellen Kogi- und Ika-Indianer, die in der Sierra Nevada auf etwa 3 500 Metern Höhe leben. Zuvor wurden sie oft brutal vertrieben und ermordet, nur damit die Drogenmafia Kokain produzieren konnte. Wir schenkten ihnen Naturheilmittel gegen eingeschleppte Krankheiten wie Grippe, Masern und Hepatitis.

In San Jose de Guaviare im Süden Kolumbiens wurden aus dem Regenwald mehr als 200 isoliert lebende Nomaden, die „Nukak Maku“ vertrieben, damit Guerilleros und die Drogenmafia Koka pflanzen und Konzerne das Metall Tantal für Handys fördern konnten. Bisher wurde dies im Kongo gewonnen, wo Millionen von Menschen den Tod fanden.

Für ein geschützteres und menschenwürdiges Leben finanzierten wir den Nukak Maku den Bau von Hütten mit dichten Dächern, besorgten Hängematten, Kleidung, Naturheilmittel, Nahrung und Saatgut für die Bepflanzung mit Permakultur. Erfreulicherweise konnten wir zwei Dutzend der Nukak Maku wieder in ihre Region zurückbringen, indem wir ein Boot finanzierten, das sie in einen Teil des Regenwaldes brachte, der nicht besiedelt und gefährdet ist. 

Auch im Süden dieser Region, im Amazonastiefland am Rio Vaupes und Rio Pira Parana unterstützten wir 21 Indianerdörfer. 

Schutzprojekt Peru

Ein Mädchen der Huni Kuin wurde rasch von Grippe und Entzündungen geheilt.












Richard Weixler mit einem Schamanen der Kaxinawa. Dieser zeigte Weixler 550 Heilpflanzen, die rund um das Dorf gepflanzt waren.




Das größte Regenwald-Indianerschutzprojekt von SOS-Regenwald wurde 2011 am Rio Ucayali gestartet. In konstruktiver Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ministerium wurden viele Indianerdörfer der Shipibos und Ashaninka unterstützt, die vorher nur von Holz-Konzernen Geld erhalten hatten, um riesige Flächen Regenwald illegal abzuholzen. Nun unterstützen wir die Bewohner bei ihrer Permakultur, biologischer Landwirtschaft, Wiederbewaldung, Heilpflanzen und Hilfe bei der Produktion und dem Verkauf von schönen Armbändern und Schmuck. 2011 traten sechs Indianerdörfer mit ihrem Lebensraum in das Schutzgebiet SOS-Regenwald ein. 2012 wuchs das Projekt durch weitere Investitionen auf 114 000 Hektar. 47 Indianerdörfer waren nun in das Projekt eingestiegen. Wir erhielten von der Regierung die Konzession des Schutzgebietes, das auch als solches ins Grundbuch eingetragen wurde.

Nahe dem Schutzgebiet befindet sich der riesige Nationalpark Alto Purus nahe der brasilianischen Grenze, wo die Huni Kuin und andere isolierte  Indianerstämme am Rio Purus leben. Dort wollte ein italienischer Pries-ter in Zusammenarbeit mit Konzernen, Kongressabgeordneten und Siedlern eine Straße errichten lassen, was wir glücklicherweise stoppen konnten. Krankheiten, Tod und die Zerstörung großer Regenwaldflächen wären auch hier die Folge gewesen. In Zusammenarbeit mit der Indianerorganisation Aidesep und weiteren Initiativen konnten wir eine Umfragekampagne ILO 169 der UNO organisieren. Mehr als 95 Prozent aller Indianer sprachen sich gegen den Straßenbau aus. 

Hilfe mit Naturheilmitteln

Viele Indianer sind gegen Grippe, Hepatitis, Masern oder Parasiten nicht resistent und sterben an ihnen. Aber auch Antibiotika und andere Medikamente vertragen sie nicht. So begannen wir, ihnen mit reinen Naturprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln zu helfen, die wir dankenswerterweise kiloweise von der Firma Aquarius bekamen.

Brasilien

Von Alto Purus reiste ich mit einem indianischen Freund in die Region ACRE in Brasilien – dort leben viele Indianer, die Kaxinawa, die vor Jahren aus Peru vertrieben worden waren. Auch ihnen konnte ich vielerorts mit Naturheilmitteln helfen.

Dort traf ich die älteste Frau der Welt – so eine österreichische Zeitung. Und tatsächlich war sie 121 Jahre alt. Auf meine Frage, wie sie sich ernähre, sagte sie, dass sie nur Naturprodukte aus der Region aß, also Papaya, Ananas, Mango, Orangen, Yucca, Acai, Maniok, grüne Blätter von Büschen und Bäumen, Soja aus der Natur, Fische – sonst kein Fleisch.

Stopp des Staudammprojektes BeloMonte in Brasilien

Ein großer Erfolg war es, als das Staudammprojekt am Rio Xingu und die Vertreibung von 20 000 Indianern gestoppt werden konnten – auch durch Aktionen und der Unterstützung von SOS-Regenwald „Rettet den Regenwald“.

Mehrere Wochen lange lebte ich mit den Xipaya-Indianern und half ihnen, die Masern zu überwinden. Ich wunderte mich über ihr europäisches Aussehen und bekam folgende schockierende Erklärung: Vor etwa 100 Jahren waren Portugiesen in großen Booten in die Region gekommen und hatten Frauen verschleppt und vergewaltigt. Die Indianer hatten dieses Wissen mündlich aufbewahrt. 

In Kolumbien wurde ich Zeuge eines Massakers – fast ein ganzes Dorf war ermordet worden, nur damit ein Konzern Ölpalmen setzen konnte. Auch heute noch werden in vielen Ländern Südamerikas Menschen vertrieben und getötet. Zur Ertragssteigerung.

Costa Rica

Schon 1998 erwarb ich 100 Hektar Regenwald-Schutzgebiet im wilden Süden von Costa Rica und errichtete ein SOS-Regenwald Zentrum. Das Haus wurde aus zwei Bäumen errichtet, die jahrelang umgestürzt im Regenwald gelegen hatten – denn Bäume würde ich niemals fällen. Von dieser Basis aus bin ich immer in wenigen Stunden bei anderen Projekten in der Gegend. Auch in Costa Rica unterstützte ich Indianer, die Terribes, die am Rio Terraba leben. Dort wollte die Regierung einen Staudamm errichten und den gewonnenen Strom nach Kalifornien liefern. Auch hier leiteten wir umfangreiche Aktionen ein: Die Finanzierung von Anwälten, Untersuchungen der Universitäten, Seminare und Petitionsschreiben an die Regierung. Dieses Staudammprojekt ist nun zu 100 Prozent gestoppt und 11 600 Hektar Regenwald gerettet!

In Costa Rica unterstütze ich seit 1994 auch das Projekt „Regenwald der Österreicher“ von Prof. Michael Schnitzler, dem Enkel von Arthur Schnitzler, der schon um die 15 000 Hektar Regenwald retten konnte. Dies war letztlich mein Vorbild: „SOS Regenwald“ konnte bisher mehr als 130 000 ha retten. Dabei garantiere ich, dass 100 Prozent aller Spenden direkt bei unseren Projekten landen. Und: Jede Spende erhöhe ich aus eigener Tasche um 100 Prozent. So freue ich mich, vielleicht auch mit Ihrer Unterstützung weiterhin vielen bedrohten Naturvölkern und Tieren in Südamerika helfen zu dürfen!

Der Autor

Richard Weixler

wurde 1951 geboren und hat fünf Kinder. Nach einer 16-jährigen Tätigkeit als Biologielehrer begann er mit dem Schwimm-teichbau und gilt heute als einer der führender Experten. 1988 gründete er seine Firma. In diesem Jahr begann auch sein Engagement für den Regenwald, für das er seit einigen Jahren 80 Prozent aller Gewinne des Unternehmens spendet.             

www.sos-regenwald.at

© Alle Bilder Richard Weixler

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